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Land der Schatten: Schicksalsrad (German Edition)

Land der Schatten: Schicksalsrad (German Edition)

Titel: Land der Schatten: Schicksalsrad (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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fühlte sich von ihrer Familie ausgenutzt. Und da sie Narben davongetragen hatte, wollte sie jetzt sichergehen, dass die Jungs nicht ausgenutzt wurden. Ihr war nicht klar, dass die beiden während der letzten vier, fünf Jahre zu Kämpfern ausgebildet worden waren. Sie wusste nicht, dass Jack regelmäßig jagte und Tiere erlegte und dass George mit seinem Blitz einen Körper zerlegen konnte. Für sie waren sie Kinder, die sie durch die Brille ihrer eigenen Erfahrung betrachtete.
    »Sie sollten die beiden nicht unterschätzen«, sagte Kaldar. »George wirkt schmächtig, ist aber bestens trainiert. Gaston hat beide ordentlich durch die Mangel gedreht, und George kann sich durchaus behaupten. Der Junge ist brillant. Er stammt aus dem Edge, was ihm die Blaublütigen ständig aufs Butterbrot schmieren. Vieles, das Kinder seiner gesellschaftlichen Stellung selbstverständlich finden, ist für ihn unerreichbar.«
    »Gut zu sein genügt nicht«, sagte Audrey. »Er muss immer der Beste sein. Dabei mache ich mir um George gar keine Sorgen. Um Jack aber schon.«
    Kaldar zuckte die Achseln. »Jack ist ein Teenager mit einem Komplex. Sie und ich waren mal genauso. Ich nehme an, das hat jeder irgendwann durchgemacht. Wenn er mal vergisst, dass angeblich jeder was gegen ihn hat, ist er ein findiger, kluger Bursche. Und im Unterschied zu den meisten anderen Gestaltwandlern weiß er ziemlich genau, wie andere Menschen ticken. Er tut nur gerne so, als hätte er weniger drauf, als das in Wirklichkeit der Fall ist.«
    »Warum?«
    »Weil er eine Katze ist«, erklärte Kaldar. »Es liegt vermutlich in seiner Natur. Keine Sorge, er kommt zurecht.«
    »Sie scheinen sich da ja todsicher zu sein. Dabei hat George gesagt, dass Sie die zwei kaum kennen.«
    »Ich kenne William«, erwiderte Kaldar. »Er ist mit meiner Cousine Cerise verheiratet, die für mich so was wie eine kleine Schwester ist. Wenn ihr Leben und ihr Glück auf dem Spiel stünden, würde William die ganze Welt in Brand stecken, nur um sie zum Lächeln zu bringen. Jack ist wie William ein Gestaltwandler. Um seinen Bruder zu beschützen, würde er Himmel und Erde in Bewegung setzen.«
    »Also benutzen Sie den einen, um den anderen zu manipulieren.« Audrey schüttelte den Kopf. »Haben Sie eigentlich überhaupt kein Gewissen?«
    »Nein. Ich habe die zwei nicht darum gebeten, mich zu begleiten. Sie haben es so gewollt und sind alt genug, um die Risiken zu kennen.«
    Audrey wandte den Blick ab und sah aus dem Fenster. Er studierte aus den Augenwinkeln ihr Profil. Schmollte sie ? Nein, sie dachte nach .
    »Falls wir die Tagschicht übernehmen, muss ich erst mal einkaufen gehen«, sagte sie. »Billig wird das aber nicht. Müssen wir für die Kohle jemanden abzocken?«
    Ihre Gedanken schlugen dieselbe Richtung ein wie seine. Kaldar war noch nie jemandem wie ihr begegnet. Er musste ihr nichts erklären, sich für nichts rechtfertigen oder sie nicht erst davon überzeugen, dass ihr Plan Erfolg haben würde. Sie verstand sofort, was er meinte, und ließ sich darauf ein. Selbst wenn er einen Schwindel mit seiner Familie plante, musste er sein Vorhaben allen schmackhaft machen, alles mundgerecht servieren, andererseits waren die meisten seiner Verwandten ausgezeichnete Killer und Magier, in den meisten Fällen sogar beides. Er selbst war ein ausgezeichneter Einbrecher und Betrüger und verstand sich bestens darauf, auf jede nur erdenkliche Weise Geld zu machen. Nicht, dass sie ihn nicht liebten oder ihm nicht vertrauten, aber sie verstanden ihn nicht. Audrey schon. Wie gerne hätte er in Ruhe mit ihr geredet, um alles über sie zu erfahren, bis ins kleinste Detail. Aber wenn er einen Anlauf unternahm, würde sie die Beine in die Hand nehmen. Jedenfalls würde er das an ihrer Stelle tun.
    Und sie sah so gut aus. Innerlich rasselte er sämtliche Adjektive runter: sexy, scharf, begehrenswert … nichts traf es genau. Reizend. Köstlich. Nein, schließlich war sie eine Frau, und keine Torte. Ihm gingen die Adjektive aus, also gab er’s auf. Er wollte sie. Er brauchte sie wie ein Mann in einem verräucherten Zimmer frische Luft brauchte. Er wollte sie ausziehen und ihre schönen Brüste küssen und …
    »Erde an Kaldar?«
    »Ja, Liebes?«
    »Müssen wir für das Geld jemanden abzocken? Und nennen Sie mich nicht Liebes .«
    »Warum unnötig eigenes Geld ausgeben?« Er brannte darauf, sie bei der Arbeit zu sehen. Und hier war seine Chance. Er sah sie an und prüfte den Wasserstand. »Ist das

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