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Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Titel: Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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Kieselstein im Alleingang ein ganzes Terroristencamp aufmischen.«
    Rose schüttelte den Kopf.
    »Und ein Hingucker ist er auch«, fügte Teresa hinzu. »Genau wie der andere Kerl.«
    Latoyas Augen leuchteten auf. »Welcher andere Kerl?«
    Emersons Stimme hallte von den Wänden seines kleinen Büros wider und klingelte Rose in den Ohren. »Glauben Sie ernsthaft, Sie können den Vormittag blaumachen und ich bekomme das nicht mit?«
    Rose riss sich zusammen und sah Emerson an: ein Leichtgewicht von durchschnittlicher Größe, mit beginnender Glatze und rehbraunen Augen. Emerson entstammte einer alten hiesigen Familie. Sein Großvater hatte Versicherungen verkauft, sein Vater das Geschäft erweitert, das sein jüngerer Bruder immer noch leitete, während Emerson nie sonderlich aufgefallen war. Ein arroganter, herablassender Typ, der schnell die Nerven verlor, was ihn zu einem jämmerlichen Versicherungsmakler machte. Wer eine Versicherung kaufte, wollte auf Nummer sicher gehen, aber das Einzige, was seine Kunden mit Sicherheit bekamen, war Emersons aufgeblasenes Ego.
    Ungefähr zwei Stunden, nachdem die Frauen den Burger King verlassen hatten, rief er fuchsteufelswild an und verlangte von Latoya, dass sie Rose nach ihrer Schicht zu seinem Büro fuhr. Offensichtlich, um ein für alle Mal ihr Gehör zu ruinieren.
    »Was haben Sie dazu zu sagen?«
    »Bei Amy Haire zu Hause gab es ein Problem …«
    »Da scheiß ich drauf.« Er stierte sie lange mit bebenden Nüstern an. »Sie bekommen diese Woche kein Geld von mir.«
    »Emerson!«
    »Was? Wollen Sie mir sagen, dass das illegal ist und dass ich das nicht machen kann? Tja, wissen Sie was? Ich hab’s schon gemacht!«
    Rose biss die Zähne zusammen. Emerson war ein Arsch, aber das ging zu weit. »Ich habe in zwei Jahren keinen Tag gefehlt.«
    Emerson lachte. »Wissen Sie was, ich hab’s mir anders überlegt. Sie sind gefeuert.«
    »Gefeuert? Weswegen?«
    »Wegen Abwesenheit. Wollen Sie sich beschweren? Nur zu. Wer, zum Teufel, wird Ihnen schon zuhören? Sie sind eine Illegale, zur Hölle, ich kann mit Ihnen machen, was ich will.«
    Ihr Gesicht brannte. Er öffnete den Mund, um mit seinem Gezeter fortzufahren, doch als er ihren Blick sah, zog er es vor, den Mund zu halten.
    »Tun Sie, was Sie nicht lassen können, Emerson«, sagte sie gelassen. »Aber wagen Sie sich nicht ins Edge, solange ich mitkriege, dass Sie kommen.«
    Sie drehte sich um, verließ das Büro und marschierte durch den Flur geradewegs nach draußen. Latoya war nirgends zu sehen; Emersons Hysterie hatte sie vertrieben. So lief das eben im Edge: Jede Familie für sich. Freundin hin oder her, Latoya würde ihren eigenen Job bestimmt nicht aufs Spiel setzen.
    Rose blieb auf dem Gehsteig stehen und starrte Emersons roten Honda SUV mit dem Sonderkennzeichen BOSSMAN an. Bossman. Lachhaft.
    Sie war wie benommen. Der Schlag hatte sie noch gar nicht richtig getroffen, dachte sie. Aber das würde noch kommen, und dann würde sie sich wahrscheinlich irgendwo verstecken und Rotz und Wasser heulen.
    Rose schulterte ihre Tasche und machte sich auf den Weg.

 
    10
    Zwei Stunden später ließ sich Rose mit dem Telefon auf die Verandastufen sinken. Die Füße taten ihr weh. Sie hatte die Zeit, die sie für die vier Meilen vom Blitzblank-Büro bis nach Hause brauchte, für die Suche nach einem neuen Job genutzt. Sie war jedem Hinweis nachgegangen und hatte ihre sämtlichen Kontakte angerufen. Aber keiner stellte irgendwen ein. Und es hatte auch keiner vor, in nächster Zeit jemanden einzustellen.
    Rose spürte den ersten Anflug von Panik. Wie sollte sie jetzt die Kinder versorgen?
    Sie hatte immer gearbeitet. Seit Dad abgehauen war und sogar schon davor hatte sie immer für die Kinder gesorgt. Sie waren nicht reich, aber gehungert hatten die beiden nie. Was sollte sie jetzt machen? Sie besaß keine Ersparnisse. Das bisschen Schmuck ihrer Mutter war längst verkauft – den Erlös hatte sie in den Truck gesteckt. Zuerst gab das Getriebe seinen Geist auf, dann der Auspufftopf, dann die Sicherheitsgurte … ständig war etwas mit der Karre, Probleme, die eine weitere Geldspritze nötig machten.
    Der Plunder auf dem Dachboden würde ihnen nichts einbringen. Sie hatte schon versucht, die Sachen loszuwerden, zuerst bei einer Tauschbörse, dann bei einem Trödelmarkt im Vorgarten, aber kaum jemand hatte irgendwas gekauft. Der Reingewinn betrug am Ende sieben Dollar und zwölf Cent.
    Es gab eine Stelle in der Stadt, vor einer

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