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Landleben

Landleben

Titel: Landleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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sorgte dafür, dass sie, mit Owen im Schlepptau,
    die richtigen Leute kennen lernte und im Laufe der Zeit
    den richtigen Clubs beitrat. Während so die Jahreszeiten
    Neuenglands malerisch durch Haskells Crossing zogen und
    das Ungemach der sechs Kinder der Mackenzies – vier von
    ihm, zwei von ihr – vertraulich erzählt, dann beschwichtigt
    und freundlich weggelächelt wurde, während ein Begräb-
    nis nach dem andern gemeinsame Bekannte der ewigen
    Ruhe anheimgab, war Bumpy immer zugegen. Mit Mitte
    achtzig wurde sie auffallend dünner und schwächer; Haar-
    ausfall nötigte sie, eine Perücke zu tragen, worüber sie die
    komischsten Bemerkungen machte – mit Julia debattierte
    sie, ob Pfirsich oder Aprikose der geschmackvollste Farbton
    sei. Noch als sie mit Atembeschwerden ins Krankenhaus
    gebracht wurde, war die alte Frau fröhlich gewesen, und als
    Julia sie das letzte Mal besuchte, konnte sie sich nicht hal-
    ten vor Lachen, weil Bumpy ihr die komische Seite eines
    Sturms im Wasserglas in der Altargilde verdeutlichte, den
    Julia als eine der Hauptstützen der Gilde zu ernst genom-
    men hatte. Als das Licht in den Fenstern schwand, sank
    Bumpy auf ihr Kissen und tätschelte Julias Hand mit ihrer
    eigenen runzeligen Hand. Sie beteuerte, dass sie ihre neue
    Medizin mochte und dass sie in der Reha-Klinik auf der
    anderen Seite von Cabot City wieder zu Kräften kommen

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    werde. Sie sei deprimiert gewesen, aber sie spüre, dass ihre
    Lebensgeister zurückkehrten.
    Deshalb verkündete Julia Owen mit der verletzten, un-
    gläubigen Stimme eines hinters Licht geführten Kindes,
    nachdem sie früh am nächsten Morgen einen Anruf ent-
    gegengenommen hatte und wieder ins Schlafzimmer kam:
    «Bumpy ist gestorben!» Tränen standen ihr in den Augen
    und machten das Aquamarinblau noch leuchtender. Julia
    gehörte zu den Frauen, die auch in den schlimmsten Au-
    genblicken nicht weinten.

    Middle Falls hatte schon andere Skandale und Trennungen
    erlebt, aber dies war von einer neuen Größenordnung – die
    Frau eines Geistlichen und eine kühl arrangierte Dop-
    peltrennung. Der fünfzehnjährige Floyd, Owens zweiter
    Sohn und sein drittes Kind, benannt nach dem Großvater
    väterlicherseits, brachte aus der Schule die Neuigkeit mit
    nach Hause, dass ausgerechnet Pfarrer Larson und seine
    Frau im Begriff waren, sich zu trennen. Jennifer Pajasek,
    ein Mädchen in seiner Klasse, die manchmal bei den Lar-
    sons auf die Kinder aufpasste, habe gesagt, die beiden hät-
    ten viel gestritten und die
    e
    Kind r – ein Mädchen und ein
    Junge – seien ganz verstört.
    Floyd konnte nicht ahnen, als er diese Neuigkeit seinem
    Vater mit einer Stimme berichtete, in der verwirrte, erregte
    Unschuld mitschwang, dass diese Neuigkeit ihn selbst be-
    traf, der erste Riss eines Verhängnisses, das bald über ihn
    kommen sollte. Die Ereignisse hatten in einem Pfarrhaus,
    zwei Meilen von ihnen entfernt, stattgefunden. Owen war
    in jenen Krater des Unabwendbaren gezogen worden, des-
    sen Rand so viele Jahre zuvor durch den Knall markiert
    wurde, als Danny Hoffman vor Morgengrauen den Abzug

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    des .38er Army-Colts seines Vaters drückte. Diesmal war
    es um halb fünf an einem sonnigen Septembernachmittag,
    am Küchentisch des Hauses der Mackenzies in der Part-
    ridgeberry Road, mit sechs Schlafzimmern und vier Bade-
    zimmern, aber der Bereich war derselbe, der Bereich unwi-
    derruflichen, realen Schadens. Er war der Henkermeister
    seines eigenen Kindes. Die Waffe war noch hinter seinem
    Rücken verborgen, aber in wenigen Tagen würde sie her-
    vorgezogen und abgefeuert werden müssen. Sein Sohn
    würde, wie Buddy Rourke, vaterlos werden, weil sein Va-
    ter ausgebrochen war. Phyllis wusste es schon. Bald wüss-
    te es die ganze Stadt. Es gab kein Versteck, kein Zurück.
    Auf der anderen Seite der Küchenfenster erklang das Lied
    schuldlosen Lebens, so fern von menschlicher Schuld wie
    ein Traum – Stare zwitscherten, während sie sich in Scha-
    ren für den Abflug sammelten, Insekten zirpten unsicht-
    bar, der Sommer beendete seine Geschäfte.
    Julia ging voraus – sie war die Erste, die es erzählte, die
    erste, die sich trennte, die Erste, die sich scheiden ließ. Ob-
    wohl Owen sie begehrte und in ihr seine Chance sah, sich
    in ungefährdete eheliche Fleischeslust und Gehorsamkeit
    einzugewöhnen, hätte er womöglich endlos gezögert und
    die Frauen in der Luft hängen lassen, wie ein Jongleur sei-
    ne bunten Bälle, hätte Julia

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