Landung auf Darkover - 1
schätze, daß es etwa drei bis fünf Jahre dauern wird.«
»Sie sind wahnsinnig«, sagte Moray tonlos. »Sie verlangen von uns, daß wir eine komplette Technologie entwickeln!«
»Was der Mensch einmal vollbracht hat, das kann er abermals vollbringen«, erwiderte Captain Leicester unbeirrt. »Und schließlich will ich sie daran erinnern, Mr. Moray, daß wir keine Alternative haben.«
»Den Teufel haben wir!«
»Sie vergreifen sich im Ton«, sagte der Captain streng. »Bitte nehmen Sie Platz.«
»Nein, verdammt! Wenn Sie wirklich glauben, dies alles sei zu schaffen«, sagte Moray, »dann kann ich nur annehmen, daß sie total übergeschnappt sind. Oder daß der Verstand eines Ingenieurs oder Raumfahrers, verglichen mit dem eines geistig gesunden Menschen, völlig anders arbeitet, was bedeuten würde - es besteht überhaupt keine Möglichkeit der Kommunikation. Sie sagen, das Ganze werde drei bis fünf Jahre dauern. Darf ich Sie respektvoll daran erinnern, daß unser Vorrat an Lebensmitteln und medizinischen Artikeln lediglich für etwa ein Jahr bis achtzehn Monate reicht? Darf ich Sie auch an das Klima erinnern … selbst jetzt - da es Sommer wird - ist es rauh und streng, und unsere Unterkünfte sind völlig unzulänglich. Der Winter dürfte auf dieser Welt mit ihrer überstarken Achsenneigung vermutlich ungeheuer brutal sein … ein Winter, wie ihn noch kein Erdenmensch je erlebt hat.«
»Unterstreicht das nicht die Notwendigkeit, so schnell wie möglich wieder von dieser Welt wegzukommen?«
»Nein, es unterstreicht die Notwendigkeit, verläßliche Nahrungsquellen und Schutz zu finden«, widersprach Moray. »Dafür müssen wir unseren vollen Einsatz bringen! Vergessen Sie Ihr Schiff, Captain. Es wird nirgendwo mehr hinfliegen. Nehmen Sie Vernunft an. Wir sind Siedler, keine Wissenschaftler. Wir haben alles, was wir brauchen, um hier zu überleben - um uns hier niederzulassen. Doch wir schaffen es nicht, wenn die Hälfte unserer Energien einem sinnlosen Plan gewidmet wird, wenn alle unsere Reserven darauf verwendet werden, ein hoffnungslos zerstörtes Schiff wiederherzustellen!«
Ein kleiner Aufruhr entstand in der Halle, eine Flut von Schreien, Fragen, Bewegung. Der Captain rief wiederholt zur Ordnung, und schließlich reduzierten sich die Schreie zu dumpfem Gemurmel. Moray verlangte: »Ich fordere eine Abstimmung«, und der Aufruhr erhob sich von neuem.
»Ich weigere mich, Ihren Vorschlag auch nur in Erwägung zu ziehen, Mr. Moray«, sagte der Captain. »Diese Angelegenheit wird nicht zur Abstimmung gelangen. Darf ich Sie daran erinnern, daß ich gegenwärtig den Oberbefehl über dieses Schiff innehabe? Muß ich Ihnen Arrest anordnen?«
»Arrest, verdammt!« zischte Moray höhnisch. »Wir befinden uns nicht mehr im Raum, Captain. Sie stehen nicht mehr auf der Brücke Ihres Schiffes. Sie haben keine Befehlsgewalt mehr über uns, Captain, über keinen einzigen von uns - außer vielleicht über Ihre eigene Mannschaft, falls sie Ihnen noch gehorchen will.«
Leicester stand auf dem Podium, so weiß wie sein Hemd, und seine Augen glitzerten vor Wut. »Ich gebe Ihnen allen zu bedenken, daß MacArans Gruppe, die zur Erkundung ausgeschickt worden ist, Spuren intelligenten Lebens entdeckt hat. Das Expeditionskorps der Erde verfolgt die Grundsatzpolitik, auf bewohnten Planeten keine Kolonien einzurichten. Wenn wir uns hier niederlassen, bedeutet das für die Steinzeitkultur einen Zivilisations-schock!«
Ein weiterer Aufruhr. Moray rief ärgerlich: »Glauben Sie etwa, Ihre Bemühungen, hier eine Technologie für Ihre Reparaturen aus dem Boden zu stampfen, würden etwas anderes bewirken? In Gottes Namen, Sir, wir haben alles, was wir brauchen … wir können hier eine Kolonie gründen! Aber wenn wir alle unsere Kräfte auf ihr wahnsinniges Vorhaben konzentrieren, das Schiff zu reparieren, dann ist es zweifelhaft, ob wir überhaupt am Leben bleiben!«
Captain Leicester unternahm eine deutliche Anstrengung, sich zu beherrschen, aber sein Zorn war offensichtlich. Er sagte grob: »Sie schlagen also vor, daß wir dieses Bemühen aufgeben - und wieder in die Barbarei verfallen?«
Moray war plötzlich sehr ernst. Er kam nach vorn, auf das Podium, und blieb neben dem Captain stehen. Seine Stimme war gefaßt; er sprach vernünftig und ruhig.
»Ich hoffe, das wird nicht der Fall sein, Captain. Der Verstand ist es, der den Menschen über die Barbarei erhebt, nicht die Technologie. Vielleicht werden wir ohne eine hochstehende Technologie
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