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Land der Schatten: Schicksalsrad (German Edition)

Land der Schatten: Schicksalsrad (German Edition)

Titel: Land der Schatten: Schicksalsrad (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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hatte ihr immer geholfen. Und nun lag sein Kopf mit glasigen Augen in einem Korb in einer Ecke der Kabine. Sie hätte diesen Job niemals annehmen dürfen. Und als die Hand auftauchte, hätte sie Gnom dazu bewegen müssen, mit ihnen wegzulaufen. Hätte, könnte, wollte, sollte …
    Die Jungs sahen sie mucksmäuschenstill an.
    »Audrey?«, fragte Kaldar.
    Alex war tot. Sie hatte sich schon seit Jahren auf diese Möglichkeit vorbereitet, trotzdem traf die Erkenntnis sie mit voller Wucht. Sie würde ihn nie wieder sehen. Tief in ihrem Innern hatte sie die schwache Hoffnung gehegt, dass es Alex irgendwann besser gehen und er eines Tages clean und nüchtern über ihre Schwelle treten und grinsend sagen würde: »Tut mir leid, Schwesterherz, ich war ein Arschloch, lass es mich wiedergutmachen.«
    Die Magie der Hand hatte sich so tief in sie eingegraben, dass sie schließlich auf diese Hoffnung traf und Audrey sie sterben fühlte. Etwas Lebendiges erschütterte sie bis ins Mark. Ihre eigene, so vertraute und selbstverständliche Magie rebellierte. Sie bäumte sich auf wie ein durchgehendes Pferd und setzte sich vehement dagegen zur Wehr. Der Schmerz zog ihr beinah den Boden unter den Füßen weg.
    Audrey schrie auf. Ihre Magie brach wie eine Springflut aus ihr heraus. Jeder Sack, jede Kiste in der Kabine flog auf. Jack machte einen Satz. George ächzte.
    »Raus hier!«, bellte Kaldar, worauf die drei Jungs sich beeilten, nach vorne zu kommen.
    »Ich habe Gnom umgebracht. Und Alex auch.« Ihre Stimme klang dumpf und brüchig. »Und es werden noch mehr Menschen sterben, weil ich so egoistisch, verletzt und dämlich war. Dabei war ich immer so schlau. Wie zum Teufel konnte ich plötzlich dermaßen dämlich sein?«
    »Das passiert den Besten von uns«, warf Kaldar ein. »Ich zum Beispiel, wie zur Hölle konnte ich mir bloß die halbwüchsigen Schwäger des Marschalls der Südprovinzen und eine Frau ans Bein binden, die mich für einen hässlichen Vogel hält?«
    »Sie müssen die zwei zurückschicken«, sagte sie. »Sonst werden sie noch getötet, Kaldar.«
    »Dazu ist es jetzt zu spät«, erwiderte er. »Es war sogar schon zu spät, als ich sie gefunden habe, weil die Hand ihre Fährte längst aufgenommen hatte. Um nach Hause zu kommen, müssten sie über Louisiana fliegen, aber Gaston hat nicht viel Erfahrung mit Flugdrachen und weiß auch nicht, wie er verhindert, dass man ihn entdeckt. Die Louisianer werden sie spätestens an der Grenze erwischen, und wenn ich nicht dabei bin, bedeutet das ihren sicheren Tod oder Schlimmeres.«
    »Was könnte schlimmer sein?«
    Er verzog den Mund zu einer Grimasse. »Wie ich schon sagte, weiß ihr Schwager mehr über adrianglianische Sicherheitsinteressen als jeder andere. Um ihn unter Druck zu setzen, würde die Hand die Jungs foltern.«
    Das wurde ja immer besser. »Dann setzen Sie die beiden doch im Broken in ein Flugzeug, und lassen Sie sie über die Ostküste des Edge nach Adrianglia fliegen.«
    Kaldar seufzte. »Das Broken konnte Ihren Bruder auch nicht schützen. Und selbst wenn ich ihnen Flugtickets besorge und sie durch die Kontrollen schleuse, würden sie in dem Moment wieder abhauen, in dem ich ihnen den Rücken zukehre. Sie sind hier, weil sie hier sein wollen, und sie sind schlau genug und so gut ausgebildet, dass sie mich in Teufels Küche bringen können. Glauben Sie mir, ich habe zwei Tage lang darüber nachgedacht, um einen Ausweg aus dieser beschissenen Zwickmühle zu finden. Die Jungs müssen bei mir bleiben. Das ist der sicherste Weg.«
    Audrey konnte unmöglich die Verantwortung für den Tod von zwei Kindern übernehmen. Sie dachte dabei nicht mal an Jack und George im Besonderen, sondern an alle im Edge lebenden Jacks und Georges. An alle Leben, die sie mit ihrem bescheuerten Diebstahl aufs Spiel gesetzt hatte.
    Manche Dinge konnte nicht mal eine Callahan wegstecken. »Dann gibt es nur eine Lösung.«
    Kaldar verschränkte seine muskulösen Arme. »Bitte, ich bin ganz Ohr.«
    »Ich muss diese Diffusorarmbänder wiederbeschaffen.«
    Alles musste zurück auf Anfang. Sie würde das in Ordnung bringen, was immer dazu nötig sein mochte.
    »Woher der plötzliche Sinneswandel?«
    Audrey zuckte die Achseln. »Wer sonst sollte das tun?«
    »Ich.«
    Hätten Blicke töten können, wäre er jetzt tot umgefallen. »Bitte. Sie haben sich von einem Taser betäuben und an einen Stuhl fesseln lassen, weil Sie zu viel damit zu tun hatten, mir dabei zuzusehen, wie ich kleine

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