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Landleben

Landleben

Titel: Landleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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die
    tüchtige Tanten und ältere Nachbarinnen auf die geschlos-
    sene Kante der unteren Hälfte des Schiebefensters stellten,
    damit sich das Licht in ihnen fing. In seinem geschulten
    und etwas gespreizt klingenden Bariton, einen Ton tiefer
    in seiner Brust anschlagend, als schlichte Konversation es
    erforderte, verkündete der andere Mann Owen: «Und das
    ist meine liebe Frau Julia.»

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    XIII Man möchte es gar nicht wissen

    In Haskells Crossing sterben die Leute. Sie zeigen einem,
    wie man’s macht. Sie machen es unsichtbar, umgeben von
    professionellen Krankenschwestern und treuem Hausper-
    sonal, doch in seltenen Fällen fallen sie ohne Vorwarnung
    tot um, zum Beispiel während sie den Ball hügelaufwärts
    zum dreizehnten Loch treiben, oder mitten bei einem Ni-
    ckerchen nach einem trinkseligen Sonntagslunch. Der Tod
    verliert nie seine Eigenschaft des Unerwarteten. Das Le-
    ben erwartet den Tod nicht, der lebendige Verstand kann
    ihn sich nicht vorstellen. Manche Bürger sterben bald nach
    einer aufwendigen kosmetischen Operation oder einer
    schwierigen multiplen Bypassoperation, oder nach einer
    teuren Hausrenovierung im Hin l
    b ick auf die künftigen
    Jahre – sie sterben trotzdem.
    In der Kirche, in die Owen und Julia regelmäßig gehen,
    obwohl Julia weniger regelmäßig geht als damals, als sie die
    Frau eines Geistlichen war, kann man den Vorgang beob-
    achten. Die Sterbenden sind Sonntag um Sonntag ein klein
    wenig unschlüssiger und ausgezehrter, wenn sie mit auf-
    sässigem Blick und mahlenden Kiefern von dem Gitter, wo
    sie die heilige Kommunion empfangen haben, wieder zu
    ihrem Platz tapern. Als Nächstes schaffen sie es nicht mehr
    bis zum Gitter, oder sie können sich, wegen der Gicht im
    Knie oder der schmerzenden Hüfte, nicht mehr hinknien
    und nehmen die Oblate stehend entgegen, wie die Katho-

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    liken oder die Lutheraner, oder aber – das nächste Stadi-
    um – der Geistliche und sein Ministrant bringen sie ihnen
    zum Schluss zur Kirchenbank. Bei dieser Abweichung von
    der gewöhnlichen Zeremonie ist kein anderes Geräusch zu
    hören als das Murmeln des Geistlichen, und keine andere
    Bewegung zu sehen als das wackelnde weiße Haupt der
    Kommunikantin und ihre Hand, falls sie aus der Schule der
    alten Hochkirche kommt und nach dem Empfang von Brot
    und Wein das Kreuzzeichen macht. Die Männer verlieren
    alle Farbe im Gesicht und werden grau wie Stein, und die
    Augen sinken tiefer in den Augenhöhlen; die Frauen, die
    noch im letzten Lebensstadium auf die frischen Make-up-
    Farben zurückgreifen können, haben glitzernde Augen
    über verhutzelten, aber rötlichen Wangen. Das Sterben
    schmeichelt manchen Frauen, kehrt die Strenge und die
    Entschiedenheit, die immer schon da waren, hervor. Ande-
    re, wie die bemerkenswert reiche Florence Sprang, erschei-
    nen als angemalte und verkleidete Schauergestalten, wenn
    sie zwischen einem Handstock und einer Hausangestellten
    den Mittelgang entlanghumpeln, um ihren Anteil von Leib
    und Blut Jesu Christi zu empfangen.
    Schließlich schaffen es auch die stoischsten und ent-
    schlossensten Kommunikanten nicht mehr, zum Sonntags-
    gottesdienst zu kommen, und sind nur noch als ein Name
    in den Fürbittgebeten gegenwärtig, einer von vielen – zu
    vielen, heißt es flüsternd –, Namen, die von dem jeweili-
    gen Vorbeter mit eintöniger Stimme verlesen werden, nach
    der Formel: Für die Alten und Gebrechlichen, für die Witwen
    und Waisen und für die Kranken und die Leidenden, lasset uns
    beten zum Herrn, unserem Gott. Oder nach der Formel III:
    Unser Mitgefühl ist mit denen, die Krankheit oder Kummer
    le
    n
    ide .
    In dem darauf folgenden Geleier von Namen gesellt sich

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    «Florence» demokratisch zur Vielzahl anderer Kranker und
    Leidender, Erin und Jameeka, Shonda und Lara, Dolores
    und Jade, Bruce und Hamad und Todd, die, obwohl Flo-
    rence ihnen nie begegnet ist, eingeschlossen sind in das
    Hilfsprogramm der Epiphaniasgemeinde in Cabot City, wo
    sie in Heimen und Sozialwohnungen an den ruinösen Aus-
    wirkungen von Drogen und Alkohol, Fettleibigkeit und
    Aids, Promiskuität und bipolaren Psychosen leiden. Dann
    figuriert Florence’ Name, unter Hinzufügung des Nachna-
    mens, eine Zeit lang in der Liste, die auf die formelhaf-
    ten Worte folgt: Für jene, die in der Hoffnung auf Wiederauferstehung gestorben sind, und für alle Dahingeschiedenen, lasset uns beten zum Herrn, unserem Gott. Die Gemeinde antwortet
    mit der Anrufung der

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