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Landung ohne Wiederkehr

Landung ohne Wiederkehr

Titel: Landung ohne Wiederkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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drinnen, in der bequemen, auf menschliche Bedürfnisse zugeschnittenen Welt, sorgfältig abgeschirmt gegen eine lebensfeindliche Umgebung. Die Nacht dort draußen mußte hell von ihrem Licht sein.
    Wann hatte er sie zuletzt gesehen? Schon lange nicht mehr. Er begann zu überlegen, in welcher Phase sie jetzt sein könne. Voll? Oder eine Sichel? Vielleicht nur ein heller Fingernagel von Licht tief am schwarzen Himmel?
    Eigentlich hätte jene Welt einen lieblichen Anblick bieten sollen. Einst hatte sie es getan, aber das lag Jahrhunderte zurück, bevor die Raumfahrt üblich und billig geworden und ehe dieser Ort hier ausgebaut worden war. Nun war das liebliche Himmelslicht zu einer neuen und schrecklicheren Teufelsinsel geworden, aufgehängt im Raum.
    Sogar der Name wurde kaum noch ausgesprochen, so groß war der Abscheu. Die Leute sagen »es« oder »sie«, wenn sie sich nicht auf eine stumme Aufwärtsbewegung des Kopfes beschränkten.
    Parkinson sagte: »Sie hätten mir erlauben sollen, den Fall ohne Berücksichtigung eines Verbannungsurteils zu programmieren.«
    »Aber wozu? Es hätte am Ergebnis nichts geändert.«
    »Nicht an diesem, Dowling. Aber ich denke an zukünftige Fälle. Künftige Urteile hätten vielleicht im Geiste eines humaneren Strafvollzugs die Todesstrafe verhängt.«
    »In einem Fall von Sachbeschädigung? Sie träumen.«
    »Es war eine Affekthandlung. Zugegeben, es handelte sich um beabsichtigte Körperverletzung; aber von vorsätzlicher Sachbeschädigung kann nicht die Rede sein.«
    »Das hat nichts zu bedeuten. Fehlender Vorsatz gilt in solchen Fällen nicht als strafmildernd. Sie wissen das.«
    »Es sollte aber als strafmildernd gelten. Das ist, worauf ich aufmerksam machen wollte.«
    Parkinson schob einen Bauern vor, um seinen Springer zu decken.
    Dowling überlegte. »Sie möchten wieder mit der Königin angreifen, Parkinson, aber da haben Sie bei mir kein Glück ...« Und während er nachdachte, sagte er: »Wir leben nicht mehr in primitiven Zeiten, Parkinson. Wir leben in einer überfüllten Welt, in der für Irrtümer kein Spielraum mehr ist. Eine Lappalie wie ein Kurzschluß in einem Hauptkabel kann einen beträchtlichen Teil unserer Bevölkerung gefährden. Wenn Menschen sich in irrationalen Gefühlsaufwallungen an Versorgungsleitungen vergreifen, ist das eine sehr ernste Sache.«
    »Ich will das nicht in Abrede stellen ...«
    »Sie schienen es aber zu tun, als Sie das Programm der Verteidigung ausarbeiteten.«
    »So müssen Sie das nicht sehen. Vergessen Sie nicht, daß Jenkins' unverantwortliche Handlung mich genauso gefährdete wie jeden anderen. Ich bin mir dessen durchaus bewußt. Mein Argument ist lediglich, daß Verbannung nicht die geeignete Strafe sein kann.«
    Er klopfte bekräftigend auf das Schachbrett, und Dowling ergriff die Königin, bevor sie umkippte. »Sie irren sich, Parkinson«, sagte er, den Blick auf das Spiel gerichtet. »Es ist die richtige und geeignete Bestrafung, weil es keine härtere Strafe gibt und weil die härteste Strafe dem schlimmsten Verbrechen angemessen ist. Sehen Sie, wir sind uns alle der absoluten Abhängigkeit von einer komplizierten und ziemlich anfälligen Technologie bewußt. Ein Zusammenbruch könnte unser aller Ende bedeuten, und daher spielt es überhaupt keine Rolle, ob der Zusammenbruch vorsätzlich, zufällig oder durch Dummheit herbeigeführt wurde. Wenn ein Mensch wie Jenkins so wenig Verstand hat, daß er mit einem Lasergerät herumfuchtelt, als ob es ein Korkenzieher wäre, dann ist er gemeingefährlich. Die Bevölkerung verlangt die Höchststrafe für eine solche Tat, weil sie sich nur so sicher fühlen kann. Ein rascher, schmerzloser Tod wirkt nicht abschreckend genug.«
    »Da bin ich anderer Meinung. Niemand möchte sterben.«
    »Die Verbannung dort oben fürchten sie noch mehr. Deshalb hatten wir in den letzten zehn Jahren nur einen solchen Fall, und nur eine Verbannung. Hm – da, jetzt sind Sie dran!« Und Dowling schob seinen Turm ein Feld nach rechts.
    Eine Signallampe blinkte. Parkinson sprang auf. »Ende der Programmeingabe. Der Computer wird das Urteil schon haben.«
    Dowling blickte phlegmatisch auf. »Haben Sie vielleicht Zweifel, wie der Urteilsspruch lauten wird? Lassen wir das Brett stehen. Wir können die Partie nachher beenden.«
    Parkinson war überzeugt, daß er nach der Urteilsverkündung nicht die Nerven haben würde, die Schachpartie fortzusetzen. Gefolgt von Dowling, eilte er den Korridor entlang zum

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