Land der Sehnsucht (German Edition)
Abmachung, und in meinen Augen ist das Wort eines Mannes genauso bindend wie ein schriftlicher Vertrag.“
„Nein, ich will nicht mehr Geld, Mr Brennan. Nein, nein …“ Sampson schüttelte den Kopf. „Ich würde keinen Cent mehr nehmen, als wir vereinbart haben. Es ist nur so, dass … wir uns auch auf ein Lieferdatum geeinigt hatten.“
Jack fühlte, wie ein unsichtbares Messer in seinen Magen gestoßen wurde.
„Und als dieser Termin verstrichen war, nahm ich an, dass Sie nicht mehr an dem Wagen interessiert wären. Eines führte zum anderen, und ich denke, dass ich dieser anderen Kundschaft möglicherweise den Eindruck vermittelt habe, dass der Wagen zum Verkauf steht.“
„Sie denken, dass Sie vielleicht den Eindruck vermittelt haben?“ Als Sampson unverbindlich die Achseln zuckte, atmete Jack durch seine zusammengebissenen Zähne aus und steckte das Geld wieder weg. „Ich sage Ihnen was: Wenn Sie mir verraten, wie ich zu diesem Mann Kontakt aufnehmen kann, versuche ich, mit ihm eine Lösung zu finden. Vielleicht hat er es nicht ganz so eilig wie ich. Sie könnten sogar meine Zeichnungen noch einmal verwenden und ihm den gleichen Wagen bauen.“
Sampson strich sich über den Bart. „So könnten wir es vielleicht machen, aber ich habe das Gefühl, dass für diese andere Kundschaft die Zeit auch ein wichtiger Faktor ist. Ich mache Ihnen einen Vorschlag: Ich denke, es ist vielleicht besser, wenn ich unter diesen Umständen zunächst noch einmal mit der anderen Kundschaft spreche.“ Der alte Mann zog seine grauen Brauen in die Höhe. „Ich kann ziemlich überzeugend sein, wenn ich mich für etwas einsetze.“
Zähneknirschend ging Jack zum Baird and Smith Hotel zurück und hoffte, Sampsons Überzeugungskünste wären bei diesem anderen Kunden erfolgreicher als bei ihm.
* * *
Als Véronique sich mit Lilly zum Mittagessen traf, war es halb zwei. Das Gartenrestaurant, das Lilly ausgewählt hatte, hatte ungefähr ein Dutzend Tische, die unter dem selten zu findenden Schatten eines alten Baumes standen. Als sie die blauweiß karierten Tischdecken sah, die im leichten Wind flatterten, die leisen Gespräche und das gelegentliche Lachen an den Nachbartischen hörte und hin und wieder den süßlichen Duft einer Pfeife schnupperte, schloss Véronique die Augen und fühlte sich für einen Moment in ein Straßencafé in der Nähe des Musée du Louvre zurückversetzt.
Aber nur für einen Moment.
Diese Erinnerung verstärkte ihre Sehnsucht nach zu Hause noch mehr, besonders, als sie den Ausgang ihres Gesprächs mit Monsieur Jake Sampson Revue passieren ließ.
Aber sie war nicht bereit, so schnell aufzugeben. Sie war zu weit gekommen, um beim ersten Hindernis ihre Pläne so einfach über Bord zu werfen. Fahrer mit Kutschen, die man mieten konnte, gab es in Paris in Hülle und Fülle. Hier war das anscheinend anders. Aber wie Christophe einmal zu ihr gesagt hatte, war Geld ein starker Motivator. Monsieur Marchand war sehr großzügig zu ihr gewesen, deshalb konnte sie anderen gegenüber nun genauso großzügig sein.
In Willow Springs gab es doch bestimmt irgendwo einen ehrbaren Mann, der bereit wäre, auf ihr Angebot einzugehen und sie in diese Städte zu begleiten.
„Schmeckt Ihnen Ihr Essen nicht?“ Lilly beugte sich näher zu ihr herüber und sagte leise: „Ich kann etwas anderes bestellen, wenn Sie möchten.“
Véronique blinzelte und sah dann das Stück Rindfleisch an, das die Hälfte ihres Tellers belegte. Als Bruststück vom Rind hatte Lilly es bezeichnet. Aber das glänzende Stück Fleisch, das in einer bräunlichen Soße lag, übte auf sie keinen Reiz aus, auch wenn Lilly die Köchin gelobt hatte. „Ich bin sicher, dass es köstlich schmeckt. Ich habe im Moment nur einfach keinen großen Hunger.“ Als wäre dies ein Stichwort, knurrte in diesem Moment ihr Magen. Véronique räusperte sich, um das Geräusch zu übertönen.
Lilly hörte auf zu kauen. Sie zog ihre Braue vielsagend in die Höhe, lächelte aber kurz darauf schon wieder und zeigte Véronique damit, dass sie ihr die Ausrede nicht übel nahm. „Ich sehe Ihnen an, dass etwas nicht stimmt, Mademoiselle Girard. Ich weiß nicht, was es ist, aber ich würde Ihnen gern helfen, wenn ich kann.“
Véronique strich die Serviette auf ihrem Schoß glatt und überlegte, wie viel sie Lilly verraten sollte. Das Mädchen war noch so jung, es strahlte aber eine große Reife aus …
Etwas, das sie aus dem Augenwinkel sah, erregte Véroniques
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