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Landleben

Landleben

Titel: Landleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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ersten Be-
    gegnung mit Phyllis, bevor die Hochzeit stattgefunden
    hatte, tauchten aus Phyllis’ Koffer einige Socken und Un-
    terhosen von Owen auf, die Phyllis, in argloser Inbesitznah-
    me, in der Maytag ihrer Eltern gewaschen hatte, was bei
    ihrer zukünftigen Schwiegermutter einen Anfall von mür-
    rischer Laune auslöste, die auch mit den Jahren nie ganz
    abflaute, obwohl Enkelkinder und Weihnachtsgeschen-
    ke und schließlich stetige finanzielle Unterstützung aus
    der Ehe ihres Sohnes zu ihr gelangten. Obwohl sie selbst
    nicht besonders religiös oder konventionell war, nahm sie
    Anstoß an Phyllis’ liberalen Ansichten, dem selbstbewusst
    lässigen Stil ihrer Kleidung und an ihrem erhabenen Man-
    gel an Disziplin gegenüber den Kindern. In dem beengten
    kleinen Haus prallten die gegensätzlichen Energieströme
    der zwei Frauen aufeinander, und die nur halb willkom-
    menen Besucher suchten in Autoexkursionen und Spielen
    im Garten die Flucht. Der Widerstand seiner Mutter gegen
    Phyllis, die anders als Elsie das Gezerre nicht intuitiv er-
    fasste, stärkte Owens Loyalität während der kurzen Dauer
    ihrer Besuche, gab jedoch auf einer tieferen Ebene, als sie
    wieder in Middle Falls waren, seiner bevorstehenden Un-
    treue den Segen.
    In der Zeit, als Lyndon Johnson Präsident wurde,
    schmolzen alte Vorstellungen von Anstand und Mäßigung
    dahin. Johnson befahl die Bombardierung Nordvietnams,
    nachdem ein Zerstörer der US-Marine im Golf von Tong-
    king angegriffen worden war. In Philadelphia wurden
    über zweihundert Menschen in Unruhen und Protesten

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    Schwarzer gegen das brutale Vorgehen der Polizei verletzt.
    Malcolm X nannte den amerikanischen Traum einen ame-
    rikanischen Albtraum. Zu den Hits unter den Singles des
    Jahres gehörten Louis Armstrongs «Hello, Dolly!», Roy
    Orbisons «Pretty Woman», sowie «Baby Love» von den
    Supremes, «A Hard Day’s Night» von den Beatles und
    Dean Martins «Everybody Loves Somebody». Owen und
    Faye trafen sich bei zahlreichen Zusammenkünften in der
    Stadt, formellen und zwanglosen, kleinen und großen, und
    legten ihre ganze Spannung in manierliche kurze Gesprä-
    che und leichte Berührungen, die sie für so diskret hiel-
    ten, dass niemand sie bemerkte. Und wenn doch jemand
    sie bemerkte, dann war das in Ordnung, denn in diesem
    gesellschaftlichen Rahmen war es zu erwarten, dass man-
    che Männer und Frauen besonderen Gefallen aneinander
    fanden. Einander zu mögen und gemocht zu werden war,
    was alle brauchten, um den alltäglichen Trott zu bewäl-
    tigen: Kinder großziehen, den Haushalt führen, den Le-
    bensunterhalt verdienen, Stunde um Stunde. Es war das,
    woran sie sich hielten, anstelle von dem, was die Jüngeren
    hatten – provozierende Vogelscheuchen-Kleider, Drogen,
    Pofbuden, das Schlafen, wo und in wessen Arme man ge-
    rade gesunken war. Bis zu einem gewissen Grad billigten
    sogar Jock und Phyllis das, was sie sehen und ahnen konn-
    ten, denn einen Ehepartner zu haben, der begehrt wurde,
    machte einen selbst begehrenswerter, steigerte den Wert
    dessen, was man an den Tisch allgemeiner Bekanntschaf-
    ten brachte.
    Auf einer Party bei den Morrisseys, wo das voll gestopf-
    te, künstlerisch legere Interieur des Illustrators latenten
    Leichtsinn förderte, sagte Faye zu Owen zwischen ihren
    Zähnen hindurch, als könnte man sonst, was sie sagte, von

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    ihren Lippen lesen: «Mein Psychiater möchte, dass ich dir
    eine Frage stelle.»
    «Im Ernst? Was denn?»
    «Rate mal.»
    Seine Gedanken flatterten gehorsam umher – verdutzt
    von der Neuigkeit, dass sie zu einem Psychiater ging – , fan-
    den aber keinen Anhaltspunkt. «Ich passe.»
    «Es ist so offenkundig, Owen. Er möchte, dass ich dich
    frage, warum du nicht mit mir schlafen willst.»
    Er hatte das e
    G fühl, dass sein ga z
    n er Körper errötete,
    wie in heißes Wasser getaucht. «Ich will ja. Aber –»
    «Aber da ist deine reizende Frau.» Fayes kleines Gesicht
    mit seinen großen Zügen wirkte raubtierhaft, als sie bei
    den letzten Worten die Lippen zurückzog.
    «Ich wollte sagen: Aber wie stellen wir es an?»
    Sie öffnete den Mund zu einem Lachen, aber in ihrer
    Anspannung brachte sie keinen Laut hervor. Auch sie spür-
    te das heiße Wasser. «Dabei bist du so klug, höre ich, und
    kannst

    das Innere von Computern ordnen. Weißt du, wie
    man das Telefon benutzt, oder ist das zu simpel?»
    Doch es war keineswegs simpel: Sein Telefon bei E-O
    Data, wo sein Schreibtisch nur

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