Land der Sehnsucht (German Edition)
anderen, da ich sein Zuhause bei vielen Gelegenheiten besucht habe. Ludwig den sechzehnten.“
Der Name kam ihm bekannt vor, aber Jack konnte sich nicht genau erinnern, was diesen König von den anderen unterschied. „War er nicht verheiratet mit einer Marie …“
„Marie Antoinette, oui. Sehr gut, Jack. Du bist mit der Geschichte meines Landes vertraut?“
Er beschloss, ehrlich zu sein. „Ich weiß nur sehr wenig. Ich habe ein wenig nachgelesen.“
Ihr Lachen tat ihm gut. „Ich bin sehr beeindruckt und fühle mich geehrt, dass du so etwas getan hast.“
Eine enge Serpentine verlangte seine ungeteilte Aufmerksamkeit und er konzentrierte seinen Blick wieder auf die Straße.
Er spürte, dass Véronique sich neben ihm anspannte, als die Schlucht auf ihrer Seite des Wagens in eine bodenlose Tiefe abfiel. Die Schönheit dieses Anblicks raubte ihm fast den Atem, aber ihr offenbar auch, wie ihre kreidebleiche Gesichtsfarbe verriet.
Kapitel 31
Jack sah, wie ihre Fingerknöchel weiß wurden, weil sie den Sitz zwischen ihnen so fest umklammerte. Ihr Atem wurde flach. Vielleicht hätte er sie warnen sollen, aber er bezweifelte, dass das irgendeinen Unterschied gemacht hätte.
Mit dem Ziel, ihre Würde zu wahren und seine Hose sauber zu halten, versuchte er, das Gespräch wieder in Gang zu bringen. „Was hat dieser Ludwig der sechzehnte so Besonderes, dass du dich so gut an ihn erinnerst?“
Sie gab ihm keine Antwort.
Er drehte den Kopf und sah, dass sie in den Abgrund starrte und ihr Gesicht gefährlich blass war.
„Véronique, schau mich an.“
Langsam kam sie seiner Aufforderung nach. Angst stand in ihren Augen.
Die nächste Kurve lag vor ihnen. Er hatte genug Platz, um sie zu bewältigen, aber er konnte nicht gleichzeitig den Wagen sicher lenken und sich um sie kümmern, falls sie genauso reagierte wie das letzte Mal, als sie einen so steilen Abgrund passiert hatten. Die Steigung der Straße war steil, und er wollte nicht anhalten, besonders nicht, da er die zusätzliche schwere Last auf dem Wagen hatte. Die Pferde mussten sich auch so schon genug anstrengen.
Die Kurve erforderte seine ganze Aufmerksamkeit. Wenn sie näher bei ihm säße, hätte sie vielleicht nicht so viel Angst. Das war bei seinem Sohn immer so gewesen. Wenn Aaron vor etwas Angst gehabt und Jack ihn festgehalten hatte, war die ganze Furcht seines kleinen Sohnes wie weggeblasen gewesen. Jack hatte das Gefühl, einen Menschen trösten zu können, sehr genossen.
„Vernie, bitte rutsche näher zu mir herüber.“ Er hoffte, dass er mit diesem Spitznamen erreichte, was er wollte.
Aber sie rührte sich nicht vom Fleck. Sie begann, wieder nach unten zu schauen.
Jack sagte mit scharfer Stimme: „Véronique!“
Sie zuckte zusammen.
„Rutsch weiter zu mir herüber. Sofort!“
Sie rutschte einen oder zwei Zentimeter näher, ohne jedoch den Sitz loszulassen.
Die Straße wurde schmaler. „Näher.“
Sie rutschte noch einen Zentimeter näher. Und sah wieder in den Abgrund.
Jack war seit Jahren nicht mehr versucht gewesen zu fluchen, aber in diesem Moment lagen ihm ein paar Kraftausdrücke auf der Zunge. Er nahm die Zügel mit einer Hand und packte Véronique mit der anderen. Wenn sie jetzt noch näher käme, müsste er sie heiraten.
„Halte dich an mir fest und mach die Augen zu.“
Wortlos hakte sie einen Arm unter seinen und klammerte sich mit der anderen Hand an seine Weste.
„Hast du die Augen zu?“
Sie nickte, den Kopf an seine Schulter gelegt.
„Jetzt erzähle mir, warum du Ludwig den sechzehnten so magst.“
Sie hob den Kopf.
„Aber erzähle es mir mit geschlossenen Augen.“ Seine Stimme wurde absichtlich weicher. „Und du darfst nicht heimlich blinzeln.“
Die Pferde wurden langsamer und hatten Mühe, den Wagen um die Kurve zu ziehen. Jack wusste, dass sie müde waren und eine Pause brauchten. Aber vorher mussten sie diese Kurve und diesen Grat bewältigen. Er ließ die Zügel schnalzen.
Véronique drückte ihre Stirn an seine Schulter und er konnte fühlen, wie sich ihr Brustkorb schnell hob und senkte.
Nachdem er die Kurve sicher umrundet hatte, stieß er sie sanft an. „Ludwig den sechzehnten magst du am liebsten, weil …“
„Ich habe nicht gesagt, dass ich ihn am liebsten mag. Er und seine Frau haben sogar ein sehr trauriges Ende gefunden. Aber ich bewundere ihr Zuhause … das Château de Versailles.“
„Und was ist … das Château de Versailles?“
Er hörte ein leises Keuchen und war nicht
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