Land der Schatten: Schicksalsrad (German Edition)
Theater und für ihn der denkbar beste Standort. Es steht mit dem Rücken zu einer Edge-Blase. Ich vermute, er schleust Menschen ins Edge. Wenn er das Graham Building übernimmt, entspricht seine Ausgangslage der von Magdalene. Sein Gebot war übrigens das höchste: elf Millionen.«
»Und?«
»Ich habe ebenfalls geboten.«
Sie glotzte ihn an.
»Wir haben Freitagnachmittag. Es dauert mindestens einen Geschäftstag, bis die Kreditwürdigkeit überprüft worden ist und so weiter. Ich habe lange gebraucht, um diese Identität aufzubauen. Jonathan Berman ist absolut kreditwürdig und verfügt über so viel fiktiven Grundbesitz, dass er glatt Donald Trump ausstechen würde. Falls jemand tiefer schürft, haben wir ein Problem, aber das passiert nicht vor Montag, also müssen wir bis dahin über alle Berge sein. Wollen wir?«
»Los geht’s.«
Er warf ein paar Scheine auf den Tisch, stand auf und hielt ihr hilfsbereit die Hand hin. Sie nahm sie, und er führte sie galant zum Parkplatz.
»Es tut bestimmt weh, so eine Rolle verbrauchen zu müssen«, bemerkte Audrey.
»Den Preis bezahle ich gerne.«
»Wie machen Sie das? Wie halten Sie sich über die Vorgänge im Weird und Broken auf dem Laufenden?«
»Ein Herr verrät nie all seine Geheimnisse.«
Sie lachte, neigte den Kopf, sodass Kaldar am liebsten ihren Nacken geküsst hätte. »Bitte. Sie geben doch für Ihr Leben gern an.«
»Also gut.« Er zuckte die Achseln. »Ich habe fast mein ganzes Leben lang mit dem Broken Handel getrieben. Ich kenne dort viele hilfreiche Menschen, und ich achte immer darauf, mir ihre Namen und die ihrer Frauen und Männer zu merken. Ich bin nett, charmant und bringe jedes Mal Geschenke mit, damit niemand was dagegen hat, mir einen kleinen Gefallen zu tun.«
»Und wieso machen Sie das, Kaldar. Geht es Ihnen um den Nervenkitzel?«
»Zum Teil.«
»Und worum noch?«
»Ich will der Hand Schaden zufügen«, antwortete er. »Wenn es sein muss, verbrenne ich meine sämtlichen Identitäten und fange ganz von vorne an.«
»Um einen von denen zu töten?«
Ihm war klar, dass er ein Raubtiergesicht aufgesetzt hatte, tat aber nichts, um es zu verbergen. »Oh, nein, ich will alles.«
»Die gesamte Hand?«
»Ja, ich will, dass es diese Organisation, wie wir sie kennen, nicht mehr gibt.«
Audrey blinzelte. »Ein hoch gestecktes Ziel.«
»Die letzte Fehde, die meine Familie ausgestanden hat, dauerte über hundert Jahre.« Er gestattete sich ein süffisantes Grinsen. »Wir zürnen lange.«
»Dann muss ich wohl aufpassen, mich niemals mit Ihnen zu überwerfen«, meinte sie.
»Ich wünschte, Sie würden. Dann würde ich nach meinem Sieg die süßen Früchte ernten.«
»Stellen Sie sich vor, ich wäre Ihre Liebessklavin?« Audrey lachte.
Kaldar nickte. »Und göttlich obendrein.«
»Und wenn ich gewinne?«
»Wäre ich natürlich Ihr Sklave.«
»Sie gewinnen also in jedem Fall.«
»Exakt.«
Audrey forschte in seinem Gesicht, dann biss sie sich auf die Lippe. »Haben Sie für einen neuen fahrbaren Untersatz gesorgt?«, fragte sie.
Kaldar warf ihr einen ausdruckslosen Blick zu. »Bitte.« Er versenkte eine Hand in der Hosentasche, holte eine Fernbedienung heraus und drückte aufs Knöpfchen. Mit einem kurzen Piepsen antwortete ein schwarzer Hummer.
»Ein Hummer?« Ihr Südstaatenakzent wurde jede Sekunde deutlicher. »Schande, das hätten sie besser gelassen.«
»Das Beste für meine Beste.«
Sie tätschelte ihm die Wange. »Zu schade, dass unsere Partnerschaft so schnell vorbei sein wird. Wir könnten diese Stadt in die Tasche stecken.«
Ha . »Es muss ja nicht enden.«
»Oh, doch, das muss es. Das muss es absolut.«
Jack beobachtete, wie das riesige, glänzende Auto in die Straße einschwenkte. Sie hatten fast den ganzen Tag Flugblätter verteilt. Die beiden blieben unter sich, sie wurden die meisten ihrer Zettel los und mussten noch mal zurückgehen, um sich Nachschub zu holen. Paul, der Typ mit dem Plakat, half ihnen sogar. Zum Mittagessen bekamen er und George jeder ein Sandwich und eine Flasche Wasser. Das Sandwich ging so, hielt dem Vergleich mit Roses Kochkünsten aber nicht stand. Wie ihm schmerzlich klar wurde, vermisste er Rose. Er sehnte sich nach seiner Schwester, ihrer Stimme, ihrem Duft, seinem Zimmer, seinen Sachen. Er vermisste den Geruch des Hauses. Sogar Declan vermisste er. Irgendwie schien alles so weit weg zu sein. Jack schüttelte den Kopf, um mit dieser Bewegung sein Gedächtnis aufzufrischen. Jetzt war nicht
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