Land meiner Träume collin1
sehr gerne, nicht wahr, meine Liebe? Unsere Gäste erfreuen sich natürlich stets an ihrem Talent. Manchmal habe ich fast ein wenig den Eindruck, unsere regelmäßigen Besucher kommen nicht um unseretwillen, sondern um Meggans Gesang zu hören. Von einem wissen wir genau, dass er nur aus diesem Grund herkommt. Unser guter Freund Mr. Westoby ist einer von Meggans glühendsten Verehrern.« »Tatsächlich?«, fragte Con und zog die Stirn auf eine Weise kraus, die Meggan weit mehr ärgerte als das leichte Geplauder ihrer Dienstherrin. »O ja. Ich bin mir sicher, wenn Sie ihn kennenlernen – wir erwarten ihn in einigen Wochen -, werden Sie sehen, wie sehr er Meggans Stimme schätzt. Mr. Westoby ist ein wohlhabender, ganz vortrefflicher Mann. Er ist Kaufmann und hält einen Anteil an der Mine in Burra Burra. Er besitzt ein stattliches Haus in der Nähe des Torrens River in Adelaide.« Meggan wand sich innerlich. Mrs. Heilbuths Begeisterung war nur mit viel Wohlwollen nicht als Kuppelei zu verstehen. Con zog wieder auf seine typische fragende Art eine Augenbraue hoch. »Ist es nur Ihr Gesang, den er bewundert, Meggan?« »Con!« Doch er achtete nicht auf Jennys empörten Ausruf. Meggan spürte die Hitze in ihren Wangen. Con Trevannick amüsierte sich über ihre Verunsicherung. Meggan war stark versucht, ihm unter dem Tisch einen ordentlichen Tritt zu geben, wie Will ihn zu spüren bekommen hatte, wenn er sie ?rgerte, doch jetzt stemmte sie die F??e fest auf den Boden und antwortete so sachlich wie m?glich. »Mr. Westoby findet, ich sollte Sängerin werden.« »Und wie stehen Sie selbst dazu, eine Karriere als Sängerin einzuschlagen?« Er klang, als interessierte es ihn ehrlich. »Diesen Wunsch habe ich nicht mehr. Ich bin zufrieden mit dem, was ich bin.« Sie lächelte die Heilbuths an. »Ich habe die besten Dienstherren, kann mich um zwei entzückende Kinder kümmern und bin in der Nähe meiner Familie.« Mrs. Heilbuth beugte sich über den Tisch, um Meggan die Hand zu tätscheln. »Sie wissen, dass wir Sie nicht halten würden, wenn Sie eine Gesangskarriere einschlagen wollten, meine Liebe.« »Ich weiß, Mrs. Heilbuth. Einst habe ich mir das mehr gewünscht als alles in der Welt.« »Was hat Ihre Meinung geändert?«, fragte Con. »Ich bin erwachsen geworden«, sagte sie, »und habe die kindischen Träume hinter mir gelassen. Ich habe gelernt, das Leben realistisch zu betrachten.« Dann presste sie die Zähne in die Unterlippe, denn sie hörte einen leisen Hauch von Bedauern in ihrer Stimme. Er kommentierte ihre Aussage nicht, doch eine leichte Veränderung seiner Miene verriet ihr, dass er sich an die tragische Lektion, die sie in jungen Jahren hatte lernen müssen, gut erinnerte.
Nach Beendigung des Mahls zog die Gesellschaft sich ins Wohnzimmer zurück. Mrs. Heilbuth setzte sich ans Klavier, und Meggan, die sich weit weg wünschte, nahm ihren gewohnten Platz neben dem Klavier ein. Zuerst war sie uncharakteristisch nervös, doch nach wenigen Takten des ersten Lieds verdrängte die Freude am Gesang jeden anderen Gedanken. Sie brachte fünf Lieder dar, bevor sie darauf hinwies, dass ihr Vortrag beendet sei. Con Trevannicks Stimme übertönte den Applaus, um sie um das Lied zu bitten, das sie absichtlich ausgelassen hatte. »Würden Sie bitte Greensleeves singen? Nur für mich.« »Ein sehr schönes Lied«, stimmte Mrs. Heilbuth ihm zu und spielte die ersten Töne auf dem Klavier, bevor Meggan Gelegenheit hatte, ihm seine Bitte auszuschlagen. Mit jedem Wort, das sich von ihren Lippen löste, berührte die Melodie sie weit stärker als je zuvor. Die Menschen, für die sie sang, verschwanden vor ihrem Blick. Stattdessen sah sie sich selbst, wie sie vor sieben Jahren am Strand in Pengelly zwischen den Felsen gekauert hatte. Als der letzte Ton verklang, waren ihre Wangen nass vor Tränen, und Con Trevannick schaute sie auf eine Weise an, die ihr Herz einen Schlag aussetzen ließ. Mit einem gemurmelten »Entschuldigen Sie mich bitte« eilte sie durch die Fenstertüren auf die Veranda, denn sie wollte allein sein, bevor aus den Tränen Schluchzer schmerzlicher Erinnerungen wurden. Ihr erster Gedanke war, die Zuflucht ihres Zimmers aufzusuchen, doch sie wusste, wenn sie sich aufs Bett legte und weinte, würde sie kein Ende finden. Sie musste sich so weit zusammenreißen, dass sie in den Salon zurückkehren konnte. Sie verließ die Veranda und spazierte über den Rasen vor dem Haus zu einer Sitzbank unter einer weinberankten
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