Land meiner Träume collin1
hielten die Nachbarn ihn für einen feigen Dummkopf. Zum Teufel mit dem treulosen Weib. Sollte sie doch lügen und betrügen, aber er würde nicht mit ansehen, wie die Leute hinter seinem Rücken über ihn lachten. Wenn er nach Hause kam, würde er sie grün und blau schlagen. Und er würde sie zwingen, die Beine breitzumachen, und sie so lange nehmen, dass sie eine ganze Weile viel zu wund sein würde, um herumzuhuren.
Weder Meggan noch Jenny kamen an diesem Tag auf die Idee, das Haus zu verlassen. Die Euphorie über ihren Erfolg am Abend zuvor war rasch verebbt, und Meggan war müde und lethargisch. Als die Zwillinge am Nachmittag schliefen, lag sie auf dem Bett und war zufrieden, Jennys Geplauder zuzuh?ren. »Ich finde, die Gesellschaft hat viel zu viel Macht über unser Leben«, bemerkte die junge Frau. »In welcher Hinsicht?«, fragte Meggan. »Sehen Sie sich uns an. Wir sind die besten Freundinnen. Weil Sie bei den Heilbuths leben und wie eine Tochter behandelt werden, ist unsere Freundschaft akzeptabel. Doch wenn Sie bei Ihrer Familie leben und in der Grube arbeiten würden, würde unsere Freundschaft zweifellos als seltsam angesehen werden.« »Wenn ich bei meiner Familie lebte und in der Grube arbeitete, hätten wir wohl kaum Gelegenheit gehabt, Freundinnen zu werden.« »Das stimmt. Aber ich finde es unfair. Die Heilbuths akzeptieren Menschen als die, die sie sind, und nicht für das, was sie sind oder was sie besitzen. Ich finde, so sollte es überall sein. Nur weil ein Mensch in wohlhabende Verhältnisse hineingeboren wird, macht ihn das doch nicht unbedingt zu einem besseren Menschen als jemanden, der hart für seinen Lebensunterhalt arbeiten muss.« »Ich bin ganz Ihrer Meinung, Jenny. Doch die Gesellschaftsschichten sind, wie Sie sicher bemerkt haben werden, in Australien nicht so streng abgegrenzt wie in Cornwall. Aber wie sind Sie auf diese Gedanken gekommen?« Jenny zuckte mit den Achseln. »Das sind nur Gedanken. Wenn mein Vater mich hören würde, würde er denken, ich hätte den Verstand verloren. Vielleicht ist das seltsam, aber in gewisser Weise bin ich froh, dass wir uns erst jetzt kennengelernt haben, wo wir ohne gesellschaftliche Einschränkungen wirklich Freundinnen sein können.« Meggan schenkte ihr ein Lächeln. »Ich auch.« Schweigend vergingen einige Augenblicke, bevor Jenny fragte: »Glauben Sie, es ist besser, aus Liebe zu heiraten?« Meggan antwortete nicht gleich. Eine Heirat aus Liebe war ihr vom Schicksal nicht bestimmt. ?Eine Frau, die aus Liebe heiraten kann, hat gro?es Gl?ck. Vielleicht ist es kl?ger, als Ehemann einen Mann zu w?hlen, der sowohl r?cksichtsvoll als auch ein treusorgender Ehegatte ist.? »Würden Sie Mr. Westoby heiraten?« Die Frage überraschte Meggan. »Er hat mich nicht gefragt.« »Er würde, wenn Sie ihn ermutigten.« »Ich habe keine Eile, zu heiraten.« »Ich auch nicht«, antwortete Jenny mit so eiserner Stimme, dass Meggan verdutzt aufschaute. »Lieben Sie Con nicht?« »Natürlich liebe ich ihn.« Jenny unterbrach sich und senkte die Stimme, sodass Meggan fast den Eindruck gewann, sie spräche zu sich selbst. »Aber wenn ich Con nicht heiraten und stattdessen zufällig einen Bergmann lieben würde, würde ich nicht zulassen, dass der Klassenunterschied zwischen uns stünde.« Meggan stützte sich auf ihre Ellbogen und sah Jenny überrascht an. »Wollen Sie mir damit sagen, Sie haben sich in einen Bergmann verliebt?« Jenny zuckte mit den Achseln, doch die Röte, die ihre Wangen überzog, war Meggan Antwort genug. »Jenny. Ist das wahr?« »Es ist sicher nur eine dumme Vernarrtheit, denn ich war noch nie richtig verliebt. Was ich für Con empfinde, ist eher behaglich als leidenschaftlich.« Der tiefere Sinn dieser Bemerkung ging Meggan erst sehr viel später auf. Erst einmal war sie mit Jennys Vernarrtheit beschäftigt. »Erwidert der Mann, dieser Bergmann, Ihre Gefühle?« Jenny stieß ein kleines, bitteres Lachen aus. »Er scheint nicht einmal meine Existenz zur Kenntnis zu nehmen. Wenn ich glauben würde, dass er mich je lieben könnte, würde ich in Australien bleiben.« »Wer ist er?« Meinte sie etwa Will? Lieber Gott, lass es nicht Tom Roberts sein. Jenny wandte den Kopf ab. »Das verrate ich nicht. Sie würden mich für vollkommen töricht halten.« Eine Antwort, die Meggans Beklemmung nicht milderte. »Was ist mit Con? Sie haben gesagt, Ihr Vater wünsche diese Verbindung.« »Mein Vater kann nicht immer alles nach seinem Willen haben. Ich
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