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Landung ohne Wiederkehr

Landung ohne Wiederkehr

Titel: Landung ohne Wiederkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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Neurophotoskop erzeugt Farbeffekte, wirkliche Bilder, die die Luft zu füllen scheinen und sich sehr rasch verändern. Man kann sie fotografieren, und sie sind wirklich schön.«
    »Ich habe solche Aufnahmen gesehen«, sagte der General kalt.
    »Haben Sie auch den Vorgang selbst beobachtet?«
    »Einmal oder zweimal. Sie waren selbst zugegen.«
    »Ach, ja ...« Der Professor geriet aufs neue in Verwirrung. Er stammelte: »Aber – aber Sie haben diesen Mann noch nicht gesehen, Sir: unseren neuen Patienten.« Er nickte zu dem Mann auf dem Stuhl, einem Mann mit spitzem Kinn, langer Nase, völlig kahlem Schädel und einem gleichbleibend stumpfsinnigen Gesichtsausdruck. Seine Augen blickten abwesend, waren ins Leere gerichtet.
    »Wer ist das?« fragte der General.
    »Wir nennen ihn nur Steve. Er ist geistig zurückgeblieben, erzeugt aber die intensivsten und abwechslungsreichsten Muster, die wir bisher gefunden haben. Warum das so ist, können wir noch nicht sagen. Ob es mit seinem Geisteszustand zu tun hat oder nicht ...«
    »Wollen Sie mir zeigen, was er kann?« unterbrach ihn der General.
    »Gern, wenn Sie zusehen wollen, General.« Harding nickte Ben Fife zu, der sofort in Aktion trat.
     
    Der Patient beobachtete Fife wie gewöhnlich mit sanftem Interesse, tat, wie ihm geheißen wurde, und leistete keinerlei Widerstand. Der leichte Plastikhelm paßte genau auf seinen rasierten Schädel, und jede der zahlreichen Elektroden war genau justiert. Fife versuchte unter der ungewöhnlichen Spannung schnell und sicher zu arbeiten, denn er fürchtete, daß der General wieder auf die Uhr blicken und vorzeitig gehen würde. Als alles vorbereitet war, trat er aufatmend zurück. »Soll ich jetzt aktivieren, Professor Harding?«
    »Ja, Mr. Fife. Tun Sie es.«
    Fife schloß behutsam einen Kontakt, und augenblicklich schien die Luft über Steves Kopf von farbigen Mustern durchwirkt und in Bewegung. Kreise erschienen, dann waren es Kreise in Kreisen, die sich drehten, wirbelten und sich teilten.
    Fife verspürte ein deutliches Unbehagen, unterdrückte es jedoch. Das war die Empfindung der Versuchsperson, nicht seine eigene. Auch der General mußte es wahrgenommen haben, denn er rückte auf seinem Stuhl hin und her und räusperte sich vernehmlich.
    »Die Muster enthalten nicht mehr Informationen als die Gehirnwellen«, sagte Harding, »aber sie lassen sich viel leichter studieren und analysieren. Die Wirkung ist etwa der eines Mikroskops vergleichbar. Nichts Neues wird hinzugefügt, aber was ist, kann besser beobachtet und gedeutet werden.«
    Steves Unbehagen wuchs. Fife fühlte, daß die kalte und kritische Gegenwart des Generals der Anlaß war. Obgleich Steve weder seine Haltung veränderte noch irgendein äußeres Zeichen von Furcht zu erkennen gab, wurden die Farben in den von seinem Geist geschaffenen Mustern zunehmend greller, und in den äußeren Kreisen entstanden disharmonische Verschlingungen und Verknotungen.
    Nach einer Weile hob der General die Hand, als wolle er die flackernden Lichterscheinungen wegstoßen. »Was hat das alles zu bedeuten, Professor?« fragte er.
    »Mit Steve machen wir raschere Fortschritte denn je. In den zwei Jahren, seit ich das erste Neurophotoskop entwickelte, haben wir bereits mehr gelernt als in den fünfzig Jahren davor. Mit Steve und anderen wie ihm, und – ah – mit der Unterstützung anerkannter Wissenschaftler aus aller Welt ...«
    »Man hat mir gesagt, Sie könnten mit dieser Methode ein fremdes Bewußtsein erreichen«, sagte der General brüsk.
    »Bewußtsein erreichen?« Harding überlegte. »Sie meinen Telepathie? Nun, das ist wohl übertrieben. Dafür sind die Bewußtseinsstrukturen zu verschieden. Die Einzelheiten Ihrer Denkart sind anders als die meinen oder jene irgendwelcher anderer Leute, und die Muster, die das Neurophotoskop in elektrischer Gehirntätigkeit sichtbar macht, stimmen nicht überein. Wir müssen Gedanken in Worte übersetzen, was eine viel grobschlächtigere Form der Kommunikation ist, und selbst auf dieser vergleichsweise primitiven Ebene fällt es uns Menschen schwer, untereinander Kontakt zu finden.«
    »Ich spreche nicht von Telepathie! Ich spreche von Gemütsbewegung! Wenn die Versuchsperson zornig wird, verspürt auch der Empfänger Zorn. Ist das richtig?«
    »In einer Weise trifft das zu, ja.«
    Der General war sichtlich erregt. »Diese Dinger da ...« Seine Rechte führte eine zustoßende Bewegung aus, als wollte sie die mittlerweile höchst unerfreulich

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