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Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Titel: Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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Explosion vereinten, schoss die Magie aus ihm hervor. Dabei hatte er nur einen Bruchteil seiner Kraft aufgewendet, um ihr zu zeigen, wie gut er war. Declan besaß mehr Selbstkontrolle, als sie gedacht hatte.
    »Nicht böse sein, wenn Sie das nicht auf Anhieb nachmachen können«, sagte er. »Dazu benötigt man einige –«
    Er klappte hörbar den Mund zu, als sie zwei identische Magieströme in den Baum jagte.
    »Du meine Güte …«, hauchte sie unschuldig.
    »Kugelblitz.« Eine Kugel aus Magie zündete über seiner Schulter und krachte mit einem Funkenregen in den Baum.
    Etwas Derartiges hatte sie noch nie gesehen, dafür hatte sie jahrelang Spiralen geübt – vor allem, weil sie Spiralen besonders hübsch fand –, und eine Kugel war schließlich nichts anderes als eine komprimierte Spirale. Der Trick wäre wohl, dem Blitz, so wie er es vorgemacht hatte, einen besonderen Drall zu verleihen. Sie konzentrierte sich und sah zufrieden, wie sich über ihrer Schulter prompt eine weiße Kugel bildete. Die Kugel eierte zwar ein bisschen und flog auch nicht so perfekt wie seine, aber immerhin gelang es ihr, sie in die Baumrinde einschlagen zu lassen.
    Declan schüttelte den Kopf. »Unglaublich.«
    »Dass Sie mich nicht aus dem Konzept bringen können, macht Sie fertig, was?« Rose grinste. Sie gab nie mit ihren Fähigkeiten an. Und ihn als Publikum zu haben gefiel ihr so gut, dass ihr die Spucke wegblieb. Sie hatte es geschafft, einen Blaublütigen aus dem Weird zu beeindrucken. Einen Earl und Exsoldaten. Mehr ging nicht.
    Declan stemmte die Füße ins Gras und konzentrierte sich. Seine Augen glänzten. Ein gespenstischer Windstoß fuhr ihm ins Haar. Da brach eine makellos weiße Säule hinter seinem Rücken hervor und stieg gut einen halben Meter über seinen Kopf. Dann bog sich das obere Ende der magischen Linie in einem Halbbogen bis ins Gras hinab, umkreiste ihn und zirkelte einen perfekten Ring auf die Erde.
    Wow .
    »Atamans Verteidigung«, sagte er und löschte den Kreis.
    Rose versuchte es selbst. Die gerade, nach oben weisende Säule bereitete ihr keine Schwierigkeiten. Als sie die Linie jedoch biegen wollte, beschrieb sie keinen eleganten Bogen wie bei Declan, sondern fuhr in einem spitzen Winkel ins Gras.
    Declan lächelte.
    »Lassen Sie mich das bitte noch mal sehen.«
    Erneut baute er den Lichtbogen auf. »Dafür habe ich ein Jahr lang regelmäßig üben müssen.«
    Rose sah zu, wie der Lichtbogen ihn umkreiste. Herum. Herum. Herum. Wie eine Peitsche. Herum. »Geben Sie mir ein paar Minuten.«
    »Lassen Sie sich ruhig Zeit.« Er setzte sich ins Gras.
    »Wollen Sie etwa dasitzen und mir auf die Finger gucken?«
    »Ja. Hübsche Bauernmädchen angaffen können wir armen, kleinen reichen Jungs schließlich am besten.«
    »Bauernmädchen?«
    Er zuckte die Achseln. »Sie haben mit den Sticheleien angefangen.«
    Sie schnaubte und machte sich an die Arbeit. Es war schwerer, als es aussah, und in den ersten Minuten lenkte sie der Anblick des Mannes im Gras ab. Mit seinem kräftigen Körper, den langen, schlanken Beinen und dem hübschen Gesicht sah er geradezu malerisch aus. Seine grünen Augen verrieten Humor, und als sich ihre Blicke zufällig trafen, zwinkerte er ihr sogar zu. Um ein Haar hätte sie sich an ihrem eigenen Blitz verbrannt. Doch dann konzentrierte sie sich auf ihre Aufgabe, und Declan verging ebenso wie der Rest der Welt.
    Einige Zeit später rührte sich Declan im Gras. »Wollen Sie, dass ich Ihnen verrate, wie man es macht?«
    »Nein!«
    Er grinste.
    Sie mühte sich noch eine halbe Stunde lang ab, bis ihr aufging, dass sie die Lichtsäule leicht anschneiden musste. Zuerst erschlaffte sie nur, doch je mehr sie sich anstrengte, desto tiefer senkte sie sich, bis ihr Lichtbogen sich endlich anmutig neigte und wie ein folgsames Haustier um sie zu kreisen begann.
    Sie drehte sich begeistert um und sah ihn mit großen Schritten über die Wiese auf sie zukommen. Dann hielt er inne und duckte sich unter ihrem wirbelnden Lichtbogen. Er war jetzt so nah, dass sie einander beinahe berührten. Sie ließ ihren Blitz vergehen.
    »Das ist unglaublich«, sagte er leise.
    »So unglaublich auch wieder nicht«, widersprach sie.
    »Ich habe ein Jahr gebraucht, um das zu lernen.«
    »Ich habe viel länger geübt als Sie.«
    »Das sehe ich.«
    Sie schaute ihm ins Gesicht und konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Sie erkannte Bewunderung und Respekt in seinem Blick, eine Wertschätzung, die eigentlich Gleichgestellten

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