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Land der Schatten: Schicksalsrad (German Edition)

Land der Schatten: Schicksalsrad (German Edition)

Titel: Land der Schatten: Schicksalsrad (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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besonders beliebt.« George glättete den Schlafsack. »Jack ist schwierig. Er sorgt sich um andere, und er ist sehr nett, aber er versteht nicht immer, wie die Menschen ticken. Und er ist sehr aggressiv, was den Leuten Angst einjagt. In Adrianglia werden Gestaltwandler wie er auf eine Militärakademie geschickt. Ein echt übler Ort. Jack steckt momentan in großen Schwierigkeiten, weil er um ein Haar jemanden umgebracht hätte, und jetzt glaubt er, dass Rose und Declan – das ist ihr Mann – ihn demnächst wegschicken wollen. Und er meint, Declans bester Freund, selbst ein Gestaltwandler, könne die beiden davon abbringen. Aber der ist gerade unterwegs. Jetzt schinden wir Zeit, bis er zurück ist.«
    Sie hörte einen Anflug von Missbilligung. »Das ist also Jacks Meinung. Und was denkst du?«
    George verzog das Gesicht. »Jack ist verwöhnt. Er hat es schwer, aber damit steht er nicht allein da. Man lässt ihm die irrsinnigsten Sachen durchgehen, weil er ein Gestaltwandler und anders als andere ist. Jack könnte sich besser aufführen, er hat bloß aufgehört, sich anzustrengen. Er hält sich für wertlos und glaubt, nichts daran ändern zu können.«
    George erhob sich und langte nach einer neben dem Drachen stehenden großen Kühlbox. Seine Armmuskeln strafften sich. Er ächzte, und Audrey stand auf und nahm den anderen Griff der Kühlbox, wobei sie geradeaus schaute und den Blickkontakt vermied. Sie musste den Jungen ja nicht verlegen machen.
    Das Gewicht der Kühlbox brachte sie beinahe zu Fall. Das blöde Ding war riesig und wahrscheinlich bis obenhin voll Eis. Mindestens achtzig Pfund. Gemeinsam schleiften sie das Ungetüm auf einen Flecken Gras.
    George kniete sich neben die Kühlbox, während Audrey sich ihm gegenüber im Gras niederließ. Keiner der beiden erwähnte den Kraftaufwand, als hätte es diesen nie gegeben.
    »Als wir klein waren, hatte Rose einen echten Mistjob«, sagte George. »Sie war durch bis auf die Knochen, trotzdem hat sie weitergemacht, damit es uns mal besser gehen würde. Sie haben mich gefragt, was ich denke. Ich denke, Rose würde sich kaputt schuften, um mich und Jack nicht im Stich zu lassen. Mein Bruder versteht vieles falsch. Ich weiß nicht, was er gehört hat, aber ich glaube nicht, dass ihn irgendwer wegschicken will. Meine Schwester liebt ihn viel zu sehr, und Declan hat noch jedes Problem direkt in Angriff genommen. Er würde Jack schon deshalb keinem anderen überlassen, weil er damit eine Niederlage eingestehen würde.«
    Mit George zu reden war beinahe so, als würde sie sich mit einem klügeren Erwachsenen unterhalten. Obwohl er ihr schon mit 14 auf eine gewisse Weise erwachsen erschien, erschreckte sie seine Reife auch. Versteckte sich hinter all seiner Vernunft womöglich ein kleiner Junge?
    »Jetzt weiß ich, warum Jack weggelaufen ist, aber warum du?«
    George klappte die Kühlbox auf. »Weil jemand auf ihn aufpassen muss. Wir kennen Kaldar kaum, und Gaston und Jack mögen sich nicht besonders.«
    Sie grinste. »Was du nicht sagst.«
    »Jack triezt ihn immer so lange, bis er die Nerven verliert und ihm eine scheuert. Und schon geht’s los.« George rieb sich den Hinterkopf. »Und Gaston kann ganz schön zuschlagen.«
    »Du sprichst aus Erfahrung?«
    »Ja. Ich nehme das nicht persönlich. Wir gehen ihm gewaltig auf den … Keks. Ich bin mitgekommen, weil mein Bruder ohne mich irgendwas Unbedachtes und Dummes anstellen würde. Würden Sie das für Ihren Bruder nicht auch tun?«
    Audrey schüttelte den Kopf. »Nein.«
    »Wieso nicht?« George griff in die Kühlbox und zog einen großen Vogel daraus hervor. Schwarz und sehr tot.
    Audrey sah ihn sich an. Ein zweiter Vogel gesellte sich zu seinem Artgenossen im Gras. Dann noch einer. Was um alles in der Welt sollte das sein? »Das ist eine lange Geschichte, die du wahrscheinlich gar nicht hören willst. Was sind das für Vögel?«
    »Unsere Wachen«, erklärte George. Er hob den ersten Vogel auf und schloss kurz die Augen.
    Der Vogel erschauerte.
    Oh mein Gott .
    Der Vogel rappelte sich auf, dann spreizte er die großen Flügel.
    »Weiter«, murmelte George.
    Der Vogel schlug mit den Flügeln und flatterte in den Wald. George blickte ihm nach. »Ich bin ein Nekromant. Die Vögel halten Wache, dann weiß ich, wenn sich uns jemand nähert.«
    Wow . Was für ein Paar. Der eine war ein Luchs, und der andere erweckte Tote zum Leben.
    »Ich würde Ihre Geschichte sehr gerne hören.« George griff nach dem zweiten

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