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Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Titel: Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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um die Sicherheit der Jungen besorgt sein?«
    »Ich weiß sehr gut, worum ich mir Sorgen machen muss, vielen Dank. Aber wenn ich nicht arbeite, haben wir nichts zu essen, so einfach ist das.«
    Sie kaute ihre Frühstücksflocken und sah Declan an. Der aß schweigend und genoss seine Mahlzeit offenbar. Dann bemerkte er ihren Blick.
    »Das schmeckt gut. Danke.«
    Er war bestimmt Besseres gewöhnt, vermutlich wollte er nur höflich sein. »Gern geschehen«, brummte sie.
    Georgie rutschte auf seinem Stuhl herum und schaute sie an. »Jack meinte, du hast gestern nach William gerochen.«
    »Georgie!«
    Zu spät. Ein raubtierhaftes Funkeln trat in Declans Augen. Der Blaublütige wurde munter wie ein Hai, der einen Tropfen Blut gewittert hat. »Wer ist William?«
    »Niemand, der Sie etwas angeht«, versetzte Rose.
    »Das ist so ein Typ, der Actionfiguren mag«, stand Georgie ihm hilfreich zur Seite. »Er wollte sich mit Rose verabreden, aber sie hat Nein gesagt.«
    »Lässt sich eure Schwester oft auf Verabredungen ein?«
    »Wöchentlich«, sagte Rose.
    »Nie«, verkündete Georgie im selben Moment. »Das liegt daran, dass Brad Dillon sie bei ihrer letzten Verabredung kidnappen wollte.«
    Sie starrte ihn an. Woher wusste er das?
    »Das hat mir Mémère erzählt. Brad hat ihr einen Knüppel auf den Kopf gehauen, da hat sie ihn mit ihrem Blitz angesengt. Jack und ich fanden William ganz okay. Aber Brad ist ein Schleimsch-«
    »George!« Rose legte eine Tonne Stahl in ihre Stimme. »Geh dir die Zähne putzen und weck deinen Bruder!«
    Er glitt vom Stuhl und verzog sich.
    Declan beugte sich vor, seine Miene wirkte wie vereist. »Dieser William. Wie sieht er aus?«
    »Erschreckend gut«, teilte Rose ihm mit.
    »Das kann alles Mögliche bedeuten.«
    »Es geht Sie gar nichts an, wie er aussieht.«
    »Und ob mich das was angeht. Wenn er mir begegnet, muss ich ihn davon abbringen, Ihnen den Hof zu machen. Sie wollen gewiss nicht, dass ich auf einen Wildfremden losgehe, oder?«
    Sie trug ihre Schüssel zum Spülbecken.
    »Rose«, rief er. »Das ist wichtig. Wie sieht William aus?«
    Rose spülte ihre Schüssel aus, hob den Blick zum Küchenfenster und erkannte Leanne Ogletree, die mit entschlossenen Schritten den Fußweg zum Haus hinaufkam. Ein sorgenvoller Ausdruck kniff Leannes Gesicht zu einer bleichen Maske zusammen. Rose wäre auch nicht verblüffter gewesen, wenn in diesem Moment ein großer, rosa Elefant mit Flügeln in sämtlichen Regenbogenfarben vor ihrem Heim aufgetaucht wäre. Was sie hatte sagen wollen, verdorrte ihr auf der Zunge.
    Declan baute sich neben ihr auf. »Wer ist das?«
    »Die ehemalige Heimsuchung meiner Existenz. Bleiben Sie im Haus, bitte.«
    Rose wappnete sich und trat auf die Veranda hinaus.
    Leanne kam bis an die Stufen. Sie war eine magere, schmalhüftige Frau, die ausschließlich aus spitzen Winkeln zu bestehen schien: spitze Ellbogen, spitze Knie, ein spitzes Gesicht und ein Blick, der, wie Rose aus Erfahrung wusste, scharf wie ein Messer sein konnte. Sie hatten seit vier Jahren nicht miteinander gesprochen. Rose lebte zurückgezogen, und Leanne war in gesellschaftlicher Hinsicht auch nicht gerade flatterhaft, jedenfalls nicht, seit Sarah Walton geheiratet hatte und weggezogen war. Die paar Mal, die sie sich in der Öffentlichkeit über den Weg gelaufen waren, hatten sie sich gegenseitig in schweigender Übereinkunft ignoriert.
    Allerdings war es verflucht schwer, jemanden zu ignorieren, der direkt vor ihrer Veranda stand.
    »Morgen, Leanne.« Rose bemühte sich um einen manierlichen Tonfall.
    »Morgen.«
    Leannes Gesicht war blass, und in ihren blauen Augen erkannte Rose einen Anflug von Angst.
    Rose hätte ein Dutzend verschiedener Dinge sagen können – über Sarah, die mittlerweile leugnete, Leanne überhaupt noch zu kennen; über Leannes Mann, Beau Ogletree, der sich zu irgendwelchen Abenteuern aus dem Staub gemacht hatte; über Leannes Vater, der erst letzten Sonntag dermaßen voll gewesen war, dass er auf die Stufen vor der Kirche gekotzt und damit sämtliche Christen im hiesigen Edge auf ewig geschockt hatte. Aber so wie Leanne dastand, mit diesen angstvollen Augen, verzichtete Rose auf all das.
    »Was ist los?«, erkundigte sie sich einfach.
    »Es geht um Kenny Jo. Wir waren bei Amy Haire, um ihr mit ihrer Großmutter Elsie zu helfen. Du kennst sie doch?«
    »Elsie Moore? Die mit den Teegesellschaften?«
    »Sie hatte sich in ihrem Zimmer eingeschlossen und wollte nicht rauskommen.

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