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Land meiner Träume collin1

Land meiner Träume collin1

Titel: Land meiner Träume collin1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: briffa
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würde. Bestimmt war das Mädchen dorthin gegangen. Hatte Joanna ihr nicht geraten, keine Zeit mehr zu vergeuden und eine anständige Ehefrau zu werden? Am Abend würden sie sicher zusammensitzen, um die Hochzeitspläne zu besprechen. Inzwischen war Joanna bis dahin gekommen, wo der Weg von der Klippe wegführte, und wandte sich wieder dem Dorf zu. Nach fünf Minuten stieß sie auf den Weg zur Grube. Sie schlug ihn ein und schaute zur Grube hinüber. Eine Gruppe kam langsam den Pfad herauf. Die haben aber spät Schichtende gemacht, dachte sie. Dann sah sie, dass ihr Mann und ihr ältester Sohn unter den Männern waren. Sah auch, dass zwei von ihnen, Tom und ein anderer Mann, eine Trage trugen. Entsetzen packte sie und lähmte sie viele lange Sekunden. Dann lief sie den Männern voller Verzweiflung entgegen. Alle, auch Will, hatten den Kopf gesenkt. Nur Henry Collins hob den Blick vom Boden. Die Männer blieben stehen und warteten. Joanna sah den Schock auf den gesenkten Gesichtern, die nasse Tränenspur auf Wills Wangen. Henrys Miene war kalkweiß und angespannt. Mann und Frau sahen einander an, dann trat Joanna seitlich an die Trage und hob das Sackleinen hoch, um in das Gesicht ihrer toten Tochter zu blicken. Nur ein leiser, erstickter Schluchzer entfuhr ihren Lippen. »Wir bringen sie nach Hause.« Wie erstarrt ging Joanna mit versteinertem Gesicht den ganzen Weg zurück ins Dorf neben Caroline her.

 
    4
     
    M eggan wäre am liebsten weggelaufen und hätte sich versteckt. Wenn sie weit genug liefe, konnte sie vielleicht den schrecklichen Schuldgefühlen und der Trauer entfliehen. Es war zwölf Stunden her, seit man Caros Leichnam nach Hause gebracht hatte, und Meggan hatte immer noch keine Träne vergossen. Sie kauerte in ihrem Bett und starrte auf die leere Bettseite. So nah, dass sie und Caro die Hand ausstrecken und einander berühren konnten, wenn sie im Bett lagen. Jetzt lag die Leiche ihrer Schwester unten in ihrem Sarg, und morgen würden sie sie außerhalb der Friedhofsmauern beerdigen. Am Nachmittag war Reverend Merton da gewesen. Meggan hatte still in der Ecke gesessen und zugehört, wie ihre Mutter disputiert und den Geistlichen angefleht hatte, ihnen zu erlauben, ihre Tochter in geweihter Erde zu beerdigen. »Sich das Leben zu nehmen ist gegen den Willen Gottes, Mrs. Collins«, hatte er in dem selbstgerechten Tonfall verfügt, in dem er auch predigte. »Ihre Tochter, Gott habe sie selig, hat eine schreckliche Sünde begangen. Ich kann nicht erlauben, dass sie auf dem Friedhof beerdigt wird.« Dann hatte Meggans Ma etwas Seltsames gesagt. »Mr. Tremayne sorgt für Ihren Lebensunterhalt. Er wird wollen, dass Caroline auf dem Friedhof beerdigt wird.« »Nein«, sagte Pa, während Reverend Merton die Augenbrauen so hoch zog, dass es aussah, als hätte er Haare auf seinem kahlen Schädel. »Ganz egal, wer sich für Sie verwendet, Mrs. Collins, Ihre Tochter kann nicht in geweihter Erde beerdigt werden.« Das war sein letztes Wort, und er verabschiedete sich, ohne ein einziges Wort des Trostes für die Familie. Ihre Mutter war unter untröstlichen Schluchzern zusammengebrochen, und Meggan hatte ihren Vater unglücklich angeschaut und erkannt, dass das Gefühl, das er mit Mühe unterdrückte, Zorn war. »Wenn das wirklich ein Mann Gottes ist«, erklärte er mit einem verächtlichen Blick auf die Tür, durch die der Geistliche verschwunden war, »betritt von uns niemand mehr eine Kirche.« Die aufgelöste Joanna schwätzte zusammenhangloses Zeug vor sich hin, und Henry redete ihr zu, ins Bett zu gehen, und schickte Will los, um vom Arzt Laudanum oder etwas Ähnliches zu holen. Meggan blieb sich selbst überlassen. Mrs. Roberts hatte die beiden kleineren Brüder am Nachmittag mit zu sich genommen. Tom war, nachdem sie Caroline nach Hause gebracht hatten, in Richtung Wirtshaus geeilt. Meggans Bestürzung und der Schock über die Tragödie waren rasch von schrecklichen Schuldgefühlen abgelöst worden. Den ganzen Tag über hatte sie an den weißen Hasen denken müssen. Und sie konnte auch die Worte nicht vergessen, die sie zu ihrer Schwester gesagt hatte: »Ich habe Angst. Der weiße Hase hat mich zu euch geführt.« Auf dem Bett kauernd, rang Meggan mit der schrecklichen Vorstellung, sie trage Mitschuld am Tod ihrer Schwester. Wäre sie doch an diesem Tag nicht übers Moor gestreift. Dann hätte sie den weißen Hasen nicht gesehen. Dann hätte sie auch Caroline nicht mit Rodney Tremayne gesehen. Und dann wäre

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