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Landleben

Landleben

Titel: Landleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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womit er demon-
    strierte, dass er mit höheren Dingen beschäftigt war. Elsie
    Seidels Vater war mit einem zu zahnreichen Lächeln unter
    dem kleinen Ganovenbärtchen durch seine Futtermittel-
    und Eisenwarenhandlung gestürmt und hatte Owen mit
    einem zu kräftigen und freundlichen Handschlag begrüßt,
    der Feindseligkeit signalisierte und männliches Wissen
    von dem, was Owen sich von seiner blühenden Tochter er-
    sehnte. Eustace Goodhues Vorgehen war weit weniger auf
    Konfrontation bedacht, es war kaum ein Vorgehen – mehr
    eine liebenswürdig verwirrte Miene wie die eines Mannes,
    der mit verstopfter Nase in einem Gewächshaus arbeitet
    und nicht versteht, wieso all die Hummeln ans Glas flie-
    gen. Phyllis hatte schon früher männliche Besucher ange-
    zogen; ihrem Vater schien nicht bewusst, dass sie, gegen
    Ende ihrer College-Laufbahn und angesichts der äußerst
    begrenzten Aussichten für eine weibliche Mathematikerin,
    ein Alter erreicht hatte, wo sie eine Entscheidung treffen
    und ein ewiges Gelöbnis ablegen musste. Dieses Alter
    wurde in Eisenhowers Amerika früh erreicht; die Frauen

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    bekamen Kinder, als müssten sie eine Front beliefern, in
    dieser Pionierzeit des Konsums. Wenn man eine Familie
    gründete, Kinder bekam und einkaufte, versetzte man
    damit unserem Feind, diesen hölzernen, repressiven An-
    tikapitalisten hinter dem Eisernen Vorhang, einen Schlag.
    Owen war bereit zu dienen, überzeugt, dass er die richtige
    Frau gefunden hatte – die Mutter seiner Kinder, die För-
    derin seiner beruflichen Laufbahn, den Engel, der einem
    Haus vorstand, das besser ausgestattet sein würde als die
    heruntergekommenen Unterkünfte, wie sie die Rauschs
    und die Mackenzies sich in magereren, weniger elektroni-
    schen Zeiten hatten leisten können.
    Owen verachtete Professor Goodhue eher dafür, dass er
    seinen Schatz nicht feuriger verteidigte. In den über zwan-
    zig Jahren, in denen er und der Mann Angehörige derselben
    Familie waren und der ältere jeweils in perfekter Gleichzei-
    tigkeit Großvater wurde, wie der jüngere wiederholt Vater
    wurde, kam während der ersten zehn nur wenig Achtung
    in Owen auf, der als Schwiegersohn die schattenhafte, ver-
    hätschelte Rolle, die der Professor in seinem eigenen Haus
    spielte, nun in vollem Umfang wahrnahm. Gewiss, letzten
    Endes beruhten das Gewicht der Bücher und die eklek-
    tischen, pittoresken Möbel auf der intellektuellen Arbeit
    dieses Mannes, die zudem der Welt ein Sommerhaus in
    Truro und alle zwei Jahre eine Reise nach Europa abgerun-
    gen hatte. Doch schien er zu sehr in der Welt der Bücher,
    in deren Vorstellungen und Fiktionen zu weilen, als a
    d ss er
    große Wirkung auf die reale Welt hätte haben können.
    Im zweiten Jahrzehnt dieser engen Bekanntschaft konn-
    te Owen, dessen Wissen von der Welt sich vertieft hatte,
    den geschickten Rückzug seines Schwiegervaters aus der
    Frontlinie des Familienlebens besser würdigen, ebenso

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    die gelehrte Leidenschaft, die so viele Vorlesungen und
    sorgfältig überlegte kleine Aufsätze hervorgebracht hat-
    te, zunächst in den beigefarbenen Heften akademischer
    Vierteljahresschriften und anschließend gesammelt in den
    dicken, keuschen Bänden derselben Universitätsverlage,
    die auch mehrere Anthologien des Professors und seine
    kritische Biographie George Herberts herausgebracht hat-
    ten. Diese Jahre, in denen Eustace Goodhue von der Mitte
    des Lebens zur Pensionierung voranschritt, bewirkten nur
    wenig Veränderungen bei ihm, aber große Veränderungen
    bei Owen, der sich vom naiven Jüngling zum reifen, er-
    fahrenen Mann mittleren Alters entwickelte. Sie wurden
    zwei mehr oder weniger ebenbürtige Männer und hatten
    die wohltuende Zuneigung von Menschen füreinander,
    die gemeinsam eine gefahrliche Reise überstanden haben.
    Owen, selbst Vater zweier Töchter, sah schließlich, wie sehr
    die Bindung – durch Biologie und kleinstädtische Weisheit
    der Menschheit – geschwächt wird: Jede Zelle im Körper
    des alternden Vaters wünscht sich sehnliehst, die Tochter
    einem anderen Mann anzuvertrauen, einem Mann ihrer
    Generation, der, ohne Tabus zu verletzen, die elementaren
    Akte vollziehen kann, wie sie der Kreislauf der Generatio-
    nen verlangt.
    In Professor Goodhues’ geistesabwesender Gefälligkeit
    lag etwas, das zu jener Zeit von deren Nutznießer nur un-
    deutlich wahrgenommen wurde – der zweifelhafte Spaß
    an den sexuellen Transaktionen anderer, ein polymorphes
    Teilen,

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