Land meiner Träume collin1
hatten. Phillip wünschte sich oft, sein Sohn ähnelte mehr seinem entfernten Cousin Con. Der hatte seinen Verstand zweifellos von seinem Vater geerbt, einem Schiffskapitän. Phillips Kinder, Rodney und Jenny, hatten beide das sanfte Gemüt ihrer Mutter. Phillip liebte seinen Sohn, doch er war dankbar dafür, dass Con zu dem Zeitpunkt, wenn Rodney die Zügel auf dem Gut übernähme, da sein würde, um ihm zur Seite zu stehen und ihm Kraft zu geben. Dass sowohl sein Sohn als auch seine Tochter etwas von seiner eigenen selbstherrlichen Sturheit mitbekommen hatten, hätte Phillip nie für möglich gehalten.
Drei Tage, nachdem er Caroline das letzte Mal gesehen hatte, saß Rodney Tremayne im Zierpavillon und starrte auf die Spitze des Maschinenhauses von Wheal Pengelly. Dort drüben war seine Liebste zusammen mit den anderen Grubenmägden bei der Arbeit, das Kupfererz vom tauben Gestein zu klauben. Der Gedanke, dass sie so hart arbeiten musste, gefiel ihm gar nicht. Wenn sie sich trafen, küsste er jeden einzelnen ihrer schlanken Finger und dann die Handflächen ihrer zierlichen Hände, als könnte er damit die Schwielen und Blasen lindern. Hände wie ihre, erklärte er, waren für Juwelen gemacht, nicht für harte Arbeit. Obwohl sie sich erst seit zwei Wochen heimlich trafen, wusste Rodney, dass Caroline Collins die Frau war, mit der er den Rest seines Lebens verbringen wollte. Er zweifelte nicht an ihrer Bestimmung füreinander. Die wechselseitige Anziehung war vom ersten Augenblick an da gewesen. Es schien, als wären sie durch unsichtbare Fäden verbunden, die sie zueinanderzogen. Er erinnerte sich, wie er eines Nachmittags spät zur Grube geritten und einer Gruppe von Frauen begegnet war, die nach getanem Tagwerk auf dem Heimweg ins Dorf waren. Sie traten auf dem Weg zur Seite, um ihn durchzulassen. Er hatte dankend den Kopf geneigt und begegnete dabei dem kecken Blick einer Frau, die ihren Gefährtinnen erklärte: »Das ist mal’n Mann, der’ner jungen Frau das Bett wärmen könnt. Ich wett, ich könnt ihm noch das eine oder andere beibringen.« Lüsternes Kichern trieb ihm vor Verlegenheit die Röte in die Wangen. Entschlossen, die zu Scherzen aufgelegten Frauen zu ignorieren, bemerkte er dennoch, dass eine sich nicht an den Anzüglichkeiten der anderen beteiligte, sondern mit gesenktem Blick abseits stand, eine leichte Röte auf den Wangen. Sein Interesse war geweckt, als ihm dämmerte, dass das Gerede ihrer Gefährtinnen sie ebenfalls in Verlegenheit gebracht hatte. Er ritt weiter, konnte der Versuchung aber nicht widerstehen, sich nach ein paar Metern noch einmal umzudrehen. Die junge Frau hatte sich gleichzeitig nach ihm umgesehen. Ihre Blicke begegneten sich, eine süße Röte überzog ihre Wangen, und Rodney wusste, dass er verliebt war. Herauszufinden, wer sie war, war leichter als gedacht. Gleich am nächsten Morgen ging er wieder zur Grube, wo er sie beobachtete, wie sie mit dem Obersteiger sprach. Eine beiläufige Bemerkung Con gegenüber entlockte diesem sofort die gewünschte Information. Rodney heckte rasch eine Möglichkeit aus, vertraulich mit Caroline zu sprechen, während er darauf achtete, dass niemand etwas von seinem Interesse gewahrte. Oft konnten sie nur rasch im Vorbeigehen einen Blick wechseln. Doch diese seltenen vertraulichen Augenblicke, wenn sie keine Worte brauchten, um einander zu offenbaren, wie sie zueinander standen, waren nicht genug. Rodney sehnte sich danach, Caroline zu berühren und sie in den Armen zu halten, und hatte zaghaft vorgeschlagen, sich am nächsten Sonntagnachmittag im Wald auf dem Tremayne Estate zu treffen. Caroline sagte weder Ja noch Nein, und Rodney war nervös und unruhig und schlief schlecht. Als der Sonntag kam, zögerte er es hinaus, in den Wald zu gehen. Obwohl er begierig war, mit seiner Angebeteten zusammen zu sein, hatte er Angst, enttäuscht zu werden. Seine Freude, als er sah, dass sie auf ihn wartete, war grenzenlos. Als sie ihn näher kommen sah, stand Caroline von dem langen Baumstamm auf, auf dem sie gesessen hatte. Eine Minute lang standen sie einander nur gegenüber und lächelten. Dann fielen sie sich in die Arme und verharrten in einer Umarmung, die ausdrückte, wie groß das wechselseitige Verlangen war. Als sie an diesem Nachmittag sehr viel später auseinandergingen, hatten sie einander zugeflüstert, wie sehr sie einander liebten, und diese Liebe auch vollzogen. Seit diesem ersten heimlichen Stelldichein waren die Tage der Woche
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