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Land der Schatten: Schicksalsrad (German Edition)

Land der Schatten: Schicksalsrad (German Edition)

Titel: Land der Schatten: Schicksalsrad (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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hatte, ins Broken zu wollen, hatte er damit gerechnet, dass George ihn über den Haufen schießen würde, stattdessen hatte sein Bruder die Gelegenheit beim Schopf gepackt. Dazu mussten sie Kaldar zuerst bis zur Grenze folgen, nachvollziehbar, aber der Übertritt war schlimmer ausgefallen, als er es in Erinnerung gehabt hatte. Die Magie packte ihn, warf ihn zu Boden und wollte ihn gar nicht wieder loslassen, doch am Ende hatte er gewonnen und befand sich im Broken. Dort nahmen sie Kaldars Witterung auf, um sich nicht zu verlaufen. Doch dann führte sie die Fährte immer tiefer ins Stadtinnere, und jetzt hatte Kaldar auch noch ein Auto bestiegen. Sie trugen noch die Kleidung des Weird. Er hatte ein dunkelbraunes Hemd an, George ein weißes Hemd mit losen, weiten Ärmeln, beide steckten in braunen Übungsleggins, die im Weird als Trainingshosen durchgingen.
    »Ich bin vierzehn«, sagte George. »Du bist zwölf. Gaston ist nur fünf Jahre älter als ich.«
    »Und?«
    »Gaston zieht mit William herum und macht jede Menge coolen Scheiß.«
    Jack warf ihm einen Seitenblick zu. »Coolen was?«
    »Coolen Scheiß.«
    Jack fasste George ins Auge.
    »Was?«
    »Ich gucke nur, ob dein Gesicht Risse kriegt, nachdem du das Wort Scheiße in den Mund genommen hast, Verwunschener Prinz.«
    »Egal.« George winkte ab.
    Jack bog um die Ecke. Vor ihnen verlor sich eine lange, rechts von hohen, dichten Hecken gesäumte Straße im Nichts. Über ihr lag der Geruch des Autos. Jack ging ihm nach.
    »Der Punkt ist, dass Gaston gegen die Hand kämpft, er trägt Waffen und ist noch keinen einzigen Tag in einem Internat versauert«, meinte George.
    »Du gehst doch gerne zur Schule.«
    George blieb stehen und warf ihm einen eisigen Blick zu. »Nein.«
    Jack drehte sich auf dem Absatz um und sah George an. »Du beherrschst diese verdammte Schule.« Während er selbst es niemandem recht machen konnte.
    »Ich kenne die Regeln, und ich halte mich daran, aber das heißt nicht, dass sie mir gefallen. Ich kann ja nicht jedem aufs Maul hauen, der mich Edge-Trash nennt – wir können ja nicht beide andauernd Mist bauen. Je mehr du die Fäuste fliegen lässt, desto weniger Fehler kann ich mir leisten.«
    Ach, echt ? »Und was genau mache ich falsch?«
    »Wir sind die beiden Brüder aus dem Edge. Die Blaublütigen werfen uns in einen Topf. Wenn wir beide Schwachsinn machen, verachten sie uns auch beide.«
    »Und so verachten sie nur mich.« Jack blieb stehen. In der Hecke öffnete sich eine kurze Seitenstraße. Durch die Lücke sah man einen Parkplatz, auf den Kaldar seinen fahrbaren Untersatz gelenkt hatte. Aber warum ein Auto stehlen, das man nach nur einer Meile wieder stehen ließ?
    Jack betrat den Parkplatz. George folgte ihm. Lange Reihen abgestellter Wagen erwarteten sie. Nicht weit entfernt hingen am Rand des Parkplatzes fünf ältere Jungs herum.
    »Ja, nur zu, tu dir selbst leid.« George verdrehte die Augen. »Oh, der arme Jack, er schnallt es einfach nicht.«
    Jack knurrte.
    »Wenn er einen an den Haaren zieht und ihn mit dem Gesicht gegen eine Mauer knallt, wehrt er sich nur dagegen, immer der Prügelknabe zu sein. Er ist ja so sensibel.«
    Jack wirbelte herum und schoss seine Faust auf Georges Magengrube ab, doch George blockte den Hieb ab und brachte sich elegant aus der Schusslinie.
    »Anschließend läuft er davon und vergräbt sich in seinem Zimmer, sodass seine arme Schwester ihm das Essen bringen muss, weil er daliegt und schmollt …«
    Jack versuchte einen kurzen Haken, George duckte sich, der Schlag sauste knapp an seinem Kinn vorbei.
    »… und in sein Kissen heult.«
    Jack schwenkte nach links, rechts, wippte auf den Absätzen und landete einen kurzen, wuchtigen Hieb. George sah den nächsten Schlag kommen, aber zu spät. Er konnte sich nur noch in den Schlag hineindrehen, sodass Jack gegen die Schulter des Bruders prallte. Ha ! Treffer, versenkt ! Im nächsten Moment traf Georges Handballen seine Nase. Jack taumelte zurück. Aua!
    »Richtig so, kommunikationslose Gewalt ist die Lösung.«
    »Keine Sorge, ich polier dir schon nicht deine hübsche Fresse.« Jack stand auf den Zehenspitzen, beugte sich vor und wand die Hände, wie jemand es tat, der ein Mädchen zum Tanz aufforderte. »So viel Schönheit kann man doch unmöglich verunstalten …«
    Georges Faust krachte in sein Gesicht. In seinem Kinn explodierte der Schmerz. Die Welt flackerte. Er schloss die Finger um Georges Handgelenk, stieß einen Fuß in den Bauch des Bruders,

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