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Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Titel: Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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Schubkarren durch das Spalier aus winzigen pinkfarbenen Rosen auf den Hof ihrer Großmutter. Sie holte tief Luft und schob den Karren hinters Haus, wo er nicht zu sehen war, und breitete für alle Fälle noch eine Plane darüber.
    Großmama Éléonore trank in der Küche ihren Tee. »Wie ich höre, bist du arbeitslos«, sagte sie in derselben Sekunde, in der Rose die Küche betrat.
    Oh, lieber Gottvater im Himmel …
    »Und angeblich wohnt ein Kerl bei dir. Marlene sagt, Geraldine Asper sagt, dass Elsie Moore meint, er wäre ein ziemlicher Hingucker.«
    »Der übernachtet nur bei uns.« Rose ging zum Spülbecken und schrubbte sich die Hände mit Seife ab. Das Letzte, was sie jetzt brauchte, war ein Vortrag über die Gefährlichkeit von Blaublütigen in den eigenen vier Wänden. »Das bringt ein bisschen Geld, damit wir über die Runden kommen.«
    Sie hoffte inständig, dass der Hingucker, sobald er seine Siebensachen zusammenhatte, vorläufig in ihren vier Wänden blieb und sich nicht etwa auf den Weg machte, um nach ihr zu suchen. Wenn er auf Großmamas Schwelle auftauchte, bedeutete das nämlich nichts als Ärger.
    »Die Rabauken sagen, dass dein Übernachtungsgast ein Riesenschwert hat.«
    Rose verdrehte die Augen zur Zimmerdecke. »Was haben sie dir sonst noch erzählt?«
    »Nicht viel. Sie waren ziemlich einsilbig, was das angeht. Passt eigentlich gar nicht zu ihnen. Sieht er gut aus?«
    »Ja.«
    »Aber es ist nicht William, oder?«
    »Nein.« Rose seufzte, ließ sich auf einen Stuhl fallen und langte nach der zweiten Tasse.
    Über ihnen wurde die Decke von kurzen Stößen erschüttert. Die Kinder tobten mal wieder auf dem Dachboden herum. »Was hast du bei Adele rausgekriegt?«
    »Oh, dies und das. Jede Menge Tratsch. Paula erwartet Zwillinge. Aber die sind nicht von ihrem Mann, und wenn er dahinterkommt, wird er ihr ganz schön die Hölle heiß machen. Und noch ein paar andere Sachen.«
    »Was noch?«
    Großmama seufzte schwer. »Hunde sind verschwunden. Und Seth Hines ist ins Broken gezogen, hat Frau und Kinder mitgenommen und so ziemlich alles zurückgelassen. Seine Schwester hat ihn zur Rede gestellt, aber er wollte nichts sagen. Sie konnte kaum etwas aus ihm herausbekommen. Er hat ihr vom Angriff irgendwelcher Ungeheuer erzählt und behauptet, ein Blaublütiger hätte sie gerettet. Das fehlt uns gerade noch, dass hier Edelmänner aus dem Weird herumlaufen.«
    Ja, von der Sorte brauchten sie hier ganz sicher keinen mehr. Rose trocknete sich die Hände an einem Geschirrtuch ab. Das musste dann wohl Declan gewesen sein. Klar. Wer sonst? »Ich glaube, hinten auf der Veranda liegt eins von diesen Ungeheuern in einer Schubkarre.«
    Großmama Éléonore stand auf. »Sehen wir’s uns an.«
    Sie traten auf die rückwärtige Veranda hinaus, und Rose zog die Plane weg. Éléonore fuhr mit den Fingerspitzen über die Kreatur, beugte sich hinunter, bis ihre Nase fast dagegenstieß, schnüffelte an verkohltem Fell und richtete sich wieder auf.
    »Was ist das?«, fragte Rose.
    Éléonore legte die Stirn in Falten. »Ich weiß es nicht«, sagte sie leise. »Kochen wir Tee und finden wir es heraus.«
    Großmama Éléonore nahm ein Stück weißer Kreide und zeichnete mit energischen, geübten Strichen eine Windrose auf die Tischplatte. Georgie stand daneben und sah fasziniert zu. Jack rutschte auf seinem Stuhl herum und hatte die Hände ineinander verschränkt, als würde er beten.
    Rose stellte eine dicke Kerze auf »Norden«, Tramontane , und zündete sie an, die winzige Kerzenflamme tanzte auf dem Docht. Ein Eiswürfel zierte den »Osten«, Levante . Rose fügte im »Süden«, Ostro , einen Brocken Granit hinzu und sah dann Jack an.
    »Jetzt?«, fragte er.
    »Jetzt.«
    Jack öffnete die Hände und ließ eine fette, grüne Raupe auf den Tisch fallen. Rose stupste das Tier in den Westen, Ponente , und spuckte darauf. Die Raupe krümmte sich, rührte sich aber, da sie von einer geringen Menge Zauberkraft festgehalten wurde, nicht von der Stelle.
    Das alles war gute, alte Edger-Magie. Nichts Blitzmäßiges oder Wissenschaftliches, sondern die einfache, erdverbundene Sorte Magie, die immer half. Declan würde sich darüber sicher lustig machen, so wie sich seine ganzen hochnäsigen Kumpels über sie lustig machen würden, wenn sie mit ihm wegginge. Aber das machte nichts. Schließlich musste sie ihm nichts beweisen und hatte auch nicht vor, auf ihre Freiheit zu verzichten. Da konnte er sie anschauen, wie er

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