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Landleben

Landleben

Titel: Landleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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bei-
    den Großväter sind neunzig geworden.»
    «Sag Alissa, wir haben sie alle vermisst.» Schon Alissas
    Namen zu sagen, die kusshaften S-Laute, versetzte Owen
    einen leichten Stoß und weckte in seinem Kopf das Bild
    eines unter der Haut gut gepolsterten Rückens, geteilt von
    einer Wirbelsäule mit zarten Extremitäten. Er empfand ein
    Gefühl der Kameradschaft, der Zusammengehörigkeit mit

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    anderen Veteranen desselben Feldzugs, als er sich durch
    die Menge bewegte, seine Mitmenschen in der Stadt seit
    fünfzehn Jahren, das Gefühl, zu lieben und geliebt zu wer-
    den, das ihm entgegenschlug, nicht nur von den Frauen,
    die er kannte, sondern von den Kaufleuten aus dem Zen-
    trum in ihren Polyesteranzügen, dem Juwelier und dem
    Spirituosenhändler, dem trittsicheren Dachdecker, der hier,
    an einem mit weißem Tuch bedeckten Tisch, eine Dop-
    pelrolle als Barmann spielte, und der stämmigen, jetzt im
    Ruhestand lebenden Krankenschwester, die ihm vor acht
    Jahren, als sein Blinddarm entfernt worden war, mitten in
    der Nacht Barmherzigkeit erwiesen und eine weitere Do-
    sis Demerol verabreicht hatte. Mit den Krankenpflegern
    und dem Empfangspersonal kamen ein paar braune und
    olivfarbene Gesichter in die festliche Menge. Er konnte
    Phyllis nicht finden, obwohl ihr heller Kopf gewöhnlich
    ein paar Zentimeter über den meisten anderen schwebte.
    Er hatte sie geliebt, anfangs, weil sie groß war, groß und
    weiblich und jung. Ihre seltsame augenscheinliche Abwe-
    senheit versetzte ihm einen Stich – Vorahnung von Schuld;
    er fühlte sich seines Glücks unwürdig, fühlte sich davon
    verwirrt. Diese schuldbeladene Glückseligkeit – war sie
    das Leben?
    Die Schatten wurden länger. Die Luft wurde kalt. Va-
    nessa, die als Mitvorsitzende über ein defektes, quakendes
    tragbares Soundsystem eine wirkungsvolle Rede gehalten
    und nach allen Seiten hin gedankt hatte, kam auf ihn zu.
    Sie trug einen entengrünen Hosenanzug aus changierender
    Seide und hatte einen gut aussehenden Mann mit steifem
    Kragen an ihrer Seite. «Owen, Lieber, ich weiß gar nicht, ob
    du Reverend Arthur Larson schon kennen gelernt hast. Er
    ist noch neu hier an der episkopalischen Epiphanias-Ge-

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    meinde, aber er hat uns mit den besonderen Sponsoren in
    seiner Gemeinde großartig unterstützt. Er hat uns gehol-
    fen, an sie heranzukommen.»
    Der Geistliche schüttelte Owen die Hand. Der Hän-
    dedruck, so ahnte Owen, würde jeweils kunstvoll variiert,
    nach Geschlecht und Größe des Begrüßten, nach seiner
    oder ihrer wirtschaftlichen Bedeutung in der Stadt und
    nach dem Gewicht der vermuteten Freundschaft mit der
    einflussreichen Vanessa. Owen empfing einen warmen,
    aber nicht glühenden Händedruck. Reverend Larsons gu-
    tes Aussehen schien gleichmäßig aufgesprüht, eine wasser-
    beständige Schicht, von dem Satinglanz seiner schmalen
    schwarzen Schuhe bis zu dem ledrigen Leuchten seines
    vom Wind polierten Gesichts, das von im Freien verbrach-
    ten Wochentagen zeugte. Das Hemd unter seinem Kragen
    war nicht von dem üblichen Rußschwarz, sondern von ei-
    nem weltmännischen Taubengrau; das dichte Haar auf sei-
    nem Kopf, störrisch und eng verflochten, erinnerte Owen
    an einen mittelgroßen Hund mit wuscheligem Rücken und
    welligem Schwanz. Larson war noch in seinen Dreißigern,
    und in seinem Auftreten fest, aber bescheiden. Dies war
    ein M

    ann, dessen
    e
    W g unbeschadet im Einklang

    mit den
    Wegen des Herrn verlief.
    «Owen», sagte er, den Namen wiederholend, mit dem
    Vanessa ihn vorgestellt hatte, als wollte er ihn auf einer
    Erinnerungsliste in seinem Kopf festhalten. Seine Augen
    funkelten freundlich, eingefasst von beginnenden Knitter-
    fältchen. Owen mochte ihn; er mochte die meisten Geist-
    lichen, weil sie das Undenkbare fern halten, während wir
    durchs Leben tänzeln.
    Larson trat einen halben Schritt zur Seite, sodass eine
    Frau zum Vorschein kam, die bei ihm war und sich taktvoll

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    hinter ihm gehalten hatte, auf der anderen Seite von Vanes-
    sa. Sie war kompakt und seidig, wie Elsie, mit einem Hauch
    von Doppelkinn, aber sie strahlte auch die undurchdringli-
    che, ein wenig humorlose Vitalität aus, die Owen zuletzt an
    Ginger Bitting bewundert hatte. Ihr Handschlag verblüffte
    ihn, diese feinen weiblichen Finger, wie sie kühl in seine
    Handfläche glitten. Ihre Augen waren von dem scharfen
    Aquamarin der getönten Weingläser in Willow und der
    kleinen gläsernen Konfektschälchen mit Muschelrand,

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