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Landgericht

Landgericht

Titel: Landgericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: U Krechel
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Monate
. In dem Schreiben steht: Zwei Bewohnerinnen des Hauses in der Nürnberger Str., in das Claire nach der Aufgabe der Familienwohnung in der Cicerostraße gezogen war, seien gefunden worden und hätten Zeugenaussagen gemacht. Frau Wieczorek, Gartenhaus, zwei Treppen rechts, sei Luftschutzwart gewesen. In dieser Eigenschaft habe sie auch Gelegenheit gehabt, die Wohnung der Antragstellerin im Vorderhaus zu besuchen. Die Wohnung von Claire Kornitzer sei gut bürgerlich gewesen. An einzelne Gegenstände könne sich die Zeugin nicht mehr erinnern. Sie wisse, daß die Wohnung, nachdem Frau Kornitzer an den Bodensee umsiedelte (dienstverpflichtet wurde?), von einem Fräulein Cäcilia Klinge betreut wurde. (Ja, Cilly war eine treue, anhängliche Seele, auch als sie nicht mehr für Claire und Richard als Kindermädchen arbeiten durfte.) Wo die Möbel der Wohnung geblieben seien, war Frau Wieczorek nicht bekannt. Die zweite Zeugin war Frau Reyer, die im Vorderhaus vier Treppen hoch gewohnt hatte. Sie bestätigte, daß in der Wohnung viele Bücher, Porzellane und Grammophonplatten gewesen seien. In der Zeit, als Fräulein Klinge die Wohnung betreute, soll diese, da sie keine Unterstützung von Frau Kornitzer erhielt, Untermieter in die Wohnung genommen haben. In dieser Zeit sei von den Untermietern ein Buffet aufgebrochen und z. B. wertvolles Porzellan entwendet worden. Eine Beschlagnahme habe nie stattgefunden. Weiter hieß es in dem Schreiben:
Da Frau Kornitzer Arierin war, wurde der Haushalt als arischer Haushalt angesehen und blieb unbehelligt. Da die beanspruchten Gegenstände nach Vorstehendem nicht zu Gunsten des Deutschen Reiches eingezogen und verwertet worden sind, halte ich meinen Widerspruch weiterhin aufrecht
.
    Kornitzer brachte den Bescheid ins Pflegeheim. Claire las ihn mit unbewegtem Gesicht. Am nächsten Tag diktierte sie ihrem Mann eine Stellungnahme. „Im Hause Nürnberger Str. 19 waren gerade diese beiden Frauen als klatschsüchtige Nazi-Anhängerinnen bekannt. Anonyme Denunziationen in der Umgebung wurden damals als von diesen beiden Frauen kommend bewertet. Als ich dies noch nicht wußte und neu zugezogen im Haus war, lud ich Frau Reyer einmal zum Kaffee ein. Die Einladung wurde nicht angenommen, weil diese Frau nicht aus Tassen trinken wollte, aus denen ‚ein Jude getrunken hatte‘. Frau Wieczorek als Luftschutzwart preßte mich dazu, in einer Beschußpause während eines sehr schweren Luftangriffes über den Boden des Haues zu laufen und nach Stabbrandbomben Ausschau zu halten. Ich durfte dies nicht verweigern, um nicht Gefahr zu laufen, am nächsten Tag eingesperrt zu werden. Ich erklärte mich daher bereit, dieser Aufforderung nachzukommen, wenn sie mit mir zusammen gehen werde. Sie hätte für diese Zeit ihr Amt an den stellvertretenden Luftschutzwart abgeben können. Da sie selbst zu diesem gefährlichen Gang wohl keine Neigung hatte, unterblieb dann die gemeinsame Unternehmung. Wenn in unserer Abwesenheit Zwangsuntermieter in die Wohnung eingewiesen wurden, so hat dies absolut nichts mit unseren Plänen zu tun und schon gar nichts damit, ob und wie an Fräulein Klinge (heute verh. Damwerth) gezahlt wurde oder nicht. Im übrigen war ich ja durch die Nazis völlig ruiniert und auch ständig zur Gestapo bestellt und mißhandelt worden. Ferner kann Frau Reyer aus eigenem Wissen doch niemals bekunden, ob und welche Sachen beschlagnahmt worden sind oder nicht. Auch ein Buffet war in unserer Wohnung nicht vorhanden; es hätte nicht zum Stil gepaßt.“ (Dieser Satz war „typisch Claire“.) „Gerade Frau Reyer weiß genau, daß mein Haushalt nicht unbehelligt blieb. Sie hat sich u. a. dafür eingesetzt, daß der Hausbesitzer mir den Empfang von Gästen, d. h. das Betreten meiner Wohnung durch jüdische Besucher (Sternträger), verbot, da sich die Mieter dadurch belästigt fühlten. Ferner sorgte sie dafür, daß ich meine Lebensmittelkarten selbst in der für Juden eingerichteten Stelle abholen mußte, weil sie selbst es nicht dulden wollte, daß der Blockwart Lebensmittelkarten in eine jüdische Wohnung brachte. Ein weiteres Zeichen für die ‚Nichtbehelligung‘ war, daß Frau Wieczorek ein Bett, das ich in den Luftschutzkeller brachte, wieder herauswarf, da angeblich jüdische Möbel nichts im allgemeinen Luftschutzraum zu suchen hätten.“
    Kornitzer schrieb Claires Stellungnahme sorgsam ab, brachte sie ins Heim, und Claire unterzeichnete sie. Aber er antwortete nicht gleich auf das

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