Landleben
unterbrechen, die von der sanft sprechenden
Phyllis nicht geteilt wurde. «Dieses Haus –», sagte Owen,
als er sich bei seinem ersten Besuch umsah, staunend über
den Reichtum an lackierten Holzarbeiten, Knäufen und
Schmuckleisten, über die stattlichen Doppeltüren, das
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walnussbraune Treppenhaus, das sich kraftvoll zum Absatz
emporschwang, wo hohe Bleiglasfenster farbige Schatten
warfen.
«– enthält zu viele Bücher, ich weiß. Das sage ich Eus-
tace auch dauernd, aber er sagt, sie seien seine Werkzeuge
und er wisse nie, welches er als nächstes brauche. Ein Buch
kann unberührt zwanzig Jahre warten, und plötzlich, mit-
ten in der Arbeit an einem langweiligen wissenschaftlichen
Aufsatz, braucht er es ganz dringend. Es ist schrecklich –
denken Sie an die Staubmilben. Ich versuche, die Putz-
frauen dazu zu bekommen, dass sie einmal im Jahr alles
abstauben, und statt dessen kündigen sie.»
«Sie fürchten sich, Mutter», sagte ihre Tochter leise da-
zwischen n
u d warfeinen entschuldigenden Blick in Owens
Richtung.
Doch sie brauchte sich nicht zu entschuldigen. Alle El-
tern sind ihren Kindern peinlich. Seine eigenen Eltern wa-
ren Owen unglaublich traurig vorgekommen, wie sie allen
in der Mifflin Avenue eine zänkische Show ihrer Unzufrie-
denheit und ihres gestörten Verhaltens boten. Im Vergleich
dazu waren Phyllis’ Eltern, wie es schien, mustergültige
Einwohner von Cambridge, so zuverlässig im Einhalten ih-
rer Spielregeln wie die kleinen, miteinander verbundenen
Eiguren, die zur vollen Stunde aus einer Schweizer Uhr
hervorgewackelt kamen. Owen mochte die flinke kleine
Dame des Hauses mit ihrem gestutzten grauen Haar und
den oberen Augenlidern, die auf ihre Wimpern klappten.
Er hatte mit kleinen Frauen – Grammy, Elsie – im Allge-
meinen gute Erfahrungen gemacht.
«Phyl hat uns erzählt, Sie seien ziemlich brillant da rü-
d
ben, an der
c
anderen Ho hschule.»
«Oh, nein, ich bin nichts weiter als ein Student der
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Elektrotechnik, e
d r sich weidlich abrackert. Ihre Tochter
dagegen –»
«– ist klüger als die Professoren», beendete Carolyn
Goodhue den Satz für ihn. «Wir finden das so seltsam, Eus-
tace und ich – Mathematik, jahrelang dachten wir, das sei
nur so eine Phase, die sie durchlaufe, in einem schwierigen
Alter. Mädchen haben das ja, und im Gegensatz zu Jungen
kommen sie auf abwegige Ideen, wie sie rebellieren kön-
nen, und das immer mit diesem süßen Lächeln, dass man
ihnen nichts vorwerfen kann. Aber im Ernst, Liebes» – sag-
te sie zu ihrer Tochter –, «dein Vater und ich sind unheim-
lich stolz. Wir prahlen. Wir lassen uns nichts anmerken,
wenn unsere Freunde uns aufziehen und fragen, warum
ein Mädchen, das am Radcliffe College oder am Wellesley
mit offenen Armen aufgenommen worden wäre, oder am
Bryn Mawr, falls sie nicht mit Jungen zusammen studieren
wollte, warum so ein Mädchen flussabwärts gehen will, an
ein College, das so –»
«Schmuddelig ist», beendete Owen für sie den Satz.
«Mutter», intervenierte Phyllis, «wir sind schmuddelig,
weil wir die ganze Nacht aufbleiben und Sachen auswen-
dig lernen, und die meisten Jungen machen was mit ihren
Händen.»
«Hoffentlich nicht zu viel», schnappte Mrs. Goodhue
und klappte rasch die Augen auf und zu, als Owen lachte:
Er hatte von Phyllis nie einen unanständigen Witz gehört,
irgendwie kamen sie ihr nicht in den Sinn.
Ihre scheue gebeugte Haltung hatte Phyllis von Profes-
sor Goodhue geerbt. Bei ihm war diese Haltung allerdings
nicht der Versuch, übermäßige Schönheit zu verbergen,
sondern das organische Produkt eines am Schreibtisch oder
zusammengerollt lesend im Sessel verbrachten Lebens.
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Mit dem Kinn auf der Brust wirkte er so, als hätte er keinen
Hals, und in der Mitte war er geschwollen wie ein altmo-
discher Tonkrug, während der Kopf nach vorn geneigt war,
als wollte er gleich eine Vorlesung von sich geben. Seine
Stimme war dünn und matt und produzierte ihr Geräusch
beim Einatmen, mit der gleichen Lungenbewegung, als
saugte er an einer Pfeife. In Owens begrenzter Sicht war er
jemand, der mehr in sich aufnahm, als er von sich gab, auch
wenn ein gelegentliches leises Lachen, wie das Krachen von
trockenem Leim in einer alten Bindung, als zustimmendes
Zeichen gedeutet werden konnte. Er reagierte mit Erstau-
nen auf Owens Erscheinen in seinem Haus und an seinem
Tisch, und er betonte dieses Erstaunen,
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