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Land der Schatten: Schicksalsrad (German Edition)

Land der Schatten: Schicksalsrad (German Edition)

Titel: Land der Schatten: Schicksalsrad (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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erwischt und an den Stuhl gefesselt hatte.«
    Sie betraten das Treppenhaus. Kaldar knallte die Tür hinter sich zu und schob das Stück Holz darunter, das er mitgenommen hatte.
    »Dann hast du ihr dein Messer gegeben, damit sie dich nicht umbringt.«
    Kaldar blieb stehen und blickte ihn an. Fluchend drückte die Frau von der anderen Seite gegen die Tür.
    »Zu blöd«, meinte Jack. »Es war ein nettes Messer. Hat mir echt gut gefallen. Trotzdem ein guter Tausch.«
    »Na, du bist ja komisch drauf.«
    »Ist das schlecht?«, fragte Jack.
    »Absolut nicht. Das macht dich unberechenbar. Eine ausgezeichnete Eigenschaft.« Kaldar schüttelte den Kopf und ging weiter.
    »Und was jetzt?«
    »Jetzt hole ich mir mein Messer zurück.«

5
    Alles aus. Audrey biss die Zähne zusammen. Alles, wofür sie gearbeitet hatte, alles, was sie zu erreichen versucht hatte. Aus und vorbei.
    Sie nahm die Kurve zu schnell. Der Honda schlingerte und drohte von der Straße abzukommen. Sie packte das Lenkrad und steuerte zurück auf die Fahrbahn. Wie kam es, dass jedes Mal, wenn es für sie mal gut lief, irgendjemand auftauchte und alles in tausend Stücke schlug? Ihr Vater, ihr Bruder, der Vollidiot heute. In ihrer unendlichen Wut hätte sie auf dem Parkplatz fast einen blonden Jungen überfahren. Er fiel von seinem Skateboard, als er ihr ausweichen wollte. Sie stieg so hart auf die Bremse, dass sie sich selbst wehtat. Der Junge hatte sich jedoch davongemacht, ehe sie ihn fragen konnte, ob er in Ordnung war.
    Gut, dass sie keine Superkräfte besaß, sonst wäre sie womöglich in Flammen aufgegangen und hätte eine Spur verkohlter Bäume hinter sich zurückgelassen.
    Sie hatte diesen »Denis« nicht mal gefragt, für wen er arbeitete. Für die Hand sicher nicht – denn sämtliche Spione Louisianas waren magisch dermaßen auf links gedreht, dass keiner von ihnen es heil über die Grenze zum Broken geschafft hätte. Je größer die Magie, über die man verfügte, desto schwerer wurde es, diese Welt zu betreten, doch dieser Bursche schien sich hier verdammt wohlzufühlen. Zu den Klauen gehörte er auch nicht. Er sah nicht aus wie ein Ägypter.
    Sie hatte keine Ahnung, nach welcher Nationalität er aussah. Dunkle Haare, honigfarbene Augen – an die sie sich sehr gut erinnerte –, kaukasische Gesichtszüge, aber er hatte auch noch etwas anderes an sich. Floss womöglich Blut der Ureinwohner in seinen Adern? Wie auch immer, er hatte ein interessantes Gesicht. Hübsch. Wirklich hübsch. Und er wusste es einzusetzen. Vermutlich hielt er sein Grinsen für unwiderstehlich.
    Schwachkopf.
    Einen Moment lang, als er dasaß und ihr mit diesem Lächeln im Gesicht zuhörte, hatte sie fast geglaubt, er würde ihr das naive Getue des Mädels aus Georgia abkaufen. Sie hatte dem Anlass gemäß sogar ihren lieblichsten Südstaatenakzent aufgelegt. Aber nein. Gott allein wusste, was Alex ihm erzählt hatte.
    »Hurensohn.« Sie schlug mit dem Handballen auf das Lenkrad. »Dieser verfluchte Bastard.« Es reichte ihm noch nicht, dass er ihr ihre Kindheit vermasselt hatte. Sie hatte den ganzen verdammten Kontinent durchquert, um ihrer Familie zu entkommen. Offenbar reichte das immer noch nicht.
    Der Honda sprang über Wurzeln und landete auf der Zufahrt zu ihrem Haus. Audrey würgte den Motor ab und sprang aus dem Wagen. Ihre Notfalltasche wartete fertig gepackt im Kleiderschrank. Audrey lief über den Rasen zur Vordertür, schloss auf und huschte ins Haus.
    »Ling!«
    Hoffentlich hatte Denis ihr den Auftritt als eiskalte Killerin abgekauft. Wie auch immer, ihr Leben war vorbei, trotzdem konnte sie einen Vorsprung jetzt verdammt gut gebrauchen. Auch wenn er ihr nicht geglaubt hatte, würde er ein paar Minuten benötigen, um seine Fesseln zu lösen. Er schien nicht der Typ zu sein, der um Hilfe rief. Er wollte sich garantiert selbst aus seiner Zwangslage befreien, außerdem hatte sie sich davon überzeugt, dass der Kabelbinder an seinen Handgelenken hübsch eng saß. Also würde er schlussendlich doch um Hilfe rufen müssen, dann würde es Erklärungen geben, Verzögerungen und was sonst noch alles. Bis er die Verfolgung wieder aufnahm, wäre sie längst über alle Berge.
    Audrey zerrte die Notfalltasche aus dem Kleiderschrank und nestelte am Reißverschluss. »Ling!«
    Geld in einem wiederverschließbaren Beutel, Klamotten, in einem weiteren Beutel ein Erste-Hilfe-Set für Camper: Zündhölzer, Pflaster, Schmerzmittel, Desinfektionsspray, Antibiotika, Salbe …
    »Ling

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