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Land der Schatten: Schicksalsrad (German Edition)

Land der Schatten: Schicksalsrad (German Edition)

Titel: Land der Schatten: Schicksalsrad (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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weiter, wenn dich jemand zum Kampf herausfordert. Den Hartnäckigen verpasst du einen Tritt in den Hintern. Aber sei hin und wieder du selbst und tu irgendwas unerwartet Gutes, so wie du es sonst auch tust, du kannst zum Beispiel einem Jüngeren beistehen. Und wenn dich dann jemand nach dem Grund fragt, guckst du nur gleichgültig und erklärst, dass dich ohnehin keiner versteht und es Seiten an dir gibt, von denen besser niemand etwas weiß. Mädchen stehen auf so was.«
    In der Hoffnung auf Bekräftigung warf Jack William einen Blick zu. William zuckte die Achseln und schaute gleichgültig.
    »Lass es drauf ankommen«, sagte Cerise. »Jack, du musst zur Schule gehen. Glaub mir, du kannst im Weird nichts werden, wenn du nicht mindestens einen Abschluss dritter Klasse in der Tasche hast.«
    Jack suchte auf dem Tisch nach Ausflüchten. »Rose und Declan werden sich nicht mit Gleichgültigkeit abspeisen lassen«, sagte er dann.
    »Was ist passiert?« William beugte sich zu ihm vor und fixierte ihn mit seinem harten und gnadenlosen Wolfsblick, der Jack wie mit einem Dolch aufspießte. Wenn er im Wald auf einen Wolf traf, der ihn so anstarrte, hätte Jack sein Fell sträuben und den anderen anknurren, und falls das nicht half, so schnell wie möglich das Weite suchen können.
    »Es gab einen Ball«, sagte Jack mit möglichst monotoner Stimme. »Oder ein Bankett. Jedenfalls so ein Fest, das Declan als Marschall geben musste. Jede Menge Gäste. Ich bin rumspaziert, aber keiner hat mich bemerkt, weil ich ganz leise war. Da standen Leute und aßen Schrimps oder Krabben auf Toast. Ich hab mich von hinten angeschlichen. Sie sprachen über Rose. Ein älterer Typ meinte, Declan hätte an jedem Finger zehn Frauen haben können, stattdessen brächte er sich eine Hure aus dem Edge mit, und warum er das wohl so und nicht anders angestellt hatte.«
    Seine Stimme wurde lauter. Jack wusste, dass er besser ruhig geblieben wäre, doch die Wut, die ihn an jenem Abend überkommen hatte, erwachte erneut und wandte sich gegen ihn, wie ein Tier, das sich unversehens eingesperrt fand. Er erinnerte sich an jedes Wort und jeden Laut dieser Unterhaltung. William hatte ihm längst erklärt, dass das eine Eigenheit der Gestaltwandler war, und sein perfektes Gedächtnis stachelte ihn jetzt weiter an.
    »Als Nächstes meinte die Frau in Blau links von ihm, dass Declan eine Frau finden musste, die von ihm abhängig war und den Mund halten würde, weil mit ihm vielleicht körperlich was nicht stimmte.«
    Der Zorn setzte ihm zu, als wolle er sein Innerstes nach außen kehren und ausbrechen. Zwischen seinen Knöcheln juckte die Haut, als seine Krallen sich Bahn brechen wollten.
    »Die andere Frau, die in Gelb, sagte: Wie die Mutter, so der Sohn. Seine Mutter kam auch schon aus dem Edge und hatte einen schlechten Ruf. Dann sagte der Mann, dass er es nicht für besonders klug hielt, sich mit einer Frau zu verbinden, die zwei kleine Promenadenmischungen mitbrachte, und dass die Dienste, die sie Declan im Bett leistete, was ganz Besonderes sein müssten, wenn er sie nicht zum Teufel jagte. Und da hab ich dann gesagt …«
    Seine Stimme verfiel in ein tiefes, raues Knurren. Die Wut brach aus und riss ihn vom Stuhl. Er wusste, dass seine Augen brannten, aber es war ihm egal. »Ich habe gesagt, dass die Edger sich um ihren eigenen Kram kümmern, anstatt von anderen Leuten Almosen anzunehmen und die Hand zu beißen, die sie füttert, wie fette Zecken, die ihre Wirte aussaugen und sich anschließend beschweren, dass ihnen das abgezapfte Blut nicht schmeckt. Ich habe gesagt, dass sie nicht bei ihr essen sollen, wenn sie meine Schwester für eine Hure aus dem Edge halten.«
    »Oh, Jack«, hauchte Cerise.
    »Plötzlich waren alle total geschockt.« Jack lief knurrend auf und ab. Die Haare auf seinen Armen hatten sich aufgerichtet. Er erinnerte sich an den Geruch des Mannes, kräftig, scharf, an sein Gesicht, seine Stimme. »Ich hätte ihn am liebsten umgebracht. Ach, hätten sie mich ihn doch umbringen lassen! Ich hätte ihm das Genick durchgebissen.«
    »Was geschah dann?«, wollte Cerise wissen.
    »Declan setzte seinen irren Blick auf und rief: Entweder der Junge lügt, was er niemals tut, oder Sie haben meine Frau beleidigt. Der Mann sagte: Bei uns daheim werden die Tiere angekettet, bevor unsere Gäste erscheinen. Vielleicht sollten Sie genauso verfahren. Declan darauf: Gehen Sie, oder ich werfe Sie hinaus. Der Mann: Sie drohen mir? Declan: Wäre Ihnen das

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