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Landung auf Darkover - 1

Landung auf Darkover - 1

Titel: Landung auf Darkover - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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hübscher Name? Fiona? Gälisch bestimmt. Er erhob sich von seinem Bett, rasch nach ein paar Kleidungsstücken suchend, zögerte dann, an der Tür der Kuppel stehend und hinausschauend zum klaren blauen Himmel. Die Monde waren untergegangen, und die helle falsche Dämmerung hatte fern im Osten zu leuchten begonnen, ein Regenbogenlicht wie eine Morgenröte, die, wie er annahm, von dem fernen Gletscher reflektiert wurde, den er nie gesehen hatte, nie sehen würde, nie sehen wollte.
    Er schnupperte im Wind, und als er ihn in seine Lungen einsog, überkam ihn ein seltsamer ärgerlicher Verdacht. Letztes Mal hatten sie das Schiff zerstört - diesmal würden sie ihn und seine Arbeit zerstören. Er schlug die Kuppel zu und verschloß sie mit dem Vorhängeschloß, das er von Moray verlangt hatte. Diesmal würde sich niemand dem Computer nähern, nicht einmal jene, denen er am meisten vertraute. Nicht einmal Patrick. Nicht einmal Camilla.
    »Lieg still, Geliebte. Schau, die Monde sind untergegangen, es wird bald Morgen sein«, murmelte Rafe. »Wie warm es unter den Sternen im Wind ist. Warum weinst du, Camilla?«
    Sie lächelte in der Dunkelheit. »Ich weine nicht«, sagte sie leise, »ich denke, daß wir eines Tages einen Ozean finden werden - und Inseln - für die Lieder, die wir heute abend gehört haben, und daß eines Tages unsere Kinder sie dort singen werden.«
    »Bist du dazu gelangt, diese Welt so zu lieben wie ich, Camilla?« »Lieben? Ich weiß nicht«, sagte sie sinnierend. »Es ist unsere Welt. Wir brauchen sie nicht zu lieben. Wir brauchen nur zu lernen, irgendwie mit ihr zu leben. Nicht nach unseren Bedingungen, sondern nach ihren eigenen.«
Im gesamten Basislager ging der Verstand der Erdmenschen flackernd in Wahnsinn, in unerklärliche Freude oder Furcht über. Frauen weinten, ohne zu wissen warum, oder lachten in plötzlicher Freude, die sie nicht erklären konnten. Pater Valentine, der in seinem isolierten Obdach schlief, erwachte und kam ruhig den Berg herunter und gelangte unbemerkt in die Halle in New Skye, um sich mit ihnen in Liebe und vollständiger Billigung zu vermischen. Wenn die Winde sich legten, würde er in die Abgeschiedenheit zurückkehren, aber er wußte, daß er nie wieder vollkommen allein sein würde.
Heather und Ewen, die gemeinsam Nachtdienst im Hospital machten, sahen die rote Sonne am wolkenlosen Himmel aufgehen. Mit verschlungenen Armen wurden sie aus ihrer stillen ekstatischen Betrachtung des Himmels (tausend rubinrote Funken, der strahlende Ansturm von Licht, das die Dunkelheit zurücktrieb) durch einen Schrei hinter ihnen gerissen, ein schrilles, stöhnendes Jaulen vor Schmerz und Entsetzen.
Ein Mädchen stürmte aus ihrem Bett an ihnen vorbei, in Panik geraten durch den plötzlichen Schmerz, das strömende Blut. Ewen hob sie hoch und legte sie nieder, indem er all seine Kraft und Ruhe aufbot und versuchte, die Vernunft zu fokussieren (du kannst die Oberhand darüber gewinnen! Kämpfe! Versuche!), hielt aber mitten im Tun inne, gestoppt durch das, was er in ihren verängstigten Augen sah. Heather berührte ihn mitleidig.
»Nein«, sagte sie, »du brauchst es nicht zu versuchen.«
»O Gott, Heather, ich kann nicht, nicht so, ich kann es nicht ertragen …«
Die Augen des Mädchens waren weit und entsetzt. »Kannst du mir nicht helfen?« bettelte sie. »Oh, hilf mir, bitte, hilf mir …«
Heather kniete sich hin und nahm das Mädchen in ihre Arme. »Nein, Schatz«, sagte sie sanft. »Nein, wir können dir nicht helfen, du wirst sterben. Habe keine Angst, Lauraliebling, es wird sehr schnell gehen, und wir werden bei dir sein. Weine nicht, Liebling, weine nicht, es gibt nichts zu fürchten.« Sie hielt das Mädchen fest in ihren Armen, murmelte ihr zu, tröstete sie, jedes bißchen Furcht spürend und mit der Stärke ihrer Beziehung besänftigend, bis das Mädchen ruhig und friedlich an ihrer Schulter lag. Sie hielten sie so, mit ihr weinend, bis sie zu atmen aufhörte; dann legten sie sie sanft auf das Bett, bedeckten sie mit einem Laken und gingen kummervoll Hand in Hand in den Sonnenaufgang hinaus und weinten um sie.
    Captain Leicester sah die Sonne aufgehen und rieb seine müden Augen. Er hatte seine Augen nicht von der Konsole des Computers genommen und über die einzige Hoffnung gewacht, diese Welt vor der Barbarei zu retten. Einmal, kurz vor der Morgendämmerung, hatte er gemeint, Camillas Stimme von der Tür her nach ihm rufen zu hören, aber es war bestimmt Einbildung.

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