Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Land der Schatten: Schicksalsrad (German Edition)

Land der Schatten: Schicksalsrad (German Edition)

Titel: Land der Schatten: Schicksalsrad (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
Vom Netzwerk:
umkreiste den Berg und hielt auf sie zu, die Schwingen im Gleitflug starr ausgestreckt. Riesig, größer als ein Sattelschlepper, ritt er majestätisch und unwirklich auf einem Luftstrom. Auf seinem Rücken trug er eine Kabine aus Korbgeflecht. Sie sah, wie das Dach sich in der Mitte teilte, die beiden Seiten klappten hoch und öffneten sich wie Blütenblätter.
    Ein Flugdrache, ging ihr auf. Während ihrer seltenen Ausflüge ins Weird hatte sie erst zweimal welche gesehen, wie sie sich hoch über die Wolken erhoben.
    Der Drache konnte unmöglich landen. Nicht genug Platz …
    Oh nein . Kaldar erwartete, dass sie sprangen.
    Die Magie der Hand war irgendwie in sie eingedrungen und machte sich nun daran, ihre Eingeweide zu Hackfleisch zu verarbeiten. Sie sah bildlich vor sich, wie ihr Herz und ihre Lungen sich in glitschiges rotes Gekröse verwandelten. Anscheinend verliere ich den Verstand …
    Der Drache kam zu tief herein. Sie würden sich mindestens sechs Meter fallen lassen müssen. Audrey spähte in den Abgrund. Die Baumwipfel lagen so tief unter ihr, dass der zwischen ihnen hängende Dunst von hier oben blau aussah. Wenn sie den Drachen verfehlte, würde sie abstürzen. Im sicheren Wissen zu sterben.
    Kaldar griff nach ihren Schultern. »Audrey! Sehen Sie mich an. Wir können es schaffen!«
    Das Geheul klang jetzt näher. Auch der Drache würde im nächsten Moment unter ihnen sein. Ihnen blieben nur mehr Sekunden.
    »Ling!«, schrie sie.
    Der Waschbär warf sich in die Luft. Audrey fing ihn und drückte ihn an die Brust. Dann zerrte sie ein Haarband aus ihren Haaren. »Ich setze dieses Haarband, dass wir sicher auf dem Flugdrachen landen. Halten Sie dagegen.«
    Kaldar ließ ein irres Grinsen sehen.
    Dann erschien die erste Agentin der Hand auf der Lichtung. Sie war groß, trug einen langen, blonden Pferdeschwanz und hatte durchdringende, helle Augen, die zu glühen schienen. Hinter ihr brach ein dunkelhaariger Mann aus dem Gehölz, breit, mächtig, mit Muskeln wie ein Bulle. Um seinen Hals wanden sich schwarze Tätowierungen.
    Kaldar entriss ihr das Haarband und umfasste ihre Hand. »Die Wette gilt!«
    Lieber Gott, mach, dass wir nicht sterben .
    »Springen!«, bellte Kaldar.
    Audrey umklammerte seine Hand so fest sie konnte und segelte über den Abgrund. Gewichtslos stürzten sie durch die Luft, dann tauchte plötzlich die Kabine auf, und Audrey krachte in einen Stapel Körbe, während sie mit einem Arm Ling gegen ihre Brust gedrückt hielt. Kaldar landete neben ihr und wälzte sich sofort auf die Beine.
    Hoch über ihnen streckte die Blonde die Hände aus. Ein Geisterwind raufte ihr die Haare und hob den Pferdeschwanz.
    »Runter!«, brüllte Kaldar. »Runter! Schnell!«
    Der Flugdrache sank, Audreys Magen vollführte Purzelbäume.
    Von der Frau peitschte Magie in ihre Richtung wie ein blendend weißer Blitz. Audrey zog den Kopf ein und schloss Ling schützend in ihre Arme.
    Der Zauber setzte kaum einen Meter vor ihnen die Luft in Brand und verging harmlos zu nichts.
    Audrey atmete aus.
    Der Drache schlug mit den Flügeln und stieg auf. Audrey ließ ihren Waschbären los. Sie hatten es geschafft.
    »Der Typ mit den weißen Haaren. Den kenne ich«, meldete sich guttural knurrend eine Stimme aus der Kanzel.
    Audrey drehte sich um und sah neben der blonden, blaublütigen Frau über dem Abgrund einen riesigen Kerl. Er überragte sie wie ein Turm, seine weiße Mähne wehte im Wind.
    »Ich sehe ihn«, gab Kaldar zurück. »Das ist Karmash, Spiders Lieutenant. Ich dachte, wir hätten den Hurensohn beim letzten Mal erledigt.«
    »Darum kümmere ich mich«, bellte die gutturale Stimme.
    »Nicht jetzt, Gaston. Geh ans Steuer.«
    Der dunkelhaarige Tätowierte neben der blonden Blaublütigen spannte dicke Muskelstränge und holte mit dem rechten Arm aus; ein dunkler Gegenstand sauste genau auf Audrey zu durch die Luft. Sie fing ihn unwillkürlich auf und ging in die Knie.
    Aus toten Augen starrte sie Gnoms abgetrennter, blutverschmierter Kopf an.
    Helena sah zu, wie sich der Flugdrachen in den endlosen Himmel hob. Wahrhaft schöne Geschöpfe. Könnte der Himmel träumen, würde er sicher von Drachen träumen.
    Ein Schuss knallte. Wie ein Feuerwerkskörper. Die Magie ihres Blitzes bildete eine leuchtend helle Barriere zu ihrem Schutz und zu dem ihres Teams. Ein Funke schlug flackernd nach links – und die Kugel zerfiel an der Blitzbarriere in zwei Hälften. Ohne Magie hätte sie Sebastian ins Gesicht getroffen.
    Helena

Weitere Kostenlose Bücher