Landnahme
sind mir das wert. Er weiß von nichts. Er glaubt, ich mache mein Geld mit Pferdewetten.«
»So ein Freund ist Gold wert. Könnte er mich auch ...«
»Vergiss es. Das kommt überhaupt nicht in Frage. Zwei Mann, das wäre zu gefährlich.«
»Verstehe. Ich muss sehen, was ich machen kann. Ich höre mich mal um. Und zweitausend ist garantiert?«
»Garantiert ist gar nichts. Mal mehr, mal weniger, habe ich gesagt. Ich hatte schon einmal fünftausend.«
»In einem Monat?«
»So ist es.«
»Nächste Woche habe ich die Arbeitsstelle, Bernhard. Und die Wohnung und das Telefon auch. Ich kümmere mich sofort darum. Vielleicht gehe ich nach Leipzig, da hätte ich Möglichkeiten. Was hältst du davon?«
»Leipzig? Das ist gut.«
»Und dann? Wie geht es dann weiter? Wann habe ich meine erste Fuhre?«
»Alles Weitere findet sich. Das erfährst du früh genug. Ich rufe dich an, wir treffen uns, und dann geht die Fahrt ab. So läuft das.«
Meine Hände wurden nass. Das Geld reizte mich, es verdrehte mir den Kopf. Die Vorstellung, für ein paar Autofahrten einen solchen Haufen Geld einzustreichen, ließ es nicht zu, die damit verbundenen Gefahren zur Kenntnis zu nehmen, ich schenkte dem Hinweis auf die fünf Jahre seines Freundes keine Beachtung, ich fragte Bernhard nicht einmal danach, wofür sein Kumpel verurteilt worden war. In meinem Kopf tanzten Geldscheine, ein neues Motorrad wirbelte darin herum und eine kleine Segeljacht. Ich war wie benommen, und auf der Fahrt nach Hause hatte ichMühe, mich auf die Straße zu konzentrieren und Bernhard zuzuhören. Ich dachte nur an das Geld. Als wir uns verabschiedeten, umarmte ich Bernhard plötzlich, was ich noch nie in meinem Leben getan hatte und was mir im gleichen Moment unangenehm war, zumal Bernhard sich sträubte und mich irritiert ansah.
»Ich melde mich in einer Woche«, sagte ich, »mit eigenem Telefon aus meiner eigenen Wohnung. Und einer Arbeitsstelle, die genau richtig ist.«
»Vor allem bau den Wagen um. Ein schönes großes Geheimfach, dazu brauchen wir dich.«
»Alles in einer Woche, Bernhard. Versprochen.«
Ich verabschiedete mich am gleichen Tag von Mutter und fuhr nach Leipzig. In Dölitz wohnte eine Cousine, mit der ich mich verstand, in einer alten Villa. Ich konnte bei ihr wohnen und tagsüber, wenn ihr Mann zur Arbeit gefahren war, in seiner Garage an meinem Adler arbeiten. Den Einbau eines zweiten Bodenblechs in dem Wagen schaffte ich spielend in einer Woche. Die nötigen Teile holte ich mir vom Schrottplatz und von zwei Werkstätten in der Nähe von Leipzig. Als ich damit fertig war, konnte man nichts von dem versteckten Fach erkennen, selbst einem Mechaniker würde es nicht auf den ersten Blick auffallen.
Die Wohnung mit Telefon dagegen wurde eine harte Nuss. Ich hatte es eilig, und das machte die Chefs auf dem Wohnungsamt misstrauisch, sie fürchteten eine Falle. Ich erzählte Geschichten von einer hochschwangeren Verlobten, für die ich die Wohnung so dringend benötigte, das war ein Fehler. Einer der Männer sagte mir, ich solle sie heiraten und dann wiederkommen, bei einem verheirateten Paar mit Kind wäre es für ihn leichter, mir zu helfen. In einem anderen Stadtbezirk war ich schon ganz dicht an einer Wohnung. Der Chef hatte sich von seiner Sekretärin einen Karteikasten ins Zimmer bringen lassen und blätterte bereits in den Karten, als ich irgendetwas sagte, was ihn argwöhnischmachte. Ich weiß nicht, was ich gesagt hatte, welches Wort bei ihm einen Verdacht weckte, plötzlich schob er den Kasten beiseite und wurde wütend. Er fragte mich, ob ich ihn für bestechlich halte, und ich solle machen, dass ich mich davonschere, sonst würde er Anzeige erstatten. Als ich endlich eine Wohnung bekam, war das ein heruntergekommenes Loch in Connewitz, bei dem fließendes Wasser der einzige Luxus war. Da ich endlich in das Geschäft mit Bernhard einsteigen wollte, akzeptierte ich sie, obwohl ich dafür fünfhundert Mark hingelegt hatte, für die ich eigentlich eine anständige Wohnung erwartete. An ein Telefon in der Wohnung war nicht zu denken, aber das war kein Problem, für nochmals fünfhundert Mark bekam ich es auf Anhieb, und bereits drei Tage später war es angeschlossen. Ich bedankte mich bei meiner Cousine für das Zimmer und zog in die dunkle Erdgeschosswohnung am Nibelungenring, zwei Zimmer mit einer Küche und einem winzigen Klo. Dann rief ich Bernhard an, sagte ihm, ich sei so weit und erwarte seine Nachricht.
»Mit allem? Bist du mit
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