Land der Sehnsucht (German Edition)
fünfzehn Jahre vergangen waren, hatte er das Gefühl, er stünde wieder in der Prärie in Idaho. Er hatte weggesehen – nur für einen kurzen Moment –, um einer anderen Familie zu helfen, als er hörte, wie ein Seil riss. Er hatte sich umgedreht, um den Männern zu helfen, den Wagen langsam hinabzulassen, aber es war zu spät gewesen. Trotz seines kräftigen Griffs waren die anderen Seile abgerutscht, unter dem plötzlichen Gewicht gerissen, und der Wagen war bergab gerast. Er konnte die Szene immer noch vor sich sehen. Das zerschellte Wagenwrack, unter dem seine Frau und sein Sohn lagen.
Jack schaute auf seine Hände hinab und auf die schwachen Narben, die die Seile an jenem Tag in seine Handflächen gebrannt hatten. „Manches Schlimme, das einem im Leben widerfährt, verursacht man selbst. Doch manchmal trifft es einen auch einfach so. Aber egal, wie es dazu kam, habe ich beschlossen, darauf zu vertrauen, dass Gott das Schlechte letztlich zum Guten wendet. Bei mir hat er das getan.“
Sampson nickte. „So sehe ich es auch. Aber manchmal frage ich mich: Wird das Gute je das Schlimme überwiegen?“
Obwohl Jack diese Frage vor Jahren schon für sich beantwortet hatte, wusste er, dass es Tage gab, an denen man zweifelte. Solche Tage erlebte er immer noch viel zu oft. „Auf lange Sicht schon, Sir. Ich vertraue darauf, dass das Gute am Ende siegen wird. Aber an manchen Tagen fühlt es sich nicht so an.“
Wenn Jack sich nicht irrte, waren die Augen des alten Mannes feucht, als er den Kopf wegdrehte.
Nach einer Minute räusperte sich Sampson. „Sie passen da draußen auf sie auf. Und Sie tun alles, um ihr zu helfen, das zu finden, was sie sucht.“
„Sie meinen, den zu finden, den sie sucht.“
„Ich meine, dass Sie ihr bei ihrer Suche helfen, Brennan. Sie findet ihren Vater vielleicht nie, und Gott möge dafür sorgen, dass sie ihn nicht findet, falls er einer solchen Tochter nicht würdig ist.“
Jack spürte, wie sein Herz schneller schlug. Hatte er nicht schon mehrmals etwas Ähnliches zu Gott gesagt, seit er Véronique kennengelernt hatte?
„Diese junge Dame ist nicht so weit gekommen, nur um ihren Vater zu finden.“ Sampson schüttelte den Kopf. „Sie kam in erster Linie hierher, weil ihre Mutter sie darum gebeten hat. Und zweitens kam sie, um herauszufinden, wer sie selbst ist.“ Sampsons schiefes Lächeln breitete sich allmählich wieder über sein Gesicht aus. „Und genau im richtigen Moment sind Sie in der Stadt aufgetaucht, und Gott hat dafür gesorgt, dass ihr beide euch findet.“
Jack schaute ihn vielsagend an. „Wenn ich mich richtig erinnere, war das weniger Gott als vielmehr Sie, Mr Sampson.“
„Wie dem auch sei, ich vertraue darauf, dass Gott etwas Gutes dabei entstehen lässt“, sagte Sampson mit einem Achselzucken.
Jack schüttelte lachend den Kopf.
„Ich bin froh, dass wir darüber gesprochen haben, mein Junge. Wollten Sie nicht noch über etwas anderes mit mir sprechen?“
Das hätte Jack fast vergessen. „Ich denke daran, mir ein Stück Land zu kaufen, und wollte Sie fragen, ob Sie vielleicht ein gutes Wort für mich einlegen könnten, falls sich die Situation ergibt. Da ich neu in Willow Springs bin, konnte ich mir hier noch keinen guten Ruf erwerben.“
„Klar, ich lege ein gutes Wort für Sie ein, mein Junge. Sie können auch Bertram Colby nennen. Clayton drüben im Vermessungsbüro kennt uns beide schon ewig. Nennen Sie ihm unsere Namen, falls Ihnen das weiterhilft.“
„Danke, Sir.“ Jack reichte ihm die Hand und wurde durch den kräftigen Griff des Mannes schnell daran erinnert, dass Sampson viele Stunden damit verbrachte, den Hammer auf den Amboss zu schlagen. „Wie kommen Sie eigentlich mit meinem Wagen voran? Ich habe im Stall noch keine Spur davon gesehen.“ Jack wartete und rechnete damit, dass Sampson mit einer vernünftigen Erklärung aufwarten würde.
Sampson wandte den Blick ab. „Ich hatte in letzter Zeit ziemlich viel zu tun, aber ich garantiere Ihnen, dass ich den Wagen bald fertig habe. Schauen Sie mich nicht so an! Ich belüge Sie nicht. Ich habe genug Arbeit für mindestens zwei Männer.“
„Warum stellen Sie dann niemanden ein? Dann müssen Sie weniger arbeiten. Es gibt in dieser Stadt doch bestimmt Männer, die eine Arbeit suchen.“
Sampson verzog verächtlich das Gesicht. „Ich habe es schon mit drei Männern aus der Stadt probiert. Sie waren alle drei nicht zu gebrauchen. Wahrscheinlich könnte ich es noch einmal versuchen,
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