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Land der Schatten: Schicksalsrad (German Edition)

Land der Schatten: Schicksalsrad (German Edition)

Titel: Land der Schatten: Schicksalsrad (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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hielt den Schutzschirm ein paar Sekunden lang aufrecht, doch es fielen keine weiteren Schüsse. Also ließ sie den Zauber vergehen. Sie konnte den Schirm jederzeit, ohne besondere Anstrengung, neu entstehen lassen. Ihr Stammbaum reichte mehr als tausend Jahre zurück. Die Magie war ihr so in Fleisch und Blut übergegangen wie ihre Atmung.
    »Sie sind weg«, bemerkte Sebastian neben ihr mit einem tiefen, gutturalen Knurren.
    Und ihren Fährtensucher hatten sie auch umgebracht. Ein bitter empfundener Verlust. Sobat hatte einen Blutstropfen in einem Wassertank gefunden. Und dann ließ er sich überrumpeln und abknallen. Wie entsetzlich dämlich! Überdies hätte er mehr hinbekommen als einen schwachen Schutzschirm, der die Flugbahn einer Kugel störte. Jetzt mussten sie sich auf Emily verlassen, deren Gaben, wenn auch nicht per se unterentwickelt, nicht mit denen Sobats mithalten konnten. Helena verzog innerlich das Gesicht. Sie hasste es, sich auf die zweite Wahl verlassen zu müssen.
    »Egal.« Helena zuckte die Achseln. »Das Buch.«
    Sebastian krümmte einen Krallenfinger. Auftritt Suzanne mit dem Buch des Toten.
    »Emily.«
    Die schmale, zierliche Fährtenleserin trat vor. Drahtig, stets nervös, mit rötlichem Haar, das nicht recht zu ihrer bronzenen Haut passen wollte, und haselnussbraunen Augen, erinnerte Emily Helena an einen aufgekratzten Hermelin. Das musste an der Kombination ihrer ständig überraschten großen Augen mit den leicht abstehenden runden Ohren liegen.
    »Mylady?«
    »Such mir die Seite mit der jüngsten Duftmarke.«
    Emily bewegte sich bergab auf Suzanne zu. Beide Frauen knieten. Emily schlug das Buch auf, beugte sich vor und atmete ein. Dann blätterte sie um, schnupperte, blätterte wieder um.
    Das würde eine Zeit lang dauern. Helena wandte den Blick ab, der sich in der Ferne verlor, wo der Flugdrache fast schon im Himmelblau verging.
    Karmash räusperte sich. »Mylady?«
    Sebastian bleckte die Zähne.
    »Ja.«
    »Ich habe den Mann erkannt, Mylady. Er ist eine Sumpfratte aus dem Moor.«
    Das Moor. Sofort entstand vor ihrem geistigen Auge Spiders Bild, wie er auf dem Balkon im Rollstuhl saß. Dieser gottverlassene Schlammtümpel, dessen Bewohner, Promenadenmischungen allesamt, es wagten, sich den Großen des Reiches zu widersetzen. Sie hatten den besten Agenten, den die Hand jemals gehabt hatte, seine gesunden Beine gekostet. Ihre Gefühle mussten sich auf ihrem Gesicht abgezeichnet haben, denn Karmash wich rasch einen Schritt zurück.
    »Ist er ein Mar?« Der Familienname hinterließ einen üblen Geschmack auf der Zunge.
    »Ja. Er hat den Kommandanten der Zweiten Einheit getötet, die Ihr Onkel in den Sumpf geführt hatte. Sein Name ist Kaldar.«
    Der Name explodierte in ihrem Kopf.
    Helena ließ sich neben Emily nieder. Die Agentin schreckte zurück.
    »Mir ist klar, dass du dich zu beeilen versuchst, weil sie uns entkommen sind und wir nicht viel Zeit haben«, sagte Helena. »Aber ich möchte, dass du dir Zeit lässt. Keine Eile. Lass dir so viel Zeit, wie du brauchst.«
    Emilie sah sie blinzelnd an.
    »Pass auf, dass du keine Fehler machst, selbst wenn es Stunden dauert. Es kommt auf Genauigkeit an. Hast du mich verstanden?«
    »Ja, Mylady.«
    Helena erhob sich und fixierte mit ihrem dämonischen Blick Karmash. Der Riese schluckte.
    »Erzähl mir mehr«, befahl Helena. »Erzähl mir alles.«

7
    Audrey hielt Gnoms Kopf in Händen und starrte ihn einen qualvollen, entsetzlichen Augenblick lang an, ehe sie ihn auf den Kabinenboden fallen ließ. Der Kopf kullerte fort und blieb vor einem Schrankkoffer liegen.
    Sie haben seinen Kopf nach mir geworfen. Gnom ist tot, und ich bin schuld daran .
    »Störrischer, gieriger Trottel.« Kaldar hob den Kopf auf und legte ihn in einen Weidenkorb.
    Eine Waffe. Sie benötigte eine Waffe. An der Kabinenwand hing eine Armbrust. Audrey stürzte sich darauf und entdeckte auch noch ein Gewehr. Noch besser.
    »Audrey«, sagte Kaldar.
    Sie riss das Gewehr von der Wand, lud es, entsicherte es und legte damit auf das tätowierte Arschloch am Rand des Abgrunds an. Dann schoss sie. Das alles dauerte nur zwei Atemzüge. Der Rückstoß traf ihre Schulter.
    Vor der blonden Frau loderte blitzartig ein weißer Schutzschirm auf und fing ihre Kugel ab. Der Tätowierte grinste sie an, seine Muskeln am Leib verhärteten sich zu einer Art Harnisch.
    »Verdammt.«
    Audrey lud Munition nach. Wenn sie diesen widerwärtigen Zauber für eine Sekunde ausschalten könnte, würde sie

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