Land meiner Träume collin1
Unterkünften warteten Menschen darauf, eine Passage auf einem Schiff nach Melbourne zu bekommen. Die meisten gingen an den drei jungen Männern mit ihren Pferden und ihrem Wagen vorbei, ohne sie eines zweiten Blicks zu würdigen. Einige jedoch betrachteten den Wagen mit so viel Interesse, dass Will sich hüten wollte, ihn unbeaufsichtigt zu lassen. »Es ist sicherer, wenn einer von uns immer beim Wagen bleibt. Wir müssen einen Platz finden, wo wir für eine oder zwei Nächte kampieren können.« Sie setzten den Weg die Straße hinunter fort. Will und Hal ritten, Tommy fuhr den Wagen. Sie kamen nur langsam voran, doch das gab ihnen die Gelegenheit, sich umzusehen. Die Gebäude waren so unterschiedlich wie die Menschen. Solide Gebäude standen neben Bauten, die kaum mehr waren als Schuppen. Gut gekleidete Männer und Frauen gingen zwischen schlicht gekleideten Arbeitern und den von der Reise staubigen Goldsuchern umher. Zerlumpte Aborigines, deren Gesichter nicht verrieten, was sie über die Weißen dachten, lungerten in Gruppen herum. Zwei Männer in Moleskinhosen und breitrandigen Palmbasthüten kamen aus einem Hotel. Nur Hal nahm Notiz von ihnen, und das auch nur beiläufig, bis einer von ihnen aufschaute und er sein Gesicht sah. »Das gibt’s doch nicht«, rief er. »Da sind Joshua und Adam Winton.« Will schaute zu den Männern hinüber. »Tatsächlich.« Er hob die Hand zum Gruß, denn die Wintons hatten sie offenkundig auch erkannt. »Will Collins, Hal, Tommy, was für eine Überraschung!« »Ebenso. Wie geht’s euch, Adam, Joshua?« »Könnt nicht besser sein. Ich glaub’s nicht, euch drei vor mir zu haben.« Adam betrachtete den Wagen. »Ihr seid nicht zufällig unterwegs nach Victoria?« »Doch, sind wir. Und ihr?« »Ha! Unser Pa würde uns bei lebendigem Leib das Fell über die Ohren ziehen, wenn wir ihm mit so einer Idee kämen. Hey! Aufgepasst!« Der Fahrer einer Kutsche, die sich den Weg durch die verstopfte Straße bahnte, rief den Männern Beschimpfungen zu, weil sie die Durchfahrt blockierten. Das Zugpferd wollte sich vom Wagen entfernen, und Will zog die Leine an, um es wieder zum Stehen zu bringen. »Wir können unmöglich mitten auf der Straße stehen bleiben, um zu reden. Wohin wollt ihr? Können wir uns irgendwo treffen?« »Wir suchen im Augenblick nach einer Bleibe, wo wir auch den Wagen sicher unterstellen können.« »Da habt ihr Glück, dass wir euch getroffen haben. In unserem Hotel ist gerade ein Zimmer frei geworden. Und euren Wagen könnt ihr in der nächsten Straße bei unserem lassen.« »Ist er da auch sicher? Ich hab gesehen, dass einige großes Interesse an dem bekundet haben, was wir mit uns führen.« »Euer Wagen wird vollkommen sicher sein. Und es gibt Ställe für eure Pferde.« So wurde es verabredet. Joshua Winton ging zurück zum Hotel, um das Zimmer zu sichern, während Adam neben Will auf den Wagen stieg, um ihm den Weg zu dem Mietstall zu zeigen. Obwohl Will zufrieden war, dass der Ort sicher war, verzog er innerlich das Gesicht bei dem Preis, den man ihm für das Einstellen des Wagens und der Pferde abknöpfte. Und da das Hotelzimmer zusätzliche Ausgaben bedeutete, würden sie nicht allzu lange in Adelaide bleiben können. Später saßen die fünf jungen Männer in dem Hotelzimmer, Joshua und Adam auf einem der schmalen Betten, Will und Hal auf dem anderen und Tommy auf der Matratze, die man für ihn noch auf den Boden gelegt hatte. Nachrichten darüber, was die Familien in den Jahren, seit sie zusammen als Auswanderer ins Land gekommen waren, gemacht hatten, waren bereits ausgetauscht worden. »Und jetzt wollt ihr Gold schürfen, statt Kupfer abzubauen«, bemerkte Adam. »Erwartet ihr, reich zu werden?« »Die Geschichten, die wir in Burra gehört haben, lassen erwarten, dass wir mehr verdienen als beim Kupferbergbau«, antwortete Will ernst. »Wir gehen allerdings davon aus, dass wir hart arbeiten müssen. Klar hoffen wir, reich zu werden.« »Warum nehmt ihr den Landweg und nicht das Schiff?«, fragte Joshua. »Das war Wills Idee«, sagte Hal. »Er fand es besser, die Ausrüstung schon in Burra zu kaufen.« »Der Meinung bin ich immer noch. Durch Melbourne ziehen so viele, da ist das Angebot knapp, und die Preise sind hoch. Ich hoffe, in Adelaide kann mir jemand einen Rat geben, welche Reiseroute wir am besten wählen.« »Das können wir euch sagen. Bis Riverview – wo wir wohnen – ist der Weg gut. Dort könnt ihr aber den Murray nicht überqueren, denn der
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