Land der Schatten: Schicksalsrad (German Edition)
entlassen und näherte sich ihnen.
»Sie tanzen nicht, Master Brossard?«, wollte Morell wissen.
»Ich fürchte, auf dem Gebiet mangelt es mir an Begabung.«
»Unsinn«, rief George. »Sie sind ein ausgezeichneter Tänzer, Olivier.«
Was zum Henker hat der Kleine vor ? »Die meisten Gäste tanzen besser als ich«, stellte Kaldar fest.
»Wie wäre es mit der Dame in Grün?« George deutete kaum merklich nickend auf Audrey. »Ist sie nicht in unserer Begleitung gekommen? Sie war auf der Suche nach ihrer Herrin …«
»Sie konnte sich kaum aufrecht halten. Ich bezweifle, dass sie in der Lage ist zu tanzen.«
»Ach, kommen Sie, Brossard.« Morell grinste ihn an. »Tanzen Sie doch. Wirklich, ich bestehe darauf, dass Sie sich amüsieren. Und die Dame in Grün scheint mir die perfekte Tanzpartnerin zu sein. Sie reist in Begleitung einer Dame aus dem Süden. Dort kommen geborene Tänzerinnen her. Ich weiß sicher, dass Tanzen fester Bestandteil ihrer Ausbildung ist.«
Kaldar seufzte. So knirschte er wenigstens nicht mit den Zähnen. Morell stellte nicht ihn auf die Probe, sondern Audrey. »Also gut.«
Er umkreiste die Tanzfläche, blieb vor Audrey stehen und verneigte sich. »Darf ich bitten, Mylady?«
Sie würde niemals einwilligen. Also suchte er fieberhaft nach einer Erklärung für den misstrauischen Morell.
Eine Hand berührte seine. Er blickte auf und sah Audrey lächeln. »Master Brossard, nicht wahr? Es wäre mir eine Freude.«
Er straffte sich und führte sie zur Tanzfläche. »Sie hätten mich besser abgewiesen.«
»Halten Sie mich für eine so schlechte Tänzerin?«
Er nahm Aufstellung und wartete auf die Musik. »Da Morell zuschaut, müssen wir im Stil des Weird tanzen, denn Tanzen ist angeblich Bestandteil Ihrer Ausbildung.«
»Zu Ihrem Glück stimmt das sogar. Ich habe bei einem Edger gelernt, der mir die Tänze des Weird beigebracht hat. Tango kann ich auch.«
»Zu meinem Glück?«
»Sie haben mich in diesen Schlamassel hineingezogen. Es hätte mir vollkommen gereicht, in die Burg einzubrechen.«
»Und erschossen zu werden? Versuchen Sie, nicht aus dem Tritt zu kommen.«
»Wie ich schon sagte, habe ich Tanzen gelernt. Solange Sie nicht mit einem Cajun-Stomp loslegen, komme ich zurecht.«
»Cajun-Stomp?«
»Sie haben mich schon verstanden, Sumpfbewohner. Und behalten Sie Ihre Finger bei sich.«
Er würde mit Cerise ein ernstes Wort darüber reden müssen, wie viel sie Audrey über ihn und das Moor erzählt hatte.
Musik dröhnte aus den Lautsprechern. Auf das Solo einer melodischen Männerstimme folgten ein aggressiver Rhythmus und eine schnelle, mit Tupfern exotischer Klänge garnierte Melodie. Morell, du Bastard, ein teuflischer Tanz.
Kaldar veränderte seine Stellung, zog sie an sich, drückte ihren Rücken an seine Brust und legte seine Hände auf ihre Arme. Andere Tänzer hatten bereits begonnen, und er ließ ihr einen Augenblick Zeit, um sie zu beobachten. »Der Aliya. Wir bewegen uns zuerst schnell, dann langsam und kreisen umeinander. Achten Sie auf die übrigen Paare, und lassen Sie sich führen, dann kommen wir heil aus der Nummer raus. Alles klar?«
»Fangen Sie an.«
Er schob sie über die Tanzfläche, sie folgte ihm, hielt sich an seine Vorgaben, tanzte leichtfüßig und anmutig. Dann trennten sie sich, kamen wieder zusammen, aggressiv, leidenschaftlich, bis ihm aufging, dass sie den Tanz kannte und bestens beherrschte.
Wieder flogen sie über die Tanzfläche und verharrten vor dem nächsten Durchgang.
Er blieb stehen, während sie ihn umkreiste, eine Hand ausgestreckt, die andere angewinkelt.
»Heirate mich«, sagte er.
»Nein.«
Er wirbelte sie herum, zog sie an sich, wieder umkreisten sie einander. »Ich kaufe ein Haus für dich.«
»Kein Interesse.«
Die Musik wurde schneller, sie sausten über die Tanzfläche. »Ich liebe dich.«
»Tust du nicht.«
»Doch. Zurück in drei, zwei …«
Sie lehnte sich nach hinten, parallel zum Boden. Er musste sie kaum festhalten. Kaldar führte seine Hand fünf Zentimeter über ihren Körper und zog sie wieder nach vorne. Die Versuchung, sie anzufassen, brachte ihn fast um den Verstand. »Ich werde dir ein guter Ehemann sein.«
»Lügen.«
»Ich werde monogam leben.«
»Ha! Ich vielleicht nicht.«
»Es wird niemanden sonst mehr geben.«
»Für dich oder für mich?«
»Beide.«
Sie machte es wie die Frauen der anderen Paare und packte seine Schulter. Er fasste sie um die Taille und zog sie an sich. In seiner Vorstellung
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