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Landleben

Landleben

Titel: Landleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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dauernd
seinen Scheiß zugeschoben, auf so subtile Art, dass keiner         ihm einen Vorwurf daraus machen konnte, aber ich hab’s
genau gemerkt, und er hat immer so höflichen Stuss gere-
det wie ‹Ich überlass das dir›, oder ‹Sei doch bitte so lieb›,
und bla-bla-bla, und am Ende musste ich buchstäblich die
ganze Nacht den Maschinencode durchgehen und jede
einzelne Zahl mit einem Master vergleichen, über zwanzig
Seiten in Punktraster, und fast keine Tinte auf dem Band,
ein Wunder, dass ich dabei nicht blind geworden bin. Und
dann, am Morgen, weißt du, was der Mistkerl gemacht
hat?»
    «Nein. Was denn?», sagte Owen, in der Hand sein zwei-
tes Bier, von dem er hoffte, dass es die beiden starken
Bourbons vom Empfang verdünnte, falls er später noch
eine Leistung bringen musste. Er lernte, sich in diesen
Dingen zu mäßigen, nach dem Prinzip der aufgeschobenen
Befriedigung.
    «Er hat gesagt: ‹Danke, danke, Antoinette› – das war al-
les, was dieses Miststück gesagt hat, und dann nimmt er
den Ausdruck, den ich korrigiert hatte, Zahl für Zahl, und
alle eventuellen Fehler eingeringelt, was meinen Augen
den Rest gegeben hat, ich muss mir eine neue Brille ver-
schreiben lassen, und ich wette, das war der Grund. Und
dann hatte er den Nerv zu sagen: ‹Danke›, und: ‹Sehr lieb
von dir›, nichts weiter, und legt den Ausdruck auf die ande-
ren Sachen auf seinem Tisch, als war’s eine Winzigkeit, in
fünf Minuten erledigt, obwohl der Scheißer genau wusste,
dass ich die ganze Nacht daran gesessen hatte.»
    «Das ist ja wirklich gemein», sagte Owen. Sein Gehirn
fühlte sich allmählich wie aufgedunsen an, was ihn der
Schuldgefühle enthob und der Sorge, dass Phyllis ihn im
Hotel anrief.
    «Und gleichzeitig zieht er andauernd diese Chauvi-Ma-          sche ab, schwafelt daher, was für einen phantastischen IQ
ich haben muss, weil ich so viel schneller als er Redundan-
zen und unerwünschte Speicherinhalte entdecke, und dass
ich eigentlich seinen Job haben müsste – kannst du dir das
vorstellen, er hatte den Nerv zuzugeben, dass ich seinen
Job haben müsste? –, wenn es so was wie gleiche Chancen
für alle gäbe. Er ist einer von diesen Typen, die denken,
wenn sie sich ordentlich feministisch geben, dann lässt du
sie in dein Höschen. So ein Arsch, also wirklich. So ein ein-
gebildeter Schleimscheißer.»
    «Meine Frau hat viel auf dem Kasten», sagte Owen
schüchtern. «Oder früher wenigstens.»
    Antoinette hörte ihm nicht zu. Sie redete immer weiter
von Eric, dass er sich fürs Büro so wahnsinnig lässig und
jungenhaft kleidete, aber alle halbe Stunde den Kamm
aus der Tasche zog, er hatte welliges rötliches Haar, auf
das er mächtig stolz war, und dass er diese breiten Gürtel
trug, mît Cowboy-Schnallen, damit er zeigen konnte, was
für einen flachen Bauch er hatte – er joggte fünf Meilen
am Tag und trank nur Mineralwasser und Weißwein, um
schlank zu bleiben, wie eine Frau. Sie vermutete, dass er
in Wirklichkeit schwul sei. «Wenn er geht, bewegt er sei-
nen Arsch, ganz bewusst, glaube ich, wie eine Frau – sei-
nen kleinen mageren Arsch und seine langen staksigen
Beine. Warum würde ein Typ, wenn er nicht schwul ist, so
enge Hosen anziehen, in die er nur mit einem Schuhan-
zieher reinkommt? Und zwar keine Bluejeans, die wären
viel zu gewöhnlich, nein, er tragt schwarze Jeans, mit wei-
ßen Nähten auf den Gesäßtaschen. Gott, was für ein aufge-
blasener Wichser.»
    Sogar in Owens Hotelzimmer, als Antoinette ihre Klei-
der ausgezogen hatte und wie eine erregte weiße Schlange durch die Schatten glitt – ihre Haut kalt an seiner, schon
die Kühle ihrer feindseligen Stimmung erregend, etwas,
das er übersehen und überwinden musste –, giftete sie
weiter gegen ihren Kollegen, der sich für zu wichtig hielt,
um zu dieser miesen so genannten Messe zu kommen, und
stattdessen sie geschickt hatte und jetzt erwartete, dass
sie für diesen Gefallen, der keiner war, dankbar war. Noch
wahrend sie gefickt wurde, zischelte ihre Zunge weiter, dar-
über, wie manche Leute ihr den letzten Nerv raubten, da-
bei wüsste sie, dass sie sich das nicht gefallen lassen durfte,
aber genau darauf legen sie es an, diese Megaschweine, ihre
Freundinnen sagen ihr immer, sie soll darüber erhaben sein
und den Mistkerl gar nicht beachten, und noch als Owen
kam – sie war eine von diesen Zirkuskünstlerinnen, die
ihre Beine zurückklappen konnten, als wären sie aus einer
Kanone abgefeuert worden,

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