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Land des Todes

Land des Todes

Titel: Land des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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rasch geschildert. Natürlich gab es auch Kummer: Meine Mutter verstarb wenige Jahre nach der Geburt der kleinen Lina, was mir großen Kummer bescherte. Etwa zur selben Zeit fanden uns Zef und ich damit ab, dass es wohl unser Schicksal war, kinderlos zu bleiben. Nach einer anfänglichen Traurigkeit stellte ich fest, dass ich dennoch durchaus zufrieden war: Ich mochte meine Arbeit, ich wurde von einem guten Mann geliebt, und das schien mir in höchstem Maße ausreichend zu sein. Hätte ich einen anderen Mann geheiratet, wären die Dinge vielleicht völlig anders verlaufen: Ich kannte Frauen, die von ihrem Gemahl verstoßen worden waren, weilsie ihm keinen Sohn gebaren. Zef hingegen folgte wie bei allem seiner eigenen Anschauung. Er meinte nur, wenn Gott entschieden hätte, uns keine Kinder zu schenken, wieso sollte es ihm zustehen, sich darüber zu beschweren? Und außerdem, so sagte er, hätte er mich dadurch ganz für sich allein.
    Das stimmte nicht ganz, denn die Betreuung der kleinen Lina fiel vorwiegend uns zu, und in Wahrheit liebten wir sie, als wäre sie unser eigen Fleisch und Blut. Im Spätsommer war das Mädchen alt genug, um abgestillt zu werden, und sie wurde zur Manse gebracht. Natürlich fragten wir uns – nicht ohne Beklommenheit –, ob sie die violetten Augen ihrer Mutter geerbt hätte, doch nach wenigen Monaten erwiesen sich unsere Befürchtungen als unnötig: Ihre Augen glichen jenen ihres Vaters, braun und sanftmütig wie die einer Milchkuh.
    Ich begleitete sie mit all dem Stolz und all den Ängsten einer Mutter durch Kinderkrankheiten und Missgeschicke und durfte beobachten, wie sie zu einem süßen, braven Mädchen heranwuchs. Sie hatte nichts vom Eigensinn ihrer Mutter geerbt, dafür fast all ihre Schönheit: Es war, als vereine sie die besten Eigenschaften ihrer beiden Eltern in sich.
    Tibor war nach Linas Tod nie mehr derselbe. Fortan wies er eine Empfindsamkeit auf, die sich in Anflügen von Wehmut äußerte. Nach einer anfänglichen Zeit der Gleichgültigkeit wurde die kleine Lina zum Schatz und Trost ihres Vaters, und ihr unschuldiges Spiel konnte ihn selbst aus schlimmster Niedergeschlagenheit holen. Er führte die Manse mit dem Geschick eines Bauern, und abgesehen vom gewöhnlichen Auf und Ab des Lebens ging es uns allen gut. Das sonnige Gemüt der kleinen Lina schien all die Übel aufzuwiegen, die ihre Mutter befallen hatten, und so glaubten wir, dass der Fluch der Kadars endlich verwirkt war.
XXXVII
    Natürlich hatte ich die Rechnung ohne Damek gemacht. Als Lina das fünfzehnte Lebensjahr erreichte, kehrte Damek zurück, um im Roten Haus zu leben.
    Wie üblich erzählte er niemandem, was er die vergangenen fünfzehn Jahre gemacht hatte, wenngleich ich durch verschiedene Gerüchte, die mir im Lauf der Jahre zu Ohren kamen, erfuhr, dass er sich in die höchsten Angelegenheiten des Landes hochgearbeitet hatte.
    Ich konnte nicht umhin, seine Rückkehr mit Bangen zu betrachten, und verspürte Erleichterung, als ich erfuhr, dass er die Manse zu meiden gedachte. Seine Heimkehr rührte alte Skandale auf, und einige erreichten Linas Ohren. So war ich gezwungen, ihr einen Teil der Geschichte ihrer Mutter zu erzählen, die ich bis dahin geheim gehalten hatte.
    Ich wählte sorgsam aus, was ich preisgab, aber Lina lauschte mir mit geweiteten Augen und fand, dass es eine gar romantische Geschichte sei. Ich bin sicher, sie ergänzte das, was ich ihr schilderte, mit Berichten von ihren Freundinnen im Dorf, die zweifellos maßlos übertrieben und höchst farbenfroh waren. Sie war in einem Alter, in dem sie ihren Geist mit dem Inhalt von Groschenromanen aus dem Süden füllte, die ihr gutmütiger Vater für sie kaufte, und ihre Phantasie stand regelrecht in Flammen bei der Vorstellung, dass sie die Tochter einer Hexe sei, die vom König höchstpersönlich verflucht worden war. Einerseits konnte ich diesen Unfug nicht gutheißen, andererseits schien er mir recht harmlos zu sein.
    Es dauerte nicht lange, bis ich Damek im Dorf begegnete. Er grüßte mich weder begeistert noch missfällig, schien seinerseits meine Begrüßung eher gleichmütig hinzunehmen und ließ nichts von der Vertrautheit erkennen, die unsere Beziehung vor vielen Jahren gekennzeichnet hatte. Ich musterte ihn neugierig: Er hatte sich verändert, wenngleich rein äußerlich kaum. Doch seine Augen wirkten hart und berechnend, und da war etwas in seinem Gebaren – eine Kälte, das Gegenteil der wilden Leidenschaft, die ich einst in ihm

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