Land der Sehnsucht (German Edition)
Türgriff wackelte wieder.
„Dieses Zimmer ist besetzt“, rief sie.
Schweigen. Dann ein Geräusch, das wie das Räuspern eines Mannes klang.
„Entschuldigen Sie, Madam. Ich hätte nicht erwartet, dass so früh am Morgen jemand badet. Ich … ich wollte nur mein Hemd holen. Ich glaube, ich habe es gestern Abend hier liegen lassen.“
Véronique spähte über den Rand der Wanne und dann wieder zur Tür. „Oui, ich glaube, Sie haben recht. Ich sehe ein Hemd in der Ecke hängen. Aber ich … kann im Moment nicht zur Tür kommen.“
„Ah … nein, Madam … ich meine … natürlich, Madam. Das verstehe ich. Lassen Sie sich ruhig Zeit. Ich habe es nicht eilig.“
Mit einem erleichterten Aufatmen spülte Véronique sich die Seife von der Haut.
„Entschuldigen Sie, dass ich Ihnen Mühe mache, Madam.“
Der Klang seiner Stimme ließ sie wieder tiefer ins Wasser sinken. Es schwappte über die Seiten auf den Boden. „Sie machen mir keine Mühe.“ Sie wischte sich eine Strähne ihrer nassen Haare aus dem Gesicht. „Aber das ändert sich schnell“, fügte sie leiser hinzu und war sicher, ein leises Lachen hinter der Tür zu vernehmen. Sie wartete darauf, Schritte zu hören, die sich entfernten. Als nichts dergleichen passierte, lugte sie über den Wannenrand und sah einen Schatten unter der Tür. „Mir ist bewusst, dass Sie noch da sind, Monsieur!“
„Ah … ja, Madam. Ich … ich warte nur hier draußen, damit ich mir mein Hemd holen kann.“
Véronique nahm prüfend die Tür in Augenschein, um zu sehen, ob es dort Spalten gäbe. Als sie keine entdeckte, stieg sie aus der Wanne, trocknete sich mit einem Handtuch ab und schlüpfte dann in ihren Morgenmantel. Der Mantel bedeckte sie züchtig, aber bei der Vorstellung, dass ein fremder Mann sie in dieser Kleidung sah, errötete sie. Und noch mehr errötete sie, als sie daran dachte, dass er ihr offenbar nicht traute.
„Monsieur, ich bin keine Diebin. Ich versichere Ihnen, ich werde nicht versuchen, mich mit Ihrem Hemd aus dem Badezimmer zu stehlen.“
Wieder ein leises Lachen. Dieses Mal war es vernehmlicher als vorher. „Nein, Madam. Sie klingen für mich nicht nach jemandem, der sich mit fremden Hemden davonstiehlt. Es ist nur so, dass ich in der Hemdtasche etwas habe, das ziemlich wertvoll ist, und ich will sichergehen, dass es nicht verschwindet.“
Neugierig geworden und durch seinen Mangel an Etikette ermutigt, trat Véronique an die Wand und nahm das Hemd vom Haken. Sie sah in die Hemdtasche und verstand sofort den Grund für seine Besorgnis. Sie warf einen Blick zurück zur Tür und plötzlich kam ihr ein Gedanke. „Was in Ihrem Hemd ist denn so wertvoll für Sie, Monsieur?“
Schweigen, dann das Knarren einer Bodendiele. „Sind Sie da drinnen bald fertig, Madam?“
Véronique verkniff sich ein Kichern und genoss es, dass sie in dieser Situation im Vorteil war. „Oui … bald.“ Sie hängte das Hemd wieder an den Haken und beeilte sich mit ihrer Morgentoilette. Sie putzte sich die Zähne und kämmte sich die Haare, bevor sie sie mit dem Handtuch trocken rieb. Sie war sich ihrer Bewegungen stärker bewusst als sonst, da sie genau wusste, dass er draußen wartete.
Als sie fertig war, öffnete sie die Tür. Und wünschte sich sofort, sie könnte sie wieder zumachen.
* * *
Jack musste seinen Blick ziemlich weit senken, um der Frau in die Augen zu schauen. Aber es lohnte sich. Sie sah ihn an und wandte den Blick ab. Er hatte den Eindruck, dass sie sich in seiner Nähe nicht ganz wohl fühlte.
Das war unter den gegebenen Umständen verständlich.
Er blieb mit dem nötigen respektvollen Abstand stehen und hoffte, dass er damit ihr Unbehagen vertreiben könnte. „Entschuldigen Sie, dass ich Sie vor ein paar Minuten erschreckt habe, Miss. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass jemand schon so früh im Badezimmer ist.“
Sie schaute kurz auf, bevor sie ihre Aufmerksamkeit wieder dem Boden zuwandte. „Danke. Ich nehme Ihre freundliche Entschuldigung an, Monsieur.“
Er lächelte und erkannte, dass er ihre Muttersprache zuvor richtig erraten hatte.
Sie deutete hinter sich auf sein Hemd. „Wie Sie sehen können, ist es noch da.“
Als er den bekannten Stoff und die Ausbeulung in der Brusttasche sah, spürte Jack, wie sich die Anspannung in seiner Magengegend legte. Wie hatte er nur so dumm sein können? Aber er war gestern Abend so aufgewühlt gewesen, so frustriert wegen Jake Sampson und der ganzen Situation, dass er nicht mehr richtig hatte
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