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Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Titel: Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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vorbehalten war. So schauten sie einander an. Das Grün seiner Augen wurde dunkler. So, wie er sie ansah, hätte sie am liebsten den halben Schritt gemacht, der sie noch von ihm trennte, und den Mund geöffnet, um sich von ihm küssen zu lassen. Sie konnte seine Lippen fast auf ihren spüren. Als würde sie mit dem Feuer spielen. Rose befeuchtete ihre Unterlippe, biss fast darauf, um den Phantomkuss zu vertreiben, und sah, dass Declans Blick an ihrem Mund hing.
    Oh, nein. Nein, nein, nein. Das ist keine gute Idee.
    Er trat einen Schritt vor und streckte die Hand nach ihr aus. Rose wich seitwärts aus.
    »Danke. Es bedeutet mir viel, das von jemand wie Ihnen zu hören. Aber ich denke, wir heben jetzt besser ein Grab für dieses Ding aus. Der Gestank bringt mich sonst noch um.«
    Damit machte sie sich auf den Weg hinters Haus, um eine Schaufel zu holen.
    »Rose!«, rief er. Seine Stimme klang tief und eine Spur gebieterisch. Aber sie tat, als hätte sie ihn nicht gehört, und ging hinter dem Schuppen in Deckung.
    Nun hatte sie genau das getan, wofür sie beim Mittagessen noch mit Georgie geschimpft hatte. Declan hatte die erste Prüfung bestanden, und wenn er, was ihre Fähigkeiten anging, noch irgendwelche Zweifel hegte, so hatte sie die jetzt gründlich zerstreut. Jetzt wusste er, dass sie nicht nur weiße Blitze schleudern konnte, sondern es darin sogar zur Meisterschaft gebracht hatte. Und so, wie er sie angesehen hatte, war sie sich vollkommen sicher, dass Declan sie begehrte. Mit der zweiten Prüfung musste sie ihn bezwingen, sonst würde sie in ein paar Tagen ihre Sachen packen und schnurstracks mit ihm ins Weird ziehen.

 
    14
    Das erste Wort, das einem einfiel, wenn man Max Taylor begegnete, war »massig«. Bei zweihundertundfünfzig Pfund Lebendgewicht hatte er die Statur eines fett gewordenen Catchers. Sein kahlgeschorener, kugelförmiger Schädel und seine schmalen, grauen Augen waren der Inbegriff von Unfreundlichkeit, als sie durch sein Schaufenster Rose’ Truck anglotzten.
    Rose lenkte ihren fahrbaren Untersatz auf den Parkplatz vor Taylors Metal Detectors . Die gelbe, im Morgenlicht hell leuchtende Schrift im Schaufenster versprach den Ankauf von seltenen Münzen und Altgold zu Höchstpreisen.
    Georgie zappelte unbehaglich auf dem Rücksitz herum. Die Sache mit dem Brathähnchen gestern hatte sie daran erinnert, dass sie besser nicht alles auf eine Karte setzen sollte. Klar wollte sie, dass Georgie gute Noten bekam und im Broken zur Schule ging, um dort später nach Möglichkeit einen anständig bezahlten Job zu finden, aber schlussendlich lebte und atmete Georgie Magie. Er war ein Edger. Bisher hatte sie den Edger-Anteil seiner Erziehung vernachlässigt, das musste sie nachholen.
    »Es gibt in Pine Barren zwei Leute, die Edelmetalle aufkaufen«, sagte sie. »Gold, Silber, Schmuck. Einer heißt Peter Padrake, der andere Max Taylor. Peter ist, wenn’s ums Geschäft geht, sehr direkt, er berechnet dir eine Pauschale von fünfundvierzig Prozent, was bedeutet, dass Peter von hundert Dollar fünfundvierzig einstreicht und du fünfundfünfzig bekommst.«
    Georgies kluge Augen nahmen einen berechnenden Ausdruck an. »Dann kriegt er ja fast die Hälfte.«
    »Ja. Er versucht nicht, dich zu betrügen, lässt sich aber auch auf keinen Handel ein. Peters Comicladen läuft ganz gut, daher hat er genug Geld. Er muss sich für seinen Lebensunterhalt nicht krummlegen, da kann er sich auch mal ein Geschäft durch die Lappen gehen lassen. Deshalb gehst du nur dann zu Peter, wenn dir nichts anderes übrig bleibt. Du musst es immer zuerst hier versuchen.« Sie betrachtete Max durch die Windschutzscheibe. »Max Taylor tut alles, um dich über den Tisch zu ziehen. Er behauptet, deine Sachen wären nicht echt, und versucht dich dann mit einer lächerlich geringen Summe abzuspeisen. Er ist ein großer Kerl, und er schreit gerne rum, um dich einzuschüchtern. Außerdem hat er eine Knarre unterm Tesen, mit der er beim Feilschen gerne vor deiner Nase herumwedelt. So wie ich gehört habe, ist das Ding nicht mal geladen, aber wir kennen ja die goldene Regel, wenn’s um Waffen geht, nicht wahr?«
    »Jede Waffe ist geladen«, zitierte Georgie.
    »Genau. Wir behandeln jede Waffe, als wäre sie geladen, entsichert und schussbereit. Wir richten keine Waffe auf andere Leute, nicht mal dann, wenn wir meinen, dass sie nicht geladen ist, es sei denn, wir wollen auf diejenigen schießen, ja?«
    »Ja«, stimmte Georgie zu. »Wir halten

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