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Land der Schatten: Schicksalsrad (German Edition)

Land der Schatten: Schicksalsrad (German Edition)

Titel: Land der Schatten: Schicksalsrad (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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bis ich wieder hier bin, aus allem raus.«
    »Das wird nicht klappen«, sagte Jack. Er konnte sich nicht aus allem heraushalten, weil er nicht wusste, wo die Normalität aufhörte und die Schwierigkeiten begannen. »Ich kann nicht. Ich weiß nicht, wie.«
    »Doch, du kannst«, widersprach Cerise.
    Jack vernahm ein schwaches Geräusch, ein gedämpftes Summen von oben. William erhob sich und verließ die Küche. Jack ging ihm nach. Draußen wurde das Summen lauter. Jack blinzelte gen Himmel. Ein kleiner dunkler Fleck vor all dem Blau, der langsam größer wurde.
    Cerise trat nach ihnen ins Freie. »Ein Flugdrache.«
    »Hm. Luftwaffe.« William knurrte verhalten, dann schritten er und Cerise über den Innenhof zum Torhaus. Jack trottete hinterher. Sie durchschritten das finstere Tor und traten ins Licht hinaus.
    Der Flugdrache sank tiefer, ein riesiges Schuppentier mit ledrigen Schwingen, deren Spannbreite die gesamte Lichtung überschatteten. Das Geschöpf hatte zwei muskulöse Beine an den schuppigen Bauch gezogen, dessen blassrosa Farbe an die Morgenröte erinnerte. Die Bestie umrundete das Haus, sodass Jack einen Blick auf die grünen Rückenschuppen und das leichte Korbgeflecht der Kabine erhaschen konnte. In der Luft lag der trockene, bittere Geruch des Flugdrachen, der Jack in die Nase stach und ihn niesen ließ.
    Der Flugdrache legte sich in die Kurve, flog über ihre Köpfe und landete schließlich mit gespreizten Flügeln und tief in die weiche Erde gegrabenen Pranken auf dem großen Feld vorm Haus. Dann suchte er Halt, ließ sich nieder, breitete die Flügel ruhig auf dem Gras aus und bettete den Kopf auf die Erde. Die Tür der Kanzel flog auf. Ein dunkelhaariger Mann erschien und glitt wie über eine Rutschbahn über die Flanke des Flugdrachens zur ebenen Erde. Der Flugdrache schüttelte sich, worauf sich ein Windstoß erhob und Jack eine vertraute Witterung aufnahm. »Kaldar.«
    William grollte leise und blickte drein, als hätte er in etwas Saures gebissen.
    »Cousin.« Cerise winkte. »Lange nicht gesehen.«
    Leichtfüßig landete Kaldar im Gras und schritt mit einem breiten Grinsen im Gesicht auf sie zu. Er trug Jeans und ein blaues T-Shirt, auf dem im Englisch des Broken in schwarzen Buchstaben WORLD ’S BEST UNCLE geschrieben stand.
    Kaldar war Cerises Onkel. Als sie sich das letzte Mal getroffen hatten, waren Jack und Lark noch Freunde gewesen, und sie hatte Jack geraten, Kaldar beim Essen stets im Auge zu behalten. Während man sich unters Volk mischte, betätigte sich Kaldar als Taschendieb und gab sein Diebesgut später wieder zurück.
    »Hallihallo.« Kaldar grinste noch breiter und zeigte seine Zähne. Cerise umarmte ihn; er lachte und streckte William die Hand hin. Der unterließ das Zähneknirschen, klatschte Kaldars Hand ab und gab eine Art verhaltenes Knurren von sich, von dem Jack nicht hätte sagen können, ob es Hallo oder Ich mach dich alle heißen sollte.
    Kaldar schüttelte Williams Hand und wandte sich ihm dann mit nach oben gekehrten Handflächen zu. »Jack!«
    Jack nahm seine Hand und drückte sie.
    Kaldar wölbte die Augenbrauen. »Vorsicht. Brich mir nicht die Finger.«
    Jack verkniff sich ein Grinsen. Heh-heh.
    »Ich bin hier, um euch um Hilfe zu bitten«, sagte Kaldar. »Beruflich, nicht persönlich.«
    »Worum geht’s?«, fragte Cerise.
    »Den Spiegel verfolge ich wegen eines Diebstahls. Die Spur führte ins Edge, ich bin dort einem Hinweis nachgegangen, den mir ein Kumpel bei der Polizei von Baton Rouge gesteckt hat.«
    »Haben die Sirenen und Blaulichter versagt, als du das Polizeirevier betreten hast?«, fragte Cerise.
    »Sehr komisch.« Kaldar verzog das Gesicht. »Ich hatte einen Fingerabdruck von einem Tatort in Adrianglia. Mein Kumpel hat ihn durchs Archiv laufen lassen. Dabei haben wir einen Volltreffer gelandet. Der Dieb sitzt in Kalifornien in einer Entzugsklinik.« Kaldar verzog abermals das Gesicht. »Um ihn mir zu schnappen, muss ich ins Weird, in die Demokratie Kalifornien fliegen. Ihr wisst ja, wie das ist, ich brauche Rückendeckung.«
    William zeigte Kaldar die Zähne. »Keine Chance. Wir reisen morgen.«
    »Geschäfte?«, fragte Kaldar.
    William nickte.
    Kaldar seufzte.
    »Du könntest die Einsatzleitung um Unterstützung bitten«, meinte Cerise.
    »Und mit einem Fremden arbeiten? Bitte.« Kaldar zog die Stirn kraus. Seine Augen leuchteten. »Moment mal. Gebt mir den Jungen mit.«
    »Er ist erst zwölf!« Cerise streckte eine Hand aus und versetzte Kaldar

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