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Landleben

Landleben

Titel: Landleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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dem
    gemischten Blond halbfeuchten Sandes, war im Nacken
    mit einem dicken Gummiband zu einem Pferdeschwanz
    zusammengefasst. Über die Stirn fiel ein Pony bis zu ih-
    ren blassen Augenbrauen, die sich ihrem Teint anpassten:
    ihre Augenbrauen und Augenwimpern waren fast unsicht-
    bar. Sie trug kein Make-up, nicht einmal Lippenstift, und
    rauchte mit schmollendem Mund: Die Wangen tief einge-
    fallen, wenn sie inhalierte, und wenn sie den Rauch aus-
    blies, seitlich aus dem Mund nach oben, tat sie es mit einer
    gewissen unwirschen Vehemenz. In ihrer lässigen, dürftig
    bekleideten Pracht (den ganzen Winter über derselbe tau-

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    bengraue Tuchmantel, dieselben schmutzigen Tennisschu-
    he) wurde sie für ihn der Inbegriff von Cambridge – distan-
    ziert, stoisch, entrückt, rein. Und er fand heraus, dass sie
    tatsächlich die Tochter eines Professors war. Ihr Vater war
    Eustace Goodhue, Biograph des Dichters und Geistlichen
    George Herbert, Herausgeber kommentierter Ausgaben
    der metaphysischen Dichter und Dozent für englische
    Literatur an jenem anderen Ort, der Universität flussauf-
    wärts, wo noch immer die Geisteswissenschaften, wie sie
    aus puritanischen theologischen Studien hervorgegangen
    waren, herrschten und die Naturwissens
    t
    chaf en den Arbei-
    terbienen der Welt überließen.
    Ihr distinguierter Status als Tochter war Teil der Wir-
    kung, die sie hervorrief – absichtlich hervorrief, wie er
    glaubte. Sie war wie er, so empfand er: schüchtern, aber mit
    der Umsicht eines Menschen, der ein stolzes Ego bewahrt.
    Sie war überdurchschnittlich groß, und sie ging krumm,
    als wollte sie ihren Busen kleiner machen, dessen Fülle
    auch ihre unschicken Winterhüllen nicht ganz kaschierten.
    Noch weniger war er kaschiert, wenn sie an heißen Herbst-
    tagen und dann wieder in sonnigen Momenten im April
    und Mai den langen grauen Mantel ablegte, in dem sie wie
    ein schlanker Portier oder ein Militärattache aussah, und
    mitten im Great Court ausgestreckt auf einer Decke lag,
    den Rock halb über die Oberschenkel zurückgestreift und
    den Pullover oder die Bluse runtergeschoben bis zu ihrem
    B
    i
    ikin -Oberteil oder Büstenhalter (aus seiner Ent
    n
    fer ung
    konnt
    e
    e er s nicht genau erkennen).
    Sie glich keinem der Mädchen aus Pennsylvania, auch
    nicht den Luxusgeschöpfen von der Main Line. Elsie Sei-
    del, seine Freundin auf der Highschool, die Tochter eines
    Futtermittel- und Eisenwarenhändlers, war immer schick
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    aufgemacht, mit blank polierten Mokassins und gerippten
    Kniestrümpfen, mit schwingenden Röcken und breiten
    Gürteln im New-Look-Stil und Schildpattspangen, die in
    den wippenden Locken ihres hellbraunen Haars schim-
    merten. Und sie benutzte viel Lippenstift, kastanienbrau-
    nen Lippenstift, der auf Fotografien schwarz aussah und
    sich an seinem Mund abrieb, sodass es hinterher brannte,
    wenn er ihn mit Spucke auf dem Taschentuch abwischte.
    Er wollte nicht, dass seine Mutter es sah; seine Mutter
    wollte nicht, dass er überhaupt mit Elsie ging, obwohl sie
    ein Mädchen aus angesehener Familie war, angesehener
    im Ort als die Mackenzies, die neu Hinzugezogene in die-
    sem County und in diesem Schulbezirk waren. Der Bezirk
    umfasste mehrere Täler, und es gehörten Familien dazu,
    deren erste Sprache noch immer das Pennsylvania Dutch
    war. Elsie selbst sprach mit einem «Dutchy»-Einschlag
    und langsamer als die anderen Mädchen in Willow – ihre
    Stimme schien älter als sie selbst.
    Sie hatte eine ländliche Schlichtheit an sich, einen wohl-
    genährten Glanz. Als sie sich das erste Mal küssten, in der
    Tanzpause bei einem Ball, zu dem Owen gegangen war,
    weil seine Mutter ihn gedrängt hatte, weniger hochmütig
    gegenüber der Highschool der Region zu sein, auch wenn
    es nicht die Highschool von Willow war, drängte Elsie
    nicht angestrengt mit dem Mund, wie Alice Stottlemeyer
    es beim Flaschendrehen getan hatte, sondern ließ ihre Lip-
    pen irgendwie mit seinen verschmelzen, an dieser warmen
    feuchten Stelle, wo ihre Körper sich verbanden. Sie war
    klein, in ihrem verschwitzten Taft-Tanzkleid, und er, mit
    siebzehn schon ein Meter achtzig groß, seit kurzem Erbe
    der Schlaksigkeit der Mackenzies. Sie musste ihn zu sich
    herunter ziehen, damit sein Gesicht auf einer Höhe mit ih-

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    rem blieb; sie wollte noch mehr küssen, dort, hinter dem
    kaputten Coca-Cola-Automaten, wo die Leuchtstoffröhre
    an der Decke flackerte. Ihr erwartungsvoller kleiner Kör-
    per schmiegte sich

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