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Landleben

Landleben

Titel: Landleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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waren. Ländliche Freuden: Mil-
    lionen von Dollars, zusammengebracht im Trachten nach
    Reinheit, nach ursprünglicher Unschuld. Selten wurde
    eine Innenaufnahme gewählt oder ein Photo, das im Ver-
    lauf eines Arbeitstags oder bei einer Zeremonie aufgenom-
    men worden war, bei einem vierzigjährigen Jubiläum oder

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    einer üppigen Feier zum Eintritt in den Ruhestand. Wenn
    das Bild aus der glatthäutigen Jugend des kürzlich Ver-
    storbenen stammte, zeigte es ihn fast immer in sportlicher
    Pose – in Weiß vor einem Tennisnetz, oder mit einer Sil-
    bertrophäe und mit einem nicht weniger hellen Lächeln.
    Das Leben nach dem Tode, lautete die darin enthaltene
    Mitteilung, würde in einem Country Club stattfinden.
    Nach dem Gottesdienst richtete die Witwe oder der Wit-
    wer oder das älteste Kind, das noch in der Gegend lebte,
    eine Party in dem geräumigen ehemaligen Zuhause oder
    im Jachtclub oder im Country Club aus, wo die Erinnerun-
    gen an den Verstorbenen vergesslicher Fröhlichkeit wichen
    oder bitteren Beschwerden darüber, wie benachteiligt die
    grundbesitzenden, steuerzahlenden Einwohner von Has-
    kells Crossing bei ihren Auseinandersetzungen mit den
    korrupten oder einfach nur sorglosen, jedenfalls kleinlichen
    Politikern waren, die in der Machtzentrale von Cabot City
    bequem in ihren Sesseln saßen. Fand die Feier in einem
    Privathaus statt, hatten die Gäste eine glitzernde Scheibe
    des Meeres im Blick – das alles verschlingende, unerschüt-
    terliche Abbild der Ewigkeit, das jeden Feiernden, jeden
    Lebenden erwartete.
    Eine der frühesten Bekannten der neuen Mackenzies –
    Mackenzies IT, wenn eine Ehe ein Film wäre, oder, wäre
    sie ein Computerprogramm, Mackenzies 2.1 – war Bumpy
    Wentworth gewesen, eine kleine rundliche Frau mit schüt-
    terem blauem Haar und dem Talent, andere nachzuahmen.
    Bumpy war ein Spitzname aus der Kindheit, ihr zugedacht
    von einem sich zurückgesetzt fühlenden jüngeren Bru-
    der, mit dem sie – neben einer korpulenten Gouvernan-
    te – die Rückbank des Peerless ihres Vaters teilte. Fotos aus
    dem Jahr 1925, als sie zehn Jahre alt war, bezeugten eine

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    kampflustige schwesterliche Draufgängerin. Sie wurde
    eine gutmütige, wohlproportionierte Frau, aber der Name
    begleitete sie, von der engeren Familie zur Schule, dann
    ins Internat, dann in die Schule für höhere Töchter und
    in die Ehe. Nach der konservativen Mode der Gegend,
    wo ein freundlicher männlicher Chauvinismus die weib-
    lichen Stammesangehörigen wie Haustiere etikettierte,
    blieb «Bumpy», was nach Stoßen und Schubsen klang, an
    ihr haften. Ebenso hielten sich unter ihren Altersgenossin-
    nen in Haskells Crossing die Spitznamen Muffin, Jonesie,
    Snuggles un
    d Bunch – n
    u d sie alle war n
    e würdige, gut i
    s tu-
    ierte Frauen in ihren Sechzigern und Siebzigern.
    Wenn Julia überhaupt eine Schwäche hatte, dann die für
    fröhliche Freundschaften mit anderen Frauen. Sie war von
    ihrem Vater, einem Banker und Kirchenältesten aus New
    Haven, dessen drei andere Kinder Jungen waren, direkt
    ihrem Ehemann, der frisch vom Priesterseminar kam, als
    vorbildliche Frau übergeben worden: eben noch beispiel-
    hafte Tochter und Studentin, gleich darauf perfekte Gehil-
    fin und Hausfrau. Der einzige Ausrutscher in ihrem Leben
    war, dass sie sich in Owen verliebte, was sie sich später als
    seine Rettung aus einem schrecklich unmoralischen Le-
    ben zurechtlegte. Er war bereit, sich retten zu lassen, doch
    sie war nicht bereit, im Zentrum eines Skandals zu stehen
    und nicht nur von den entsetzten Gemeindegliedern ih-
    res Mannes gemieden zu werden, sondern auch, und zwar
    mit ostentativer Entrüstung, von den achtbaren Frauen in
    Middle Falls wie Vanessa Slade, Imogene Bisbee, Trish
    Oglethorpe und Alissa Morrissey. Deshalb war es für Ju-
    lia eine freudige Erleichterung, einhundert Meilen weiter
    nordöstlich die Bekanntschaft von Frauen wie der zaudern-
    den, verschmitzt-witzigen Bunch Hapgood, der hageren,

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    sanftmütigen Jonesie Wilkins und der freundlichen, ver-
    nünftigen Bumpy Wentworth zu machen; beim Sherry lach-
    te sie als Jüngste oft Tränen über Bumpys Parodien irischer
    Mägde und italienischer Gärtner im Dienste ihres Vaters
    oder auch über Nachahmungen der spießigen, zugeknöpf-
    ten Geschäftspartner – allesamt weiße angelsächsische
    Protestanten – ihres lieben verstorbenen Mannes. Julia war
    für diese Frauen praktisch ein junges Mädchen, und Mrs.
    Wentworth

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