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Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Titel: Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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göttlichen Willens auf Erden versteht. Ich jedoch bin weder ein Bischof noch ein Botschafter. Wenn es um Umgangsformen geht, ist Ihnen offenbar nicht zu helfen. Aber keine Angst – ich werde schon noch für die nötige Unterweisung sorgen. Für viele, viele Stunden Unterricht in Etikette. Zum Glück besitze ich genügend Geld, um die besten Lehrer einzustellen, und genügend Geduld, um abzuwarten, bis Sie etwas gelernt haben.«
    Als sie sich aufplusterte, nahm sein Gesicht sofort den gewohnten knallharten Ausdruck eines Blaublütigen an.
    »Ich hole Ihre Sachen«, teilte sie ihm mit und wandte sich ab.
    »Sie arbeiten hart, und Ihr Stolz lässt nicht zu, dass Sie Almosen annehmen«, sagte er. »Ich finde das bewundernswert. Aber es gibt einen feinen Unterschied zwischen Stolz und Dummheit. Wie Sie selbst gesagt haben, sind Sie eine alleinstehende Frau und verantwortlich für zwei Jungs. Sie sind arbeitslos und haben keine Aussicht auf eine neue Anstellung. Sie sehen sich einer Bedrohung unbekannter magischer Herkunft gegenüber und sind nur unzureichend dagegen gerüstet. Und ich benötige eine Unterkunft. Ich bin bereit, Sie für Ihre Gastfreundschaft zu bezahlen und Sie und Ihre Brüder während meines Aufenthalts hier gegen diese und jede andere Bedrohung zu verteidigen. Ich habe bereits geschworen, Ihnen und Ihrer Familie kein Leid zuzufügen. Sie erhalten Geld und haben einen tüchtigen, erwachsenen Mann unter Ihrem Dach, und ich bekomme ein Zimmer und drei Mahlzeiten täglich. Mich wegzuschicken ist daher sowohl dumm als auch verantwortungslos, und Sie sind weder das eine noch das andere.«
    Sie blieb stehen. Er hatte recht. »Und was haben Sie davon?«
    »Wie ich schon sagte, schlafe ich nur sehr ungern in einem Zelt. Aber, was noch wichtiger ist, ich habe diesen Ausflug ins Edge nun mal unternommen, und wenn ich mit leeren Händen zurückkomme, mit wilden Geschichten über irgendwelche Phantomhunde, die meine Auserwählte umgebracht haben, mache ich mich damit zum Narren. Ich kann mir gar nicht mehr leisten, Sie zu verlieren. Wenn Sie also auf diesem unklugen Kurs bestehen, schlage ich mein Zelt eben genau hier, wo ich gerade stehe, auf und gebe trotz allem mein Bestes, um auf Sie aufzupassen. Allerdings wird mein Schutz dann weit weniger wirksam ausfallen.«
    Natürlich. Die Begründung eines Söldners. Was anderes hatte sie auch nicht erwartet.
    Die Kinder mussten essen. Ihre Lebensmittelvorräte bestanden derzeit aus drei Packungen Nudeln, sechs Hähnchenkeulen, etwas Reis, ein paar Kartoffeln, einem halben Karton Paniermehl sowie anderthalb Pfund Rinderhack in der Gefriertruhe. Und er würde sie beschützen. Daher wussten sie beide, dass sie sein Angebot annehmen musste. Rose suchte nach einer Ausrede, um nicht das Gefühl haben zu müssen, dass sie in Wahrheit keine Wahl hatte, fand aber keine. Mit einem Mal war sie nur noch müde. »Das kapiere ich übrigens auch nicht so ganz: Sie sind ein Earl, haben Geld und sind nicht gerade hässlich.«
    »Genau genommen sehe ich sogar recht gut aus«, sagte er.
    Gut aussehend waren Normalsterbliche. Sie verdrehte die Augen. »Und bescheiden sind Sie auch noch. Warum sind Sie hier? Und warum wollen Sie, dass ich Sie heirate?«
    »Das verrate ich Ihnen, wenn Sie mich reinlassen.«
    »Wie viel wollen Sie denn zahlen?«, fragte sie.
    »Den üblichen Preis. Eine Dublone pro Tag.«
    Das war mal großzügig. Mehr als großzügig – manche Familien würden ihn für eine einzige Goldmünze eine ganze Woche beherbergen.
    »Eine halbe Dublone pro Tag«, sagte sie.
    »Nein, warten Sie, der Sinn beim Handeln ist, dass Sie einen höheren Preis verlangen.«
    Offenbar war er durchaus zu Sarkasmus fähig. Sie zog es allerdings vor, Sarkasmus nicht zu registrieren, wenn er ihr gerade nicht in den Kram passte. »Mir ist klar, dass ihr im Weird denkt, alle Edger wären Betrüger, aber das sind wir nicht. Ich nehme nicht mehr, als fair ist, weil ich Ihnen nichts schuldig bleiben will. Für Ihre halbe Dublone bekommen Sie das Schlafzimmer und drei anständige Mahlzeiten am Tag, und falls nötig, mache ich Ihnen die Wäsche. Sonst kriegen Sie nichts. Ich lasse Sie unter mein Dach, und ich erwarte von Ihnen, dass Sie mich und meine Brüder mit Respekt behandeln. Wenn Sie gegen diese Abmachung verstoßen, setze ich Sie sofort vor die Tür. Verstoße ich selbst dagegen, erstatte ich Ihnen alle bis dahin angefallenen Unkosten. Habe ich mich klar genug ausgedrückt?«
    »Vollkommen klar.

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