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Landschaften der Metropole des Todes: Auschwitz und die Grenzen der Erinnerung und der Vorstellungskraft (German Edition)

Landschaften der Metropole des Todes: Auschwitz und die Grenzen der Erinnerung und der Vorstellungskraft (German Edition)

Titel: Landschaften der Metropole des Todes: Auschwitz und die Grenzen der Erinnerung und der Vorstellungskraft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Otto Dov Kulka
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fiel mir schwer, aber ich versuchte, einige Worte mit ihnen über Forschungsthemen zu wechseln. Man gab uns auch eine Kopie aus der Kartei der weiblichen Häftlinge, die Karte meiner Mutter mit ihren Daten: Grund der Inhaftierung – kein Eintrag; Todesdatum – kein Eintrag; Ankunftsdatum und vorheriger Aufenthaltsort: Auschwitz. Die Karte verwahre ich bis heute.
    Was, auch hier …?
    Aber der eigentliche Grund, warum ich diese Begegnung beschreibe, ist ein Vorfall, der sich später ereignete, als wir die kleine Ausstellung, die sich im selben Gebäude befand, besichtigten. Eines der Ausstellungsobjekte war eine lange gläserne Vitrine mit Tausenden von Schuhen, alle durcheinandergeworfen, so wie man sie in die Vitrine hineingestopft hatte und wie man es von Fotografien aus dem Auschwitz-Museum kennt.
    Wir fragten: »Was … auch hier … gingen die Frauen barfuß in den Tod, die Schuhe wurden ihnen vorher weggenommen?« Denn in Auschwitz gehörten diese Schuhe Hunderttausenden von Menschen, die sie nicht länger brauchten, nachdem sie sie in den Fluren der Gaskammern ausgezogen hatten. Die Direktorin der Gedenkstätte sagte: »Nein, diese Schuhe sind aus Auschwitz.«

    Abb. 30
    Tatsächlich, ebenso wie aus Auschwitz Sklavenarmeen – die Frauen, Zugladungen von Sklaven mit geschorenen Köpfen – geschickt wurden, sandte man auch Güterwaggons mit Schuhen, und die Häftlinge von Stutthof waren mit der Untersuchung und der Reparatur der Schuhe beschäftigt, für den Fall, dass in ihnen die letzten Habseligkeiten verborgen waren, welche die längst Vernichteten hatten mit sich nehmen wollen.

    Abb. 31
    Aus diesem Betrieb, der später die Schuhe in alle Teile des Reiches lieferte, blieben die Lederstreifen zurück, die über das gesamte riesige Gelände des Lagers verstreut waren, das, wie ich erwähnte, sich so beeindruckend gepflegt darbot in Gestalt eines weitläufigen Rasens und der rechteckigen Erinnerungsmale aus weißem Stein. Hier nun zeigte sich eine weitere überraschende Verbindung zwischen der Metropole Auschwitz und ihrer Satellitenstadt Stutthof: Nicht nur wurden die Menschen von dem unabänderlichen Gesetz eingeholt, obwohl sie den Ort bereits verlassen hatten, auch die Schuhe der Ermordeten, jener, die ausgelöscht worden waren, begleiteten sie hierher. Und der mächtige Strom der Weichsel, »der bösen Wisła«, des Flusses, dessen oberem Verlauf ich mich bei meiner vorherigen Rückkehr nach Auschwitz mit jenem geschwätzigen Fahrer aus Krakau näherte, der mir über die böse Weichsel erzählte, die über die Ufer tritt, das Land überschwemmt und Mensch und Tier mit sich reißt und in die die Asche der Verbrannten geworfen wurde – das heißt, in ihren Zufluss, in die Sola, die in die Weichsel mündet; und dieser Fluss, der Polen von Süden nach Norden durchquert, bis in die Ebenen Ostpreußens, und der sich über ein riesiges Delta in die Ostsee ergießt, symbolisierte das Verbindungsglied, die Verbindung zum unabänderlichen Gesetz, vor dem es kein Entrinnen gibt.

    Abb. 32
    Es war am 25. Januar 1945
    Auch an dem letzten Ort, an den wir kamen, gab es kein Entrinnen. Das war das Dorf Mikoszewo am Ende der schmalspurigen Eisenbahnlinie, die zu der Fähre führte, die Passagiere über die große Flussmündung brachte. Damals diente sie dazu, die Häftlinge, die den Todesmarsch bis dahin überlebt hatten, an das andere Ufer überzusetzen, wo sie ihren Weg fortsetzen sollten.

    Abb. 33
    Dieser Ort war der Schauplatz des brutalen Massakers an all jenen, die übrig geblieben waren, meine Mutter war bereits nicht mehr unter ihnen.

    Abb. 34
    Er lag einige Hundert Meter von dem Haus entfernt, in dem sie und ihre Freundinnen nach ihrer Flucht unter falschem Namen Unterschlupf gefunden hatten, und es war wie gesagt derselbe Ort, nahe derselben Weichsel, an dem wir später den Friedhof fanden. Wir fanden ihn anhand der Angaben der einzigen Frau, die aus der damaligen deutschen Bevölkerung noch am Leben war und deren Großvater, so erzählte sie uns, dort auch der Bestatter gewesen war. Sie erinnerte sich an die Särge von zwei der vier Frauen, die nachts von jenem deutschen Gehöft gebracht wurden, einer nach dem anderen. Sie zeigte uns den Ort. Es gab keine Grabsteine dort. Danach kehrten wir von jenem Ort zunächst nach Danzig zurück, dann nach Prag und schließlich nach Jerusalem.
    Meine Tagebucheinträge enthalten sehr detaillierte Beschreibungen von dieser Reise, von den Landschaften, den Ereignissen

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