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Land der Schatten: Schicksalsrad (German Edition)

Land der Schatten: Schicksalsrad (German Edition)

Titel: Land der Schatten: Schicksalsrad (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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Lieblingscousin bin. Die größte Herausforderung dort besteht darin, wie lange ich meinen lieben angeheirateten Cousin triezen kann, ehe er sich in einen bösen Wolf verwandelt, der mir die Kehle zu zerfetzen versucht. Jetzt bin ich ein Agent des Spiegels mit zwei Kindern am Hacken, was bedeutet, dass ich jeden, der vors Auto springt und euch beide umbringen will, ins Herz schieße, bevor er auch nur blinzeln kann.«
    Jack hielt die Klappe und richtete sich auf.
    »Glaubt mir, ich weiß, worum es geht«, sagte Kaldar. »Ich habe einen großen Bruder, und ich lege großen Wert darauf, ihn mindestens einmal pro Monat zu enttäuschen. Aber jetzt seid ihr mit mir unterwegs. Ihr müsst aufhören, euch dermaßen kindisch aufzuführen, weil ihr sonst garantiert draufgeht. Diesen Geschwisterscheiß könnt ihr abziehen, wenn ihr wieder daheim seid.«
    Es schien ein guter Moment zu sein, sich jedes weitere Wort zu verkneifen, also richtete sich Jack danach. Am Seitenfenster zog die Stadt vorüber. Auf dem Weg von der Grenze waren sie durch einen Wald gekommen. Alte, schartige Bäume, die aussahen, als gehörten sie eher ins Weird denn ins Broken. Der Wald grenzte unmittelbar an die Stadt – er sah sogar Stellen, an denen er bis ins Innere vorgedrungen war –, der Baumbestand zwischen den Gebäuden war niemals gerodet worden, ein riesiger, auf einem kleinen Stück Erde wachsender Baum, den irgendwer zu fällen vergessen hatte, blieb von Asphalt, Grünanlagen unbehelligt … Eine seltsame Vorstellung, dass hier jemand leben wollte, an einem Ort, an dem es ständig regnete und man sich des Waldes erwehren musste.
    Kaldar fuhr weiter, rechts, links, bog in allmählich breiter werdende Straßen ein, bis er den Wagen schließlich auf einen großen Parkplatz vor einem Turm aus Glas und Stein lenkte.«
    »Da arbeitet Audrey Callahan.«
    »Woher weißt du das?«, fragte George.
    »Während ihr zwei Hübschen euch fein gemacht habt, habe ich ein paar im hiesigen Telefonbuch aufgeführte Privatdetekteien angerufen und mich nach Audrey erkundigt. Dort hat man mich zu ihrem Anrufbeantworter weitergeleitet.« Kaldar wirkte selbstzufrieden, wie eine Katze, die in eine Schüssel Sahne gefallen war. »Und so machen wir’s: Ich gehe rein, ihr zwei wartet hier. Tut so, als würdet ihr herumtrödeln, aber behaltet die Ausgänge im Auge. Ich bezweifle, dass Audrey sich freut, wenn sie mich sieht.«
    »Wirst du sie foltern?«, wollte Jack wissen.
    Kaldar blieb stehen und blickte ihn komisch an. »Nein. Wenn ihr uns zusammen herauskommen seht, wartet ihr, bis wir ins Auto gestiegen sind. Falls eine junge, rothaarige Frau, die aussieht, als hätte sie’s eilig, allein rauskommt, bedeutet das, dass irgendetwas schiefgelaufen ist.«
    Kaldar griff in seine Tasche und entnahm ihr eine kleine Metallschachtel mit einer in den Deckel gravierten Blume, deren Blütenblätter sich klickend entfalteten. Jack betrachtete die rasiermesserscharfen, unten gezackten Ränder.
    »Ein Tracker. Damit spürt man Magie auf. Aber nur im Weird oder im Edge. Man kann ihn vor allem an Kutschen befestigen, aber der Magnet müsste eigentlich auch an einem Auto halten. George, du nimmst den Tracker. Wenn Audrey alleine rauskommt, gehst du ihr nach und befestigst ihn hinten an oder unter ihrem Fahrzeug. Lenk sie mit dem Skateboard ab.« Dann sah Kaldar Jack an. »Du nimmst inzwischen Witterung auf und folgst mir ins Gebäude, wenn du mich gefunden hast …«
    »… rette ich dich?«, fragte Jack.
    »… hilfst du mir. Überstürze bloß nichts.«
    »Helfen.« Schön gesagt.
    Jack nickte.
    »Also, los geht’s.«
    Jeder Tag, der mit einem Scheck begann, war ein guter Tag. Grinsend betrachtete Audrey den Schnellhefter, den sie in Händen hielt, während sie über den langen, mit Teppichboden ausgelegten Korridor vor Milano Ermittlungen lief. Sie trug einen beigefarbenen Hosenanzug, der ihrem Teint schmeichelte, die Haare hatte sie zusammengebunden. In dem Schnellhefter befand sich eine Lohnabrechnung über 820 Dollar, die auf ihr Konto überwiesen worden waren. Ehrlich verdientes Geld. Sie hatte nicht mal der Regierung ihren Teil an Steuern vorenthalten.
    In 82 Tagen konnte sie dann Sozialleistungen beantragen. Und der heutige Tag versprach gut zu werden. Sie würde für Johanna Parker die zweite Geige in einem Rechtsstreit spielen. Sie hatte die Frau gestern kennengelernt – sie war 45, dunkeläugig, grauhaarig und stolz darauf und hatte der Polizei von Seattle den Rücken

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