Land meiner Träume collin1
Die Männer werden sich um dich scharen, und alle Frauen werden dich beneiden.« »Ich weiß nicht, ob ich wirklich an dem Ball des Gouverneurs teilnehmen soll.« »Du bist eingeladen, warum solltest du nicht daran teilnehmen?« »Als Papa die Einladung angenommen hat, hat er da erwähnt, dass seine Adoptivtochter schwarze Haut hat?« »Ich habe keine Ahnung, und du bist nicht schwarz, Jane, deine Haut ist von einem hübschen, warmen Braun.« »Darüber, meine liebe Anne, lässt sich streiten. Ich bin nicht weiß. Ich habe den Eindruck, wir werden da, wo Aborigines normalerweise nicht gern gesehen sind, nicht willkommen sein.« »Nur Menschen ohne Verstand im Hirn und Nächstenliebe im Herzen würden dir das Gefühl geben, nicht willkommen zu sein. Die Meinung solcher Menschen ist sowieso nicht von Belang.« Sie legte den Arm um Jane. »Kopf hoch, meine Liebe. Es wird alles wunderbar, das verspreche ich dir.« Die nächsten Tage bestätigten eher Jane in ihrer Überzeugung als Anne. Die Überraschung in den Gesichtern der Menschen, die den beiden jungen Frauen das erste Mal begegneten, war verständlich. Das schockierte Zurückzucken und die Entrüstung, die dem folgten, waren unertr?glich. Nur selten wurde die urspr?ngliche ?berraschung von unkritischer Neugier abgel?st. In der Öffentlichkeit verbarg Jane ihren wütenden Groll. Nur Anne vertraute sie ihre Gedanken an. »Die fühlen sich alle Gott weiß wie überlegen. Hast du einigen dieser Frauen zugehört, Anne? Wir beide sind redegewandter als viele von denen, und doch behandeln sie mich, als gehörte ich in einen Zoo oder auf einen Jahrmarkt, als Kuriosum, das sie begaffen könnten.« »Du darfst dich von solchen Leuten nicht aus der Fassung bringen lassen, Jane.« »Ich bin eher wütend als bestürzt. Ich lasse mich nicht demütigen. Ich werde den Frauen in dieser Stadt beweisen, dass ich ihnen ebenbürtig bin.« Jane wusste, dass sie die Kunst des Gesprächs wohl beherrschte und dass sie hübsch war, auch wenn sie zögerte, sich schön zu nennen. Doch sie trug ihre Kleider mit Stil, und ihr gesellschaftliches Benehmen war tadellos. Ich werde nicht so tun, sagte sie sich, als wäre ich so wie sie. Ich werde allen zeigen, dass ich stolz darauf bin, Aborigine zu sein, und dafür sorgen, dass sie mich als das respektieren, was ich bin. Allmählich freute Jane sich auf den Ball. Mrs. Winton und die Mädchen sollten für den Ball neue Kleider genäht bekommen. »Wir werden nicht zu extravagant sein«, versicherte sie ihrem Mann. »Ich möchte die Mädchen nur nach der neuesten Mode kleiden.« »In diesen lächerlich langen Krinolinen? Äußerst unpraktisch, wenn du mich fragst.« »Ich weiß, mein Lieber, aber sie sind die neueste Mode. Die Mädchen müssen welche haben. Schließlich ist der Ball eine ganz besondere Gelegenheit.« Mrs. Winton machte am unteren Ende der Rundle Street eine Damenschneiderei ausfindig. Die Eigentümerin war in schlichtes Grau gekleidet, nur mit einem lilafarbenen Band besetzt. Das Kleid war so unscheinbar wie die ganze Person. Ein Stra?enkleid aus gr?nem Satin, dessen Volants mit Pannesamt verziert waren, hing als Beleg f?r ihre Schneiderk?nste an einem St?nder. Ihr ganzes Wissen um ihr Talent manifestierte sich in dem selbstherrlichen Anspruch, w?hlerisch zu sein, was ihre Kundinnen anging. Niemals w?rde sie ein Kleid f?r eine Frau entwerfen, deren k?rperliche Erscheinung dem Kleid nicht gerecht w?rde. Margaret Boyd war auf ihre ureigene Weise ein Snob. W?hrend sie f?r Mrs. Winton und Miss Anne Winton bereitwillig etwas kreieren wollte, weigerte sie sich entschieden, ein Kleid f?r eine Aborigine zu schneidern. »Obwohl ihre Eltern Aborigines waren, Miss Boyd, ist Jane als Annes Schwester aufgewachsen. Sie wird mit uns auf den Ball des Gouverneurs gehen und braucht ein Kleid.« Mary Winton fasste Jane am Arm, um zu verhindern, dass das Mädchen wütend aus dem Laden stürmte. Anne hatte ein entrüstetes Keuchen ausgestoßen. Die Schneiderin ließ sich weder von der einen noch von der anderen Reaktion aus der Ruhe bringen. »Es tut mir leid, Mrs. Winton. Vielleicht sollten Sie sich eine andere Schneiderin suchen. Es gibt andere in der Stadt, die nicht so auf ihren guten Ruf bedacht sind.« Mary Winton lag eine scharfe Erwiderung auf der Zunge, doch eine Frau in einem überreich besetzten Kleid aus dunkelrotem Taft, die sich gebieterisch einmischte, kam ihr zuvor. Das Kleid, das sie trug, war eindeutig nicht nach der neuesten Mode
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