Land der Sehnsucht (German Edition)
Meinung von Ihnen hat, dann sind Sie ein guter Mensch. Darüber können Sie den ganzen Tag mit mir streiten, aber Sie haben mir bereits bewiesen, dass Sie der Richtige sind.“
„Und wie sind Sie zu dieser Schlussfolgerung gekommen, Sir?“
Sampson erhob sich von seiner Kiste und trat einen Schritt vor. „Weil Sie trotzdem Nein gesagt haben, obwohl sie Ihnen so viel Geld geboten hat.“
Kapitel 10
A n diesem Abend stand Véronique mit einem sicheren Abstand zum offenen Fenster in ihrem Zimmer und schaute zu, wie die Sonne die Berge in ein purpurnes und goldenes Gewand hüllte. Wie klein und unbedeutend sie sich im Vergleich zu diesem faszinierenden Naturschauspiel fühlte! Und wie einsam.
Sie konnte ihre Melancholie problemlos zu ihren Wurzeln zurückverfolgen: Monsieur Brennan hatte heute ihr Angebot abgelehnt. Sie konnte es immer noch nicht glauben. Selbst als sie ihm noch mehr Geld angeboten hatte, hatte er sich nicht von seinem Standpunkt abbringen lassen.
Obwohl sie ihn nicht wieder im Hotel gesehen hatte, vermutete sie, dass er auch hier wohnte oder zumindest eine Weile zu Gast gewesen war, da er sein Hemd im Badezimmer vergessen hatte. Sie versuchte, etwas anderes zu finden, mit dem sie ihn dazu bringen könnte, sich die Sache noch einmal zu überlegen. Aber die Endgültigkeit in seiner Miene hatte ihr gezeigt, dass sie sich diese Mühe sparen konnte.
Die Leere, die sie wegen seiner Absage spürte, ließ sich nicht so leicht abschütteln. Wie dumm war es von ihr gewesen, ihre ganzen Hoffnungen so schnell auf einen einzigen Mann zu setzen. Gott hatte sie doch sicher nicht so weit gebracht, um sie jetzt im Stich zu lassen! Dennoch regte sich in ihr das Gefühl, dass es vielleicht doch so sein könnte.
Ein kühler Abendwind bewegte die Vorhänge.
Weißgraue Wolken zogen wie in dichten Wellen über den westlichen Horizont. Eine federleichte Wolke nach der anderen stieg nach oben und spiegelte die letzten Lichtstrahlen wider, bis der Himmel aussah wie ein Ozean, der in großen, eindrucksvollen Wellen ans Ufer rollte. Tief in ihrem Unterbewusstsein erinnerte sich Véronique an die schaukelnde Bewegung des Schiffes, das sie weit weg von ihrem Zuhause über den Atlantik gebracht hatte. Véronique schloss die Augen und erinnerte sich an den salzigen Geruch der Meeresluft. Sie konnte fast das Salz auf ihren Lippen schmecken und die Auswirkungen der Seekrankheit in ihrem Magen fühlen.
Sie blinzelte, um diese letzte unangenehme Erinnerung zu vertreiben.
Wie ging es der Familie Descantes? Waren sie immer noch in diesem Land? Übten die Mädchen ihr Englisch, das sie von ihr gelernt hatten? Sie nahm ihr in Pergament gebundenes Buch Der Graf von Monte Cristo vom Tisch neben sich, drehte es in den Händen und erinnerte sich daran, wie sehr die Töchter von Monsieur und Madame Descantes diese Geschichte geliebt hatten.
So sehr sie den Roman von Alexandre Dumas auch schätzte, übte er heute Abend keinen Reiz auf sie aus. Sie legte das Buch wieder auf den Tisch.
Männerstimmen drangen vom Flur herein.
Sie hielt inne und lauschte. Dann zuckte sie zusammen, als es an ihre Tür klopfte.
Als sie öffnete, sah sie, dass Monsieur Baird vor ihrem Zimmer stand, und hörte gerade noch, wie die Tür des gegenüberliegenden Zimmers geschlossen wurde.
„Guten Abend, Miss Girard.“ Monsieur Baird blieb mit gebührlichem Abstand zu ihr stehen. „Ich bin gekommen, um Ihr Tablett mit dem Geschirr vom Abendessen zu holen, wenn Sie fertig sind.“
Sie war dankbar für die Gesellschaft, auch wenn sie nur von kurzer Dauer war, und nickte. „Oui, ich bin fertig. Merci. Und bitte richten Sie dem Küchenchef mein Kompliment aus.“ Sie holte das Tablett und reichte es ihm. „Die Mahlzeiten, die ich in Ihrem Hotel genieße, sind wirklich die köstlichsten, die ich in diesem Land bisher serviert bekommen habe.“
Seine Augen leuchteten auf. „Ich werde diese netten Worte ganz bestimmt meiner Frau ausrichten. Sie wird sich sehr freuen, wenn sie sie hört, Madam. Danke.“
Ein anderer Gedanke kam ihr in den Sinn. „Ich möchte Ihnen auch ein Kompliment für Ihr Personal machen, Monsieur Baird. Miss Carlson ist eine außergewöhnlich gute Angestellte, besonders wenn man bedenkt, wie jung sie noch ist.“
„Oh ja, Madam, das stimmt. Wir freuen uns sehr, dass wir sie haben.“ Monsieur Baird warf einen Blick auf das Tablett. „Damit erspare ich ihr heute Abend einen Gang die Treppe hinauf, und das ist so spät am Tag immer
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