Landleben
etwas Herz-
zerreißendes – wie die scheue, hoffnungsvolle Frage eines
Kindes. Sie überzeugte ihn, dass er die Antwort wusste. In
den Monaten der Affäre wurde er in seinen Liebesakten
mit Phyllis selbstbewusster und beharrlicher. Er sprach
fester und herzlicher zu seinen Kindern, wenn sie durch
den Nebel seiner geistigen Abwesenheit leibhaftig vor ihn
traten. Auf Fotos aus jener Zeit wirkte er wirr und wild. Er
war der Welt insgesamt mehr zugetan – der alten Fabrik-
stadt mit ihren Dienstleistungen und fröhlich-schwerfälli-
gen Einheimischen, dem Winterwetter und dem Kratzen
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des Schneepflugs und ihrem behaglichen Freundeskreis.
Besonders war er Jock zugetan, er wollte den Mann umar-
men, den rotgesichtigen Jock mit seinem festgeklebten Al-
koholikergrinsen, weil er ein solches Juwel von Schönheit
und Lüsternheit ernährte und beschützte. Er konnte das
Wunder kaum begreifen – diese wohlversorgte Frau, mit
derart teuren und witzigen Kleidern, ging solche Risiken
ein, um Dinge für ihn zu tun, die Phyllis nur widerwillig,
ironisch, mit abgewendetem Blick tat, selbst in der Sicher-
heit ihr
es eigenen Hauses und bei aller Zustimmung der
Gesellschaft, die jeden seiner Stöße billigte.
Warum Faye sich so leichtsinnig und anbetungswürdig
verhielt – warum überhaupt eine Frau das tat –, war Owen
noch immer nicht klar. Er nahm an, dass sie sich etwas als
Gegengabe gewünscht hatte, ihn als Ehemann, und dass er
es versäumt hatte, ihr das zu geben; die Hitze seines Ver-
sagens brannte ihr Bild in ihn ein. Er würde seine Loya-
lität bekunden, wo immer er konnte – in seinem inneren
Theater. Er würde sich immer daran erinnern, wie sie in
bestimmten Momenten ausgesehen hatte, in wehmütigen
Momenten, wenn ihre allgemeine weibliche Schönheit
sich mit etwas Spezifischem und Kompliziertem in ihrem
Gesicht vermählte, einem Bewusstsein von gegenläufigen
Strömungen und Halblügen und einer darunter liegenden
Traurigkeit. «Nun ja, ich bin froh, dass du es warst», sagte
sie am Ende und versuchte, ein Lebensstadium darin zu
sehen, eine gelernte Lektion.
Gegen Ende ihrer Affäre wurden sie sorglos. Als sie ein-
mal ein intimes Fleckchen an einer unbefestigten Straße
suchten und der schwere Mercedes im Märzmatsch ste-
cken blieb, mussten sie von dem Haus des Mannes, auf
dessen Besitz sie sich unerlaubterweise befanden, einen
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Abschleppwagen anrufen. Der schmuddeligen Motels und
heimlichen Ausflüge überdrüssig, schmuggelte sie ihn in
ihr Haus, wenn Jock fort war und die Kinder in der Schu-
le und weder Klempner noch Putzfrau zu erwarten waren.
Wenn sie nach einer Weile für sie beide etwas zu essen oder
zu trinken holte, wanderte sie nackt durch die winterhel-
len Räume, wie ein Reh, das im tarnenden Wald zu Hause
ist. Wenn sie dann zu ihm zurückkam, wo er matt in dem
zerwühlten Gästebett lag, brach sie oft in Lachen aus über
etwas, das sie gesehen hatte, das Staunen und die Dank-
barkeit in seinem Gesicht. Sie lachte, und ihr Mund blieb
noch eine Sekunde offen, wenn der mädchenhaft hohe
Ton verklungen war. Noch jetzt, als älterer Einwohner von
Haskells Crossing, der in beide Richtungen blickt, bevor
er seinen knirschenden Körper umsichtig über die Straße
zwingt, spürt er, wie sein Herz springt, wenn er eine jun-
ge Frau von einer gewissen Straffheit und mit knochigem
Gesicht aus dem 7-Eleven kommen oder vor dem neuen
Starbucks warten sieht und sie jemanden, den sie plötzlich
auf der Straße erspäht, mit einem breiten Grinsen begrüßt,
bei dem sie ihr Zahnfleisch und ihre Zähne entblößt, so
wie Faye ihn immer auf ihren und Jocks Partys begrüßte.
Sie ist dann zu ihm zurückgekommen.
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IX Genesung
Faye war es, die es beendete, indem sie ihrem Mann da-
von erzählte. Sie sagte es Owen am Telefon. Als er, bei-
nahe atemlos von dem Schlag des Betrugs, sie nach dem
Grund fragte, blieb sie vage. «Oh – mein Psychiater fand,
es verwirre mich. Es war zu viel, Owen. Ich wusste nicht,
was du wolltest, und es hat mich umgebracht, ehrlich. Es
tut mir Leid. Hätte ich dich nicht so sehr geliebt, hätte ich
vielleicht besser damit umgehen können.»
«Aber du hast mir nie etwas gesagt. Du warst immer
so fröhlich, so – so freigebig und vergnügt. Als ob du gar
nichts anderes wolltest. Sogar damals, als wir stecken ge-
blieben sind – du warst so cool, wie du dem Mann Geld
für das In-Ordnung-Bringen der
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