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Land der Schatten: Schicksalsrad (German Edition)

Land der Schatten: Schicksalsrad (German Edition)

Titel: Land der Schatten: Schicksalsrad (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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uralte Schwertkampftechnik beherrschten, aber so etwas hatte sie noch nie zuvor gesehen. Mit Schwertern allein war das nicht zu bewerkstelligen.
    Hinter ihr scharrte ein Fuß auf dem Boden. Sie drehte sich um. Sebastian neigte den Kopf. »Das sollten Sie sich anschauen, Mylady.«
    Sie folgte ihm zu einer Lücke zwischen den Bänken. Auf dem Kirchenboden saß eine formlose Fleischmasse, dem Blick durch das zerstörte Fahrzeug verborgen. Es sah aus wie ein Haufen zerfetzten, aufgetürmten Fleisches. Ihre Fährtenleserin Emily ließ sich daneben nieder und prüfte die Luft.
    »Was ist das?«
    »Ich glaube, es ist Soma, Mylady.« Sebastian neigte den Kopf.
    »Haben die ihn durch einen Fleischwolf gedreht?«
    »Das hat ein einzelner Mensch getan«, entgegnete Emily. »Ein Junge.«
    Helena ging neben ihr in die Knie. »Wie kommst du darauf?«
    »Der Leiche haftet nur ein Geruch an. Ein junger Geruch. Männlich. Und dann das hier.« Emily deutete auf den Boden. Zwei gut erkennbare blutige Fußabdrücke. Sebastian stellte seinen Fuß daneben. Die Sohle war fast vier Zentimeter kürzer als seine.
    Helena erhob sich und sah an der gegenüberliegenden Wand einen riesigen kopflosen Körper liegen. Aus seiner Brust ragte eine über zwei Zentimeter breite schmiedeeiserne Stange. Sie benötigte einen Moment, bis sie erkannte, dass es sich um einen der Kandelaber der Kirche handelte.
    Ihre Magie umtoste sie in wütender Raserei. Sebastian und Emily wichen vor ihr zurück. Helena wirbelte mit flatterndem Umhang herum und verließ mit großen Schritten die Kirche.
    Sebastian folgte ihr.
    »Ein Mann, eine Frau und ein Junge gegen vier Agenten.« Helena betonte jedes Wort mit äußerster Präzision. »Wieso leben sie noch? Wieso habe ich Kaldars Kopf noch nicht?«
    »Ich weiß es nicht, Mylady.«
    Vier Agenten. Jeder ein Veteran, jeder ein Experte in Sachen Tod. Ausgeschaltet von einer Edge-Ratte. Scham erfasste sie. Wenn Spider von der Familie Mar gesprochen hatte, wurde seine Miene eisig, während in seinen Augen Wut kochte. Nun kannte sie den Grund.
    Ein Fahrzeug erklomm die schmale Straße und rollte ins Camp.
    Sebastian knurrte leise vor sich hin.
    Dann flogen die Türen auf, und drei Männer stiegen aus, zwei ältere, ein junger mit blauen Flecken, in ihrem Gefolge eine ältere blonde Frau.
    Der größere der älteren Männer packte den Jüngeren und schob ihn vorwärts.
    Die blonde und der kleinere der älteren Männer gingen zu ihnen. Der Mann sprach: »Wir repräsentieren die einheimischen Edger-Familien.«
    »Ich bin Helena d’Amry.«
    »Von der Hand«, sagte die Frau.
    »Ja.« Helena verspürte nicht das Bedürfnis, sie zu korrigieren. Die Edger kannten die Hand und fürchteten sie.
    »Sie suchen einen Mann und eine rothaarige Frau«, sagte die Frau.
    »Ja.«
    »Wir wollen keine Probleme«, sagte der kleinere der älteren Männer. »Wir wollen der Gewalt ein Ende setzen. Es hat in jüngster Zeit schon genug Aufruhr gegeben. Wir müssen zur Normalität zurückfinden.«
    Aha . »Helft mir, und ich schwöre beim Gallischen Thron, dass ich in Frieden weiterziehen werde.«
    Der größere Mann zog den jüngeren zu sich heran. »Das ist Adam. Er wird Ihnen alles sagen, was Sie wissen wollen.«

13
    Das Frühstücksbüfett war von sechs bis acht Uhr dreißig geöffnet. Als Audrey endlich aufwachte, zeigte die Uhr neben dem Bett bereits acht Uhr neun, also schleppte sie sich nach unten und fand die Tabletts mit Bagels und Doughnuts so gut wie leergefegt. Also belud sie ihren Pappteller mit Obst, schnappte sich Joghurt und Orangensaft und stieg hinauf, um nach den Jungen zu sehen.
    Vor der Tür blieb sie stehen. Sicher war Kaldar da drin. Plötzlich hatte sie einen Kloß im Hals. Audrey trat von der Tür zurück, ging den Flur hinunter und versuchte, zu sich zu kommen. Die letzte Nacht hatte sie wach gelegen und an Kaldar gedacht. Der Mann ging ihr unter die Haut. Sie dachte an den gerissenen Ausdruck in seinen Augen. Aber auch an sein Lächeln. Sie stellte sich vor, wie er sie berührte. Sie gab sich tollkühnen Fantasien hin, in denen Kaldar beschloss, sich unsterblich in sie zu verlieben, und sie gemeinsam zu wüsten Abenteuern aufbrachen. In ihrer Fantasie liebten sie sich in ihrem gemeinsamen Heim. Und so ging es immer weiter. Jeder Versuch, nicht an Kaldar zu denken, hatte nur wieder zu ihm zurückgeführt.
    Am Ende des Flurs lehnte sich Audrey mit ihrem Pappteller und dem Getränk gegen die Wand.
    Einen Moment lang wünschte

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