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Land des Todes

Land des Todes

Titel: Land des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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Allerdings war mein Aufenthalt nicht gänzlich schlecht. Die Nervenschwäche, die mich den Winter hindurch plagte, ist völlig verschwunden; ich habe mich in meinem Leben noch nie besser gefühlt. Ich fürchte, das liegt am Einfluss sauberer Landluft und heilsamer Spaziergänge – außer Umhergehen und Atmen habe ich hier wenig zu tun. Ich habe mehr von dieser Gegend gesehen, als sich je jemand wünschen könnte. Nach einer anfänglichen Phase der Romantik erscheint sie mir nun bar jeglicher interessanten Dinge, da alles, was sie zu bieten hat, gewöhnliche Weiler, langweilige Ebenen und endloser Regen sind.
    Der örtliche Zauberer, den ich durch die Felder und Straßen stapfen sah, ist bedauerlich enttäuschend und hat während meines Aufenthalts nichts Dramatischeres getan, als einen Bauern dafür zu maßregeln, eine Ziege gestohlen zu haben.
    Durch mein infiziertes Bein und die schlimme Erkältung, die damit einherging, konnte ich leider nie die Schwarzen Berge besuchen, was mir womöglich ein wenig malerische Pracht zur Rechtfertigung meiner Reise geboten hätte.
    Ich habe das Manuskript für meinen Gedichtband fertiggestellt, in den ich große Hoffnungen setze. Ich bin aufgeregt, Grosz; es ist meine bisher beste Arbeit und wird meinen Ruf in der Stadt zweifellos heben. Vielleicht, so wage ich zu glauben, sogar darüber hinaus, wenn ich nur einen anständigen Übersetzer finden könnte. Ich habe mich dafür entschieden, den Band Land des Todes zu nennen, und nach reiflicher Überlegung habe ich beschlossen, ihn L… zu widmen – die Widmung verleiht dem Buch eine gewisse romantische Rätselhaftigkeit und ist gewiss mehrdeutig genug, um keine unverfrorenen Bemerkungen zu provozieren, oder? Lass mich wissen, was du davon hältst.
    Ich muss dir die Ereignisse der vergangenen Woche schildern, die den eintönigen Trott erheblich belebt haben – wenngleich nicht genug, um mich meine baldige Abreise bedauern zu lassen –, und die Bauernschaft haben sie in gehörigen Aufruhr versetzt. Sie betreffen meinen geheimnisvollen Verpächter, der sich letztlich endgültig von jeder Vernunft verabschiedet hat. Unterhaltsamerweise glauben die Einheimischen, er sei der Teufel höchstpersönlich, und bekreuzigen sich schon, wenn sie nur seinen Namen erwähnen. Ich persönlich halteihn für nicht mehr als einen außergewöhnlich unangenehmen Mann – beispielsweise ist er ein berüchtigter Geizkragen –, allerdings besitzt er ein Antlitz so finster und obendrein unheilvoll, dass man gut verstehen kann, wie ein solcher Aberglaube entstehen konnte.
    Ich bin sicher, du erinnerst dich an die Erscheinung, die ich in jenem Spiegel in seinem Haus sah; nicht einmal dir gegenüber, Grosz, schäme ich mich, zuzugeben, dass mich diese Hexe nach wie vor in meinen Albträumen heimsucht und mich selbst die größte Skepsis nicht dazu bewegen kann, den Ring des Zauberers von meinem Finger zu entfernen! Anscheinend war Damek – so wie meine Haushälterin – davon überzeugt, dass ich die Erscheinung einer unglücklichen Frau namens Lina sah, einer örtlichen Hexe, die zudem die Mutter der gegenwärtigen Gemahlin meines Verpächters war. Vergangene Woche hatte ich eine äußerst beunruhigende Begegnung, bei der mir Damek drohte, mich aus Eifersucht zu töten, weil ich statt ihm dieses Phantom erblickt hatte. Hast du je in deinem Leben etwas Seltsameres und Primitiveres gehört?
    Meine Haushälterin sah ihn kurz nach mir, und sie erzählte mir, er hätte in einer Art merkwürdigen Ekstase regelrecht gezittert und behauptet, er habe Lina selbst gesehen und würde bald jenseits des Todes zu ihr stoßen. Anscheinend verweigerte er jede Speis und jeden Trank, blieb bei jedem Wetter draußen und ängstigte jeden Bauern, der ihm begegnete, halb zu Tode. Anna, die gute Seele, war überzeugt davon, dass er besessen sei, und sie äußerte tiefste Besorgnis über seine Gemahlin, eine arme, geschlagene Frau, die einst in Annas Obhut war und die, so versicherte mir Anna, trotz ihres unfeinen Gebarens eine behütete Erziehung genossen hat.
    Vor zwei Tagen schloss sich Herr Damek in einem Zimmer ein – ich vermute, es handelt sich um dasselbe Zimmer, in dem ich übernachtete, was laut meiner Haushälterin das Zimmer gewesen sein muss, in dem die Hexe starb –, und er reagierte auf keinen Ruf. Mitten in der Nacht wurde derHaushalt durch einen Schuss geweckt. Sein Leibdiener war zutiefst besorgt und brach die Tür auf. Er fand den Körper seines

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