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Land der Schatten: Schicksalsrad (German Edition)

Land der Schatten: Schicksalsrad (German Edition)

Titel: Land der Schatten: Schicksalsrad (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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duftete er teuer, machte beim Gehen Lärm und strahlte so viel Selbstsicherheit aus, dass er leicht ein Dutzend Belagerungen überstanden hätte.
    Die blonde Empfangsdame schenkte ihm ein Lächeln. »Kann ich Ihnen helfen, Sir?«
    »Mein Name ist Jonathan Berman.« Er hielt ihr seine Geschäftskarte unter die Nase. Sie nahm sie und sah sie sich eine Sekunde lang an. Silber glänzende Kursivschrift auf einer dunkelblauen Karte. Der beste Druck, den man für Geld bekommen konnte. Auf der Karte stand: DIE PARADIGMEN ÄNDERN . Darunter sein Name. Gefolgt von einer erfundenen Adresse in Los Angeles.
    »Guten Morgen, Mr Berman.«
    Kaldar nickte. Schon erstaunlich, wie die Dinge im Broken liefen. Ständig musste man sich ausweisen, aber wenn man jemandem eine Geschäftskarte hinhielt, blieb die Frage nach dem Führerschein zuverlässig aus. Er hatte Geschäftskarten mit zwanzig verschiedenen Namen geführt, für jeden Landesteil eine, und auf jeder hatte etwas anderes gestanden. Diese kündete von Geld, Selbstvertrauen, Erfolg, was der Empfangsdame, ihrem noch heller strahlenden Lächeln nach zu urteilen, keineswegs entgangen war.
    »Womit kann ich dienen, Mr Berman?«
    »Ich möchte Alex Callahan besuchen.«
    Die Empfangsdame blickte auf ihren Bildschirm. Ihre Finger, die in sehr langen, kanariengelben Nägeln ausliefen, flogen über die Tastatur. »Mr Callahan wurde vor drei Tagen aufgenommen. Normalerweise empfehlen wir, dass sich unsere Gäste während der ersten zwei Wochen der Behandlung durch nichts ablenken lassen.«
    Kaldar lehnte sich auf den Empfangstresen und schenkte ihr ein wissendes Lächeln. »Wie heißen Sie?«
    »Bethany.«
    »Nun, Bethany, Alex ist mein Cousin. Soweit ich weiß, haben seine Eltern ihn hergebracht.«
    Ein Schuss ins Blaue, aber wer sonst würde sich auf einen Handel mit der Hand einlassen und die schwer verdiente Knete anschließend für einen Drogenentzug vergeuden? So liebten nur Eltern. Und wenn Alex eine Frau hatte, war sie entweder ein Junkie oder hatte ebenso wenig Geld wie er.
    »Sein Vater, um genau zu sein«, antwortete Bethany.
    Kaldar verspürte den ersten Anflug von Erregung. Er hatte recht, es gab eine Familie, und die war bis Oberkante Unterlippe in den Raubzug verwickelt. Alex scherte vermutlich längst nichts mehr, seine Familie allerdings schon, weil sie noch etwas zu verlieren hatte. Und deshalb konnte er auf sie setzen.
    Bei jedem konnte man einen Hebel ansetzen …
    Während sein Verstand arbeitete, stand auch sein Mundwerk nicht still. »Mal ganz unter uns beiden, kam Ihnen Alex’ Vater wie ein Mann vor, der so einfach vierzigtausend Dollar auf Ihren Tresen blättert und wieder verschwindet?«
    »Darf ich nicht sagen.« Die Empfangsdame lehnte sich zurück, doch er konnte ihr die Antwort von den Augen ablesen. »Das ist nicht angemessen.«
    »Muss ja keiner wissen.« Kaldar beugte sich weiter vor und blickte demonstrativ um sich. »Ich sehe hier niemanden. Sie?« Er senkte seine Stimme zu einem verschwörerischen, vertraulichen Flüstern. »Also, nur mal zwischen uns beiden, er sah doch aus wie ein Mann, der in den Ritzen seines Sofas nach Kleingeld sucht.«
    Bethany blinzelte und riss die Augen auf.
    »Fragen Sie sich selbst, Bethany, wie so ein Mann an so viel Geld kommt. Natürlich leiht er es sich, aber da ihm keine Bank Kredit gewährt, muss er sich an seine Familie wenden.« Kaldar lächelte großmütig.
    Allmählich trat Verständnis in Bethanys Augen. »Oh.«
    »Ich möchte mich lediglich davon überzeugen, dass ich nicht umsonst in Alex’ Zukunft investiert habe. Ich möchte mit ihm reden, damit er mir sagt, ob er hier gut behandelt wird und man sich um seine Bedürfnisse kümmert. Ich schmuggele nichts zu ihm hinein, versprochen.« Er streckte seine Hände aus. »Wenn Sie wollen, können Sie mich durchsuchen.«
    Er verlieh seinem letzten Satz gerade so viel Zweideutigkeit, dass Bethany ein wenig errötete. »Das ist nicht nötig.« Dann wies sie nach rechts, wo eine aus plumpen Ledersesseln und -sofas bestehende Sitzgruppe einen als Tisch dienenden Glaswürfel umringte. »Warten Sie bitte dort.«
    Kaldar drehte sich auf dem Absatz um und klapperte über den Fußboden zu den Ledersesseln. Auf dem Tisch stand eine ausgehöhlte Holzschale fast genau in der Form eines Kanus. In dem Kanu lagen drei Kugeln aus von Goldadern durchzogenem Rauchglas von der Größe einer dicken Pampelmuse. Seltsame Dekoration. Er stellte sich vor, wie er eine der Kugeln nahm, ihr

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